Legal sprayen: In Blumenrod steht mit der "Hall of Fame" jetzt eine legale Graffitifläche für Sprayer.
Von red
Die neu gestaltete "Hall of Fame" am Jugendcontainer in der Holzheimer Straße. Die Wand wird ihr Aussehen immer wieder verändern und ist eine legale Möglichkeit für Sprayer, ihre Kreativität umzusetzen. Foto: Stadt Limburg
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LIMBURG - Die Limburger Stadtverordnetenversammlung hat die Weichen für die Umsetzung des Konzepts für den neuen Jugendpark in Blumenrod gestellt. Auch wenn bis zur endgültigen Umsetzung noch Zeit vergeht, die ersten Schritte sind mit Hilfe der Jugendlichen vor Ort und den finanziellen Zuschüssen durch das Städtebauförderprogramm "Sozialer Zusammenhalt" (vormals "Soziale Stadt") getan.
"Mit 27,5 Metern Länge und drei Metern Höhe ist es eine der größten 'Halls of Fame' im Umkreis und mit Sicherheit die derzeit attraktivste", schwärmt Freddi, der sich schon seit vielen Jahren für legale Graffitiflächen in Limburg einsetzt. "Hall of Fame" (Ruhmeshalle) oder "Wall of Fame", so werden bei den jugendlichen Sprayern Wände genannt, die jederzeit von ihnen bemalt werden können. In der Regel bleiben dabei die besten Arbeiten länger sichtbar, während die anderen übermalt werden. Das führt dazu, dass mit der Zeit immer hochwertigere Graffitis auf der Wand sichtbar bleiben.
Gelände soll aufgewertet werden
Einen Tag hat es gedauert, bis die Aluverbundplatten an dem Zaun an der Holzheimer Straße angebracht waren. Acht Jugendliche und junge Erwachsene haben dabei geholfen. Das Material im Wert von rund 4000 Euro wird über "Sozialer Zusammenhalt" gefördert. Dennis, der die Idee hatte, den Zaun zu beplanken, freute sich: "Es ist schön, dass gerade in Blumenrod etwas für Jugendliche entsteht. Sonst gibt es hier nicht so viele Stellen, an denen junge Menschen ihre Freizeit verbringen können".
Mit der "Hall of Fame" ist ein wichtiger Schritt getan, das Gelände rund um den Jugendcontainer an der Holzheimer Straße aufzuwerten. Das gesamte Gelände von dort bis hinunter zum Bikepark "Im großen Rohr", mit Ausnahme der Flächen des Dialysezentrums, soll langfristig für Jugendliche als Jugendpark nutzbar gemacht werden. "Jugendliche haben es nicht immer leicht, einen Ort in der Stadt zu finden, an dem sie einfach verweilen dürfen und an dem sie Freunde treffen, ihre Ideen umsetzen und sich ausprobieren können", weiß der städtische Jugendarbeiter Christian Spiegelberg. "An dieser Stelle haben wir die Möglichkeit, einen solchen Raum in den kommenden Jahren zu schaffen." Neben den Sprayern soll es auf dem knapp 15 000 Quadratmeter großen Areal auch Platz für Biker und andere Jugendgruppen geben. Ein Jugendcafé ist genauso in Planung wie eine Baugruppe.
"In den vergangenen Jahren haben wir bereits legale Möglichkeiten für Sprayer in der Stadt geschaffen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass dort, wo es legale Möglichkeiten für Graffiti gibt, weniger illegale Graffiti auftauchen", unterstreicht der Erste Stadtrat Michael Stanke als zuständiger Jugenddezernent.
Biker legen ihre neue Piste selbst an
Auch die Biker waren fleißig. Unweit der neuen Graffitiwand legten sie aktiv Hand am Bikepark an: Die Absprünge und Landungen mussten mit Schaufel und Spitzhacke nachgeformt werden. Der Bikepark existiert seit knapp vier Jahren und ist weit und breit die einzige Möglichkeit für "Dirt Jumper", ihrem Hobby nachzugehen. Bei dieser noch recht jungen Funsportart werden mit speziellen Fahrrädern nach den Absprüngen Tricks in der Luft ausgeführt. An sonnigen Wochenenden nehmen die Biker auch längere Anfahrtswege in Kauf, so wie Felix, der aus Bad Camberg kommt.
Die Anlage braucht aber immer wieder Pflege, denn die aus Erde geformten Starts und Landungen sind Wind und Wetter ausgesetzt. "Diese Arbeiten lassen wir nicht von einer Fachfirma durchführen, sondern die Biker sind selbst dafür verantwortlich", beschreibt Spiegelberg die Idee, die auch für alle anderen Bereiche des Jugendparks gilt: Es entsteht nur das, was von Jugendlichen auch selbst umgesetzt und in Schuss gehalten wird. "Der Platz für die Biker könnte ruhig etwas größer sein, und wir brauchen Wasser, um die Sprünge und Landungen regelmäßig bearbeiten zu können", meint Biker Jona, dessen Wunsch bald Wirklichkeit werden soll. In den kommenden Monaten soll ein "Pumptrack" unterhalb der Holzheimer Straße entstehen. Der bietet auch Jüngeren die Möglichkeit, ihre Fahrfertigkeiten zu verbessern. Durch die aktuellen Coronamaßnahmen muss dieses Projekt erst einmal zurückgestellt werden. Auch die marode Containeranlage, in der bis 2018 die Caritas einen Jugendtreff anbot, soll 2021 durch eine neue ersetzt werden. "Bis das ganze Gelände von Jugendlichen genutzt werden kann, vergehen bestimmt noch drei Jahre", schätzt Spiegelberg.