Bistum Limburg: So viele Kirchenaustritte wie nie zuvor
9439 Menschen sind 2019 im Bistum Limburg aus der katholischen Kirche ausgetreten. Das ist der zweithöchste Wert nach dem Skandal um den als Protz-Bischof bekannt gewordenen Tebartz-van Elst.
Von red
So viele Menschen wie nie zuvor haben im vergangenen Jahr im Bistum Limburg die katholischen Kirche verlassen. Archivfotos: Mika Beuster/pst
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
LIMBURG - Im Bistum Limburg sind im vergangenen Jahr 9439 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Das sind 1459 Personen mehr als im bisherigen Rekordjahr 2013, als unter anderem infolge des Finanzskandals um den als Protz-Bischof bekannt gewordenen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst 7980 Gläubige der Kirche den Rücken kehrten. 2018 waren es 7791 Menschen. Das geht aus der Kirchlichen Statistik hervor, die das Bistum Limburg am Freitag veröffentlicht hat.
"An den heute vorgelegten statistischen Zahlen 2019 gibt es nichts schönzureden", betonte der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing. Sie zeigten, dass die Kirche mit ihrem pastoralen und sozialen Handeln eine Vielzahl von Menschen nicht mehr für das kirchliche Leben motivieren könne. "Besonders belastend empfinde ich die sehr hohe Zahl an Kirchenaustritten. Was uns in einer Studie im Frühjahr 2019 für die kommenden Jahrzehnte prognostiziert wurde, tritt mit deutlich höherer Geschwindigkeit und in einem kürzeren Zeitabstand jetzt schon ein", so Bätzing. "Wir bedauern jeden Kirchenaustritt und wir laden jeden, der gegangen ist oder gehen will, ein, mit uns zu sprechen."
Entwicklung kommt schneller als prognostiziert
Die Zahlen dokumentierten eine zunehmende Entfremdung zwischen den Kirchenmitgliedern und einem kirchlichen Glaubensleben. Sie und zeigten auch, dass der "Prozess der Erosion persönlicher Kirchenbindung" weiter voranschreite. Mutige Veränderungen seien ebenso notwendig wie neue Formen der Verkündigung des Evangeliums sowie des Miteinanders zwischen Priestern und Laien in der Kirche.
Angesichts der "schmerzhaften Entwicklungen" sprach er den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kirche seinen Dank aus: "Wir dürfen dankbar sein für den engagierten Dienst von Priestern, Diakonen, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten." Das individuelle Engagement kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehe in dem statistischen Zahlenmaterial oft unter.
Bätzing kündigte an, die Zahlen innerhalb des Synodalen Wegs einbringen zu wollen sowie den eingeschlagenen Weg von Transparenz und Aufarbeitung im Bistum konsequent weiterzugehen. "Nach einem erheblichen Verlust von Glaubwürdigkeit müssen wir versuchen, diese zurückzugewinnen.
Die Zahl der Katholiken im Bistum sank wegen der Austritte und der demografischen Entwicklung auf 593.031 Katholiken (2018: 608.080). Damit leben im Bistum Limburg, zu denen Teile von Hessen und Rheinland-Pfalz gehören, etwa 15.000 Katholiken weniger als 2018. Der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung sank auf 23,7 Prozent. (2018: 24,3 Prozent). Das Bistum ist weiter stark international geprägt: 98 159 Katholiken sind ohne deutschen Pass. Das ist etwa jeder sechste Katholik.
Anhaltender Trend beim Sakramentenempfang
Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich beim Sakramentenempfang weiter fort: Die Zahl der Gottesdienstbesucher ging auf 51.131 Personen (2018: 54.202) zurück. Der Anteil fiel auf 8,62 Prozent (2018: 8,91 Prozent). Die Zahl der Gottesdienstteilnehmer wird durch eine Zählung an zwei normalen Sonntagen im Kirchenjahr ermittelt. 2019 gab es im Bistum Limburg 3545 Taufen, 265 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Erstkommunionen blieb mit 4473 verhältnismäßig konstant. Gefirmt wurden 3190 Personen, 904 Paare spendeten sich das Ehesakrament, 82 weniger als im Jahr zuvor. 6173 Katholiken wurden bestattet. 68 Personen traten zur katholischen Kirche über (2018: 78). 225 Menschen wurden wieder in die Kirche aufgenommen (2018: 253).