Die Berliner Managerin Sigrid Nikutta rückt in den Bahn-Konzernvorstand auf und wird zudem Vorstandschefin von DB Cargo. Der aktuelle DB-Cargo-Chef Roland Bosch räumt seinen...
MAINZ / BERLIN. Es war zum Schluss ein regelrechter Krimi. Hatte die Berufung der bisherigen Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Sigrid Nikutta, in den Vorstand der Deutschen Bahn noch bis Donnerstagmorgen allgemein als sicher gegolten, sorgten im weiteren Tagesverlauf Meldungen über eine Eskalation des Streits um die Neuordnung des Bahn-Vorstandes für Verwirrung. Meldungen, nach denen der Wechsel von Nikutta womöglich doch noch wackeln könnte. Doch die 50-Jährige hat sich durchgesetzt: Wie die Bahn mitteilte, wechselt Nikutta am 1. Januar in den Vorstand des Bahn-Konzerns und soll dort die verlustreiche Güterverkehrssparte sanieren. Und: Wie die Bahn entsprechende Informationen dieser Zeitung bestätigte, sind damit auch die Tage des bisherigen Chefs der Bahn-Schienengütertochter DB Cargo, Roland Bosch, gezählt. Denn Nikutta wird auch Vorstandsvorsitzende von DB Cargo.
Damit muss Bosch nach rund zwei Jahren seinen Posten wieder räumen. Er ist ein Bahn-Eigengewächs und rückte am 1. Dezember 2017 von DB Netze an die Spitze von DB Cargo. Er löste den glücklosen Jürgen Wilder ab, der von Siemens gekommen war. Wilder wiederum hatte den Chefsessel von Alexander Hedderich am 1.Dezember 2015 übernommen. Nikutta wäre also der dritte Wechsel an der DB-Cargo-Spitze innerhalb von vier Jahren. Doch damit nicht genug: Wie diese Zeitung aus Konzernkreisen erfuhr, seien mit der Neubesetzung der Spitzenposition weitere Abgänge im Vorstand der Bahn-Tochter zu erwarten.
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Bosch sei es nicht gelungen, die Probleme bei DB Cargo zu lösen, hieß es weiter. Und die sind gewaltig. Nach Informationen dieser Zeitung ist nach den ersten neun Monaten dieses Jahres bereits ein Minus (Ergebnis vor Steuern und Zinsen) von 231 Millionen Euro aufgelaufen. Es wird damit gerechnet, dass der Verlust bis Jahresende auf mehr als 300 Millionen Euro steigt. Nach wie vor würden zu wenige Güter transportiert und damit zu wenige Umsätze erzielt, ist zu hören. Mit 3,38 Milliarden Euro lag der Umsatz Ende September zwar etwas über dem vergleichbaren Vorjahreswert – aber 170 Millionen Euro unter Plan. Auch die Transport- beziehungsweise Verkehrsleistung lag den Angaben zufolge mit rund 65 Milliarden Tonnenkilometern (transportiertes Gewicht multipliziert mit der Wegstrecke) elf Prozent hinter den Planzahlen zurück.
Erfolgreich im dritten Anlauf
Für Nikutta führte der dritte Anlauf, in den Bahn-Vorstand zu rücken, schließlich zum Erfolg. Der Wechsel an die Spitze von DB Cargo ist für sie überdies auch eine Rückkehr. Entsprechend gut kennt sie sich aus. Denn sie machte bei der Schienengüterverkehrstochter der Bahn Karriere, leitete dort unter anderem die Bereiche Personal und Produktion. 2010 wechselte sie dann aber zu den Berliner Verkehrsbetrieben, wo sie einen guten Job gemacht haben soll. Nikutta hatte nach Informationen des Senders rbb in ihrer Amtszeit das Unternehmen aus der wirtschaftlichen Verlustzone gebracht, seit 2014 werden schwarze Zahlen geschrieben. Die Zahl der Fahrgäste stieg um 20 Prozent.
Mit dem Wechsel von Nikutta zur Bahn wächst der Konzernvorstand von sechs auf sieben Mitglieder. Über die Zukunft von Bahn-Vorstand Alexander Doll, der bislang das Finanz- und Güterressort in Personalunion führte, will der Aufsichtsrat in der übernächsten Woche entscheiden. Doll sollte auch den Verkauf der milliardenschweren Auslandstochter Arriva einfädeln, den der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am Donnerstag aber vorerst stoppte. Das Kontrollgremium billigte hingegen den Kauf von 30 weiteren Hochgeschwindigkeitszügen. Außerdem sollen die ICE-Werke Frankfurt-Griesheim und Cottbus ausgebaut werden. Dort entstehen insgesamt 600 neue Arbeitsplätze.