Heute startet in Mainz das Open Ohr Festival. Wie jedes Jahr schafft es Raum für Musik, Kabarett und politischen Diskurs. Das ist für das Wochenende geplant.
Mainz. Es ist angerichtet. Das Programm steht. Die Vorfreude wächst. Am Pfingstwochenende erwartet die Zitadelle das 49. „Open Ohr”-Festival. Noch kein Jubiläum, aber dennoch kein normales Jahr für die Organisatoren. Schließlich liegen schwierige Pandemie-Jahre hinter Künstlern, Planern und Besuchern. „Endlich ist der Rahmen wieder ruhig”, sagte Jugenddezernent Eckart Lensch nun im Rahmen der Vorab-Pressekonferenz. Bedeutet vor allem: Die Planungen konnten diesmal ohne Unwägbarkeiten ablaufen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Im finalen Programm finden sich namhafte Höhepunkte, interessante künstlerische Ausflüge und - wie es sich für das „Open Ohr” gehört - reihenweise Möglichkeiten für gesellschaftlichen oder politischen Diskurs.
Das übergeordnete Thema in diesem Jahr ist bereits länger bekannt. Unter dem Titel „Irr:relevant” widmen sich viele Beiträge im Programm dem breiten Spektrum psychischer Krankheiten und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Politik und natürlich auch denjenigen, die persönlich betroffen sind. „Obwohl inzwischen doch sehr viele Menschen unter psychischen Krankheiten leiden oder im näheren Umfeld betroffen sind, ist es weiterhin ein Tabu-Thema und geht mit einer Stigmatisierung einher”, sagt Isabell Holl von der Projektgruppe „Open Ohr”. Mit zahlreichen Podiumsdiskussionen, Gesprächsrunden, Infoständen und auch künstlerischen Beiträgen will man deshalb beim diesjährigen Festival für das Thema sensibilisieren. Wie breit gefächert der Überbegriff der psychischen Krankheiten ist, zeigt ein Blick auf die Themen der Beiträge. Dabei geht es neben den klassischen Diagnosen auch um Bereiche wie Social Media, Work-Life-Balance oder die generelle Frage „Was ist noch normal?”.
Irr:relevant: Für psychische Krankheiten sensibilisieren
„Trotz der ersten Thematik darf und soll auf dem „Open Ohr” aber natürlich wie immer auch gefeiert und getanzt werden”, betont Yannik Weigelt, ebenfalls Teil des Organisationsteams. Entsprechend habe man sein bestes gegeben, wieder ein facettenreiches und unterhaltsames Programm zu basteln. Probleme habe es dabei angesichts eines in diesem Jahr doch großen Ansturms an Konzert- und Festivalkonkurrenz aber nicht gegeben. Außerdem sei der Künstleretat, der für das Booking zur Verfügung stand auch auf 120.000 Euro erhöht worden. Das Ergebnis ist sehenswert: Die namhafteste Band im Programm ist sicherlich die Gießener Indie-Pop-Kombo „OK Kid”, die am Sonntagabend die Hauptbühne entern werden - und das mit einem speziellen, intimeren „Electronic Set” anlässlich des 10. Geburtstages der Gruppe. Den Auftakt macht am Freitag wie gewohnt eine lokale Gruppe. In diesem Jahr die Mainzer Band „Athapot”. In Sachen Kabarett finden sich mit Friedemann Weise (Freitag, 24 Uhr) und Dave Davis (Samstag, 24 Uhr) auch Namen, die dem breiteren Publikum bekannt sein dürften.
Freuen dürfen sich auch die Freunde von Film und Theater. Anders als noch im letzten Jahr finden die Vorführungen auf Leinwand wieder im „Filmkeller” statt. Das ermöglicht wieder ein breiteres Programm und das eigentlich gewohnte Ambiente. Dort kann man dann unter anderem die bekannten US-Filme „Shutter Island” (Samstag, 22 Uhr) oder „A Serious Man” (Sonntag, 22.15 Uhr) sehen. Die Theateraufführungen finden indes wieder in einem Zelt statt, nachdem die offenere Bühne nicht überall, auch nicht bei den Künstlern, Gefallen fand. Das Programm also steht. Der Vorverkauf laufe ähnlich gut wie im Vorjahr. Die Veranstalter raten entsprechend, sich besser vorab mit Karten einzudecken und nicht auf Tageskarten zu hoffen.