Mittwoch,
13.11.2019 - 10:00
3 min
Nachwuchs findet Wahl cool

Von Regina Tauer
Redakteurin Gladenbach

Wahlllokal in der Mittelpunktschule Hartenrod: Auch hier erfolgt die Stimmabgabe digital via Tablet. Foto: Regina Tauer
BAD ENDBACH - Wahlkabinen stehen an der Wand, Kinder nehmen davor Platz und geben mit ernster Miene ihre Stimme ab. Aus dem Aufenthaltsraum in der Mittelpunktschule Hartenrod ist vorübergehend ein Wahllokal geworden. Gewählt wird das erste Kinder-und Jugendparlament in Bad Endbach. Die Wahl läuft seit 6. November und endet heute.
Der einzige Unterschied zum Ablauf eines Urnengangs, wie man ihn üblicherweise kennt: Die Wahl erfolgt online, dazu liegen Tablets bereit. Wahlzettel aus Papier sucht man vergeblich. Genau genommen gibt es sogar zwei Unterschiede zum Urnengang in der Erwachsenenwelt: Nach erfolgter Stimmabgabe erhalten die Wähler einen Kugelschreiber, einen Aufkleber mit dem Logo des Kinder- und Jugendparlamentes und ein Tütchen Gummibärchen.
Das Wahllokal in der Schule ist eine Möglichkeit, sein Votum abzugeben. Die Kinder und Jugendlichen können aber auch zu Hause oder anderswo online abstimmen. Dazu haben sie von der Bad Endbacher Gemeindeverwaltung einen Zugangscode zugesandt bekommen. Da diese Briefe mit den entsprechenden Daten schon vor Wochen per Post zugestellt wurden, hatten manche Kinder diese nicht mehr parat, berichtet Jan Kutsch von der kommunalen Jugendpflege. Deshalb verlief der Wahlauftakt Mitte vergangener Woche anfangs etwas schleppend.
Doch das Problem ließ sich schnell beheben, jedes Kind, das an der Wahl teilnehmen möchte, verfügt wieder über den Online-Code. "Keiner ist durch das Raster gefallen", sagt Kutsch. Insgesamt waren 763 Wahlbriefe an die Wahlberechtigten versandt worden.
Jeden Tag wählen drei Klassen im Wahllokal in Hartenrod. Am Montag ist die Förderstufe 5c mit von der Partie und ist voll des Lobes. "Ich finde es toll, weil Kinder mitbestimmen können und den Erwachsenen so zeigen können, was für tolle Ideen sie haben", sagt Celine. Die Elfjährige freut sich, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben ein Parlament wählen kann. Celine kennt vier der insgesamt elf Kandidaten. Acht davon werden am Ende ins Parlament einziehen. Sie findet es wichtig, dass sie die Bewerber wenigstens schon einmal gesehen hat, um "ihren Charakter" einschätzen zu können. Adrian (11) ist da ganz strikt: "Mein Freund kandidiert. Den kenne ich und den wähle ich."
"Es ist ein gutes Gefühl, dass wir was erreichen können", findet Hannah. "Es ist der Versuch, dass Dinge, die Kinder sich wünschen, wahr werden", hofft die Zehnjährige. Sie wünscht sich, dass eine kleine Filiale einer bekannten Fastfood-Kette sich in Bad Endbach ansiedelt. Auf ihrer Wunschliste stehen aber auch "coolere Spielgeräte für die Spielplätze" - zum Beispiel eine große Schaukel für ältere Kinder.
Josua will, dass sich "im Dorf was tut und dass mehr für Kinder getan wird". Die Frage, ob das seine erste Wahl sei, verneint Josua: "Ich bin ja selbst zum stellvertretenden Klassensprecher gewählt worden."
Josefine findet es "cool", dass Bad Endbach ein Kinder- und Jugendparlament bekommt. "Da können wir selbst bestimmen, was wir machen können." Sie wünscht sich "bessere Spielplätze und größere Rutschen". Spielplätze müssten für alle Kinder da sein, für kleine wie für große.
Jan Nowosielski ist Kandidat. Der Zwölfjährige hat schon am zweiten Tag seine Stimme abgegeben. Er will die Ideen unterstützen, die an das Kinder- und Jugendparlament herangetragen werden. Jan ist Gruppensprecher in seiner Wohngruppe. Auf ein eigenes Wahlprogramm verzichtet er. Mit selbstgestalteten Flyern wirbt Jan um Stimmen.
Es geht um Mitbestimmung auf kommunaler Ebene
Wie viele Kinder und Jugendliche bisher ihre Stimme abgegeben haben, lässt sich noch nicht sagen. "In der Schule ist die Wahlbeteiligung hoch", weiß Schulsozialarbeiter Jan Hinrichs. Die Wahl zum Kinder- und Jugendparlament war in den vergangenen Wochen auch Thema im Schulunterricht. Eine Arbeitsgruppe hatte das Projekt über Monate vorbereitet und bekannt gemacht, berichten Hinrichs und Kutsch.
Es ging um Mitbestimmung und was es konkret bedeutet, ein eigenes Kinder- und Jugendparlament auf kommunaler Ebene zu haben. Denn schließlich gibt es ein Nachwuchsparlament ja schon für den gesamten Landkreis. Doch dies sei für die konkreten Anliegen der Bad Endbacher Kids dann doch oft weit weg. Sie haben nun bald eine eigene Vertretung - für ihre eigenen Themen.
Am Montag, 18. November, kommt der Wahlausschuss um 10 Uhr zusammen, sagt Jugendpfleger Kutsch. Spätestens am 19. November soll das Ergebnis verkündet werden.