Corona-Impfstoff: Biontech vereinbart bereits erste Lieferung

Der Mainzer Biopharma-Spezialist Biontech leistet Pionierarbeit in der Krebsforschung. Archivfoto: Harald Kaster

Biontech schließt mit Großbritannien seine erste Liefervereinbarung für einen Impfstoff. Weitere Länder sollen folgen. Im Oktober will das Unternehmen die Zulassung beantragen.

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MAINZ. Bei Biontech geht es mit dem Corona-Impfstoff mit großen Schritten voran. Wie das Mainzer Biotechnologie-Unternehmen und sein Kooperationspartner, der US-Pharmariese Pfizer, mitteilen, hat Biontech nun seine erste Liefervereinbarung für ihren Impfstoff-Kandidaten BNT 162 geschlossen: 30 Millionen Impfstoffdosen sollen nach Großbritannien gehen. Natürlich „vorbehaltlich des Erfolgs der klinischen Studien und der behördlichen Zulassung“. Den Worten von Biontech-Chef Ugur Sahin zufolge war das jedoch nur der Auftakt zu weiteren Abschlüssen. Denn man befinde sich „in fortgeschrittenen Gesprächen mit verschiedenen anderen Regierungen“ und hoffe, „bald weitere Liefervereinbarungen bekanntgeben zu können“, sagte Sahin, der sich „bei der Regierung des Vereinigten Königsreichs für die Unterstützung und das uns entgegengebrachte Vertrauen“ bedankt.

Die klinischen Studien am Menschen sind zwar noch nicht abgeschlossen, aber noch im Juli soll den Angaben zufolge die dritte und damit letzte Phase vor einer möglichen Markteinführung beginnen. Mit bis zu 30 000 Freiwilligen. Auch bei der Zulassung hält der Mainzer Spezialist für Immuntherapien das Tempo enorm hoch: War bislang davon die Rede, dass das Unternehmen die nötigen Unterlagen für eine Zulassung noch dieses Jahr einreichen will, teilen Biontech und Pfizer nun mit, dass dieser entscheidende Schritt bereits im Oktober erfolgen soll. Vorausgesetzt, die nun folgenden klinischen Test verlaufen erfolgreich.

Auch die Produktionsziele hat Biontech erhöht: Das Unternehmen gehe derzeit davon aus, weltweit bis Ende 2020 bis zu 100 Millionen Dosen und bis Ende 2021 möglicherweise mehr als 1,3 Milliarden Dosen herstellen zu können, heißt es in der Mitteilung weiter.

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Zu insgesamt vier RNA-Impfstoffkandidaten von Biontech und Pfizer laufen derzeit in den USA und in Deutschland Studien der Phase I und II. In China sollen vergleichbare Tests nun beginnen. Für die zwei am weitesten fortgeschrittenen Kandidaten genehmigte die US-Arzneimittelbehörde FDA kürzlich ein beschleunigtes Zulassungsverfahren.

Erste Ergebnisse der bisherigen Studien in den USA haben Biontech und Pfizer schon veröffentlicht und nannten sie „ermutigend“, auch mehrere Experten hatten von positiven Ergebnissen gesprochen. Probanden - insgesamt waren es 45 gesunde Menschen im Alter von 18 bis 55 Jahren - hatten Antikörper gegen den Erreger Sars-CoV-2 entwickelt. Ob diese Antikörper auch tatsächlich vor einer Infektion schützen, soll nun in den folgenden Test mit Zehntausenden Probanden ermittelt werden.

Pfizer will die Impfstoffen für Amerika produzieren, Biontech für Europa. Und zwar am Firmensitz in Mainz und am Standort Idar-Oberstein, wo bereits die Produktionskapazitäten mit entsprechend hohen Investitionen ausgebaut werden. Den Mainzern zufolge laufen die Anlagen für Impfstoffkandidaten, die für die klinischen Studien benötigt werden, "teilweise schon rund um die Uhr". Auch die Mitarbeiterzahl wächst rasant, ist laut Sahin auf nun rund 1300 geklettert. In China haben die Mainzer eine Kooperation zur Herstellung und zum Vertrieb mit dem chinesischen Pharmakonzern Fosun geschlossen.