In Löhnberg ersetzt das Lagerfeuer den Elektroherd

WEILBURG/LÖHNBERG - Weilburg/LöhnbergZeit in der Natur verbringen, ein Feuer machen, Speisen zubereiten und auch essen - das vereint die zehn Teilnehmer eines besonderen Kurses der Volkshochschule (vhs). Als sie an diesem Tag an der Grillstelle am Aussichtsturm bei Löhnberg ankommen, raucht bereits ein Lagerfeuer. Den Tag gestalten Andreas Paesler, von Beruf Heilerziehungspfleger und Erlebnispädagoge, und sein Bruder Daniel.

Die zehn Teilnehmer kommen aus Hintermeilingen, Wilsenroth, Dorchheim, Leun und Braunfels. Mehrere Paare sind darunter und auch Vater mit Tochter. "Mein Vater ist gerne draußen, macht gerne Camping", erzählt die 13-jährige Emma. "Da lag es nahe, ihm diesen Outdoor-Cooking-Tag zum Geburtstag zu schenken."

"Das Lagerfeuer hat so etwas Archaisches und auch Meditatives", sagt ein Mann. Eine Frau nimmt schon zum zweiten Mal an einem solchen Kurs teil, weil es ihr so gut gefallen hat. Ebenfalls unter den Teilnehmern ist der Löhnberger Pfarrer Christian Elias. Er möchte von diesem Tag gerne Eindrücke und Ideen mitnehmen, die er auch in der Jugendarbeit seiner Gemeinde umsetzen kann, beispielsweise mit den Konfirmanden.

André Hahn, Leiter der Volkshochschule Weilburg, freut sich über das große Interesse an diesem Kurs, für den alle einen freien Samstag opfern. "Wir sind immer wieder auf der Suche nach ungewöhnlichen Kursen, solchen, die über die Norm hinausgehen", erzählt Hahn.

Andreas Paesler hat einen Topf mit Kaffee auf das Feuer gestellt, und gleich steigt allen der Duft in die Nase. Das Kaffeepulver wird einfach in heißes Wasser eingerührt. Ein Schuss kaltes Wasser vor dem Ausgießen hinzu und das Kaffeepulver setzt sich am Boden des Topfes ab. "Damit ihr nicht den ganzen Kaffeesatz mittrinken müsst", sagt er.

Natürlich ist man an einem Tag draußen miteinander per Du. Paesler erklärt den Tagesablauf. Es soll ein Ofen gebaut und Brot gebacken, auf dem Feuer sollen Pfannkuchen, Kochbananen, gefüllte Hähnchen im Salzteig und ein Couscous-Eintopf zubereitet werden. Zudem sollen Müsliriegel selbst gemacht und am Feuer getrocknet werden.

Nach dem wärmenden Kaffee, den man an diesem kalten Tag gut gebrauchen kann, beginnt eine kleine Gruppe mit dem Bau des Steinofens. Zunächst wird ein rundes Stück Erde ausgehoben, günstig ist eine leichte Hanglage, damit man den Ofen später gut befüllen kann. Die Bodenfläche wird mit feuerfesten Schamott-Steinen ausgelegt und dann mit gut wärmespeichernden Steinen eine Kuppel gebaut. Ideal hierfür sind Steine, die auch für Sauna-Öfen verwendet werden. Dann wird alles mit Erde abgedichtet.

Nun holt ein Teilnehmer mit einer Schaufel Glut aus dem Lagerfeuer und befüllt den Ofen damit. Die anderen sammeln kleines trockenes Holz und geben es ebenfalls in den Ofen. Das Feuer muss richtig lodern, damit sich die Steine aufheizen. Das dauert etwa eineinhalb Stunden.

Währenddessen hat eine andere Gruppe einen Brotteig angesetzt. Je 200 Gramm Weizen- und Dinkelmehl, 50 Gramm Haferflocken, 100 Gramm Sonnenblumenkerne, etwas Salz und Zucker und ein Beutel Hefe sind die Zutaten. Mit 350 Millilitern warmem Wasser wird der Teig gerührt und geknetet.

Der Salzteig für die drei Hähnchen besteht aus drei Kilogramm Mehl und 1,5 Kilogramm Salz und wird mit zwei Litern Wasser angerührt. Die Füllung besteht aus kleingeschnittenen Äpfeln, Tomaten, Zucchini, Knoblauch, Pfeffer, Salz und Kräutern, Zitrone und Olivenöl. Die Hähnchen werden gefüllt, Zitronenscheiben unter die Haut geschoben, mit dem Salzmantel umhüllt und direkt in die Glut des Lagerfeuers gelegt.

Als der Ofen richtig heiß ist, wird das verbrannte Holz ausgeräumt, die Fläche gesäubert und das Brot hineingeschoben. Nun wird der Ofen luftdicht verschlossen. Mindestens eineinhalb Stunden muss das Brot backen. So lange brauchen auch etwa die Hähnchen.

In zwei Pfannen werden nun Pfannkuchen zubereitet. Es gibt eine deftige Variante mit einer Pilz-Zwiebel-Käse-Soße und eine süße mit Honig. Gewendet werden die Pfannkuchen mit selbstgeschnitzten Holzlöffeln. "Die Kochbananen müssen schon leicht schwarz sein", erklärt Paesler und ergänzt: "Auch wenn die dann nicht mehr so ansehnlich aussehen, schmecken sie einfach besser". Sie werden gewürfelt und dann mit einer Prise Salz in der Pfanne gebraten. Sie sehen dann ähnlich aus wie Bratkartoffeln, schmecken sehr lecker und gar nicht wie Banane.

Die Masse für die Müsliriegel besteht zu gleichen Teilen aus Haferflocken, Mehl, gemahlenen Haselnüssen, geriebenem Apfel und Karotte, Honig und etwas lauwarmem Wasser. Sie werden in Form gebracht und zum Trocknen auf einem flachen Holzstück in die Nähe des Feuers gelegt.

Mit Spannung wird nun der Ofen geöffnet und das Brot herausgenommen. Leider ist es noch etwas weich und muss am Lagerfeuer weiter geröstet werden. Die Hähnchen sehen mittlerweile aus wie verkohlte Steine. Auch sie werden aus der Glut geholt und die Kruste vorsichtig abgeschlagen. Alle Teilnehmer probieren und sind sich schnell einig, dass die Hähnchen sehr lecker schmecken.

Für das Couscous mit Gemüse hat Paesler ein Rezept aus dem Senegal mitgebracht. Den Couscous-Grieß lässt man mit einer Prise Salz und etwas Olivenöl in heißem Wasser fünf Minuten quellen. Das Gemüse besteht aus Zwiebeln, Knoblauch, roter Paprika, Tomaten, Zucchini, Karotte, Aubergine, Kräutern, Olivenöl und Gemüsebrühe. Auch das schmeckt auf dem Couscous sehr lecker.

Am Ende des Tages sind alle Teilnehmer begeistert. "Ich fand es gut, dass wir eine Feuerstelle so vielfältig genutzt haben", sagt ein Mann, der besonders die Pfannkuchen und die Kochbananen auch zuhause mal ausprobieren möchte, und eine Frau ergänzt: "Dass wir alles am offenen Feuer und in dem selbst gebauten Ofen gemacht haben, war richtig toll."

Eine andere Teilnehmerin fand die Teamarbeit besonders schön. "Ich habe nette Leute kennengelernt, war den ganzen Tag draußen in der freien Natur und nehme neue Ideen mit nach Hause", sagt sie. "Genial, voll gelungen, meine Erwartungen wurden übertroffen und sogar das Wetter hat mitgespielt", lobt eine andere Teilnehmerin den Tag. "Das war ein sehr guter Zugang zur Naturpädagogik", sagt eine andere.

Die 13-jährige Emma fand das Brotbacken im selbst gebauten Ofen und die Müsli-Riegel am Besten und Pfarrer Elias meint: "Der Tag hatte eine völlig vom Alltag losgelöste Atmosphäre, so richtig zum Entschleunigen. Wir waren in der Natur, haben das unterschiedliche Wetter erlebt. So etwas zu erleben, geht einfach auch nur in einer Gruppe".