Hanauer Anschlag löst bei Mainzer Fastnachtern Trauer aus

Blumen und Kerzen liegen und stehen in der Nähe eines Tatortes am Heumarkt. Bei Schüssen an zwei Shisha-Bars in Hanau wurden mehrere Menschen getötet und weitere verletzt. Der mutmaßliche Täter und seine Mutter wurden danach tot aufgefunden. Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt.  Foto: Boris Roessler/dpa

Der Terrorakt in Hanau hat auch bei Mainzer Fastnachtsgrößen Trauer und Bestürzung hervorgerufen. Wie wirkt sich dieses furchtbare Geschehen auf die Mainzer Fastnacht aus?

Anzeige

MAINZ. Gerade einmal 60 Kilometer entfernt sind am Mittwochabend, als in Mainz die Generalprobe für „Mainz bleibt Mainz“ im Schloss über die Bühne ging und die letzten Vorbereitungen für den Start der Straßenfastnacht getroffen wurden, neun Menschen bei einem schrecklichen Anschlag erschossen worden. Wie wirkt sich dieses furchtbare Geschehen auf die Mainzer Fastnacht aus?

Andreas Schmitt, Sitzungspräsident bei „Mainz bleibt Mainz“ kündigt an, dass Hanau am Freitagabend, wenn „Mainz bleibt Mainz“ live im ZDF gesendet wird, voraussichtlich Thema sein wird. Ob im Vortrag oder in seiner Moderation, solle gemeinsam mit dem Sender noch abgestimmt werden, kündigt er an. Die Fastnacht dürfe man sich von solchen Tätern nicht kaputtmachen lassen. „Lache un‘ Flenne in ääm Säckelche“, sagt er. „Wir sind vor solchen Taten nicht mehr gefeit.“ Natürlich solle man den Opfern gedenken. „Aber wenn wir jetzt in Sack und Asche gehen, haben solche Typen gewonnen.“

Reinhard Urban, Präsident des Mainzer Carneval-Vereins (MCV) will an Rosenmontag keine Schweigeminute einlegen – „das wäre auch gar nicht möglich“, sagt er. „Wir sind sehr traurig und fühlen mit den Menschen in Hanau“, sagt er. „Aber, wenn wir uns davon in Mainz jetzt einschüchtern lassen und etwas absagen würden, würden wir dem Täter nur indirekt ein Forum geben. Das möchten wir nicht.“

Anzeige

Deutliche Worte findet auch der Mainzer Polizeipräsident Reiner Hamm: „Wir verfolgen aufmerksam die Entwicklungen in Hanau und haben dabei auch die Einsätze am Wochenende und am Rosenmontag in Mainz im Auge. Unsere Einsatzkonzepte bedürfen jedoch keiner Anpassung, da sie nahezu alle denkbaren Einsatzlagen berücksichtigen.“ Zusätzliche Kräfte seien insofern nicht hinzugezogen worden.

„Das ist brutal und das schockiert“, sagt Oberbürgermeister Michael Ebling zu den Ereignissen in Hanau. Er habe bereits versucht, mit seinem Amtskollegen Kontakt aufzunehmen, den er persönlich gut kenne. „Ich kann das nachempfinden, was das für eine Gemeinschaft bedeutet.“ Die Tat „berührt ungemein“, sagt Ebling, und trotzdem solle man sich das Feiern nicht verderben lassen. Das Feiern der Fastnacht ausfallen zu lassen, sei nicht der richtige Weg. „Sonst sendet man einer einzelnen verwirrten Seele, die Hass säen will, die Botschaft: Du hast Herrschaft über uns.“

Anzeige

Es gehe nicht darum, gedankenlos oder respektlos zu feiern, sondern darin auch „deutlich zu machen, dass unsere Gesellschaft vom Miteinander geprägt ist“. Diese Art zu leben, gelte es zu verteidigen. Dabei sei es „kein Widerspruch Freude zu zeigen und auch innezuhalten und zu trauern“. Für weitere Schlüsse aus der Tat, sei es derweil zu früh, so Ebling. Nun gehe es zunächst darum, die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat abzuwarten, etwa ob es sich tatsächlich um einen Einzeltäter handle oder ob er als Teil eines Netzwerks agiert hätte.

Mahnwache am Abend

Rund 350 Menschen kamen derweil am Donnerstagabend zu einer dreiviertelstündigen Mahnwache auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofes zusammen. In gemeinsamer Trauer wurden Blumen und Kränze niedergelegt sowie aus Teelichtern der Schriftzug „Hanau“ geformt. Auch Politiker anderer Parteien wie der SPD und der Grünen waren dem Aufruf der Partei „Die Linke“ zu der Mahnwache gefolgt.

Im Video: Mahnwache in Hanau