Was will ich eigentlich nach der Schule machen? Was ist der Unterschied zwischen Schul- und Arbeitsalltag? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, haben die Neunt- und Elftklässler der Lahntalschule Biedenkopf (LTS) als Praktikanten in verschiedene Berufe hineingeschnuppert.
Von Laura Wegeund Jonah Schwarz
Praktikantin Noemi Reuter beim Gitarrespielen in der Musikschule "Da capo". Foto: Jonah Schwarz
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BIEDENKOPF/GLADENBACH - Was will ich eigentlich nach der Schule machen? Was ist der Unterschied zwischen Schul- und Arbeitsalltag? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, haben die Neunt- und Elftklässler der Lahntalschule Biedenkopf (LTS) als Praktikanten in verschiedene Berufe hineingeschnuppert.
Das Spektrum der Praktika-stellen ist groß. Supermärkte, Reisebüros oder Musikschulen sind ebenso vertreten wie kleine Geschäfte, Tierärzte oder pharmazeutische Betriebe. Viele Schüler haben Bewerbungen geschrieben und Bewerbungsgespräche geführt, hatten dabei Erfolg oder wurden abgewiesen.
Für die Elftklässler dient das Betriebspraktikum bereits der Berufsfindung, die Neuntklässler sollen sich in erster Linie einen Einblick in das Berufsleben verschaffen. Den Schülern wurde ans Herz gelegt, sich eine Praktikumsstelle zu suchen, die den persönlichen Stärken und Interessen entspricht.
PRAKTIKUM IN DER HA-REDAKTION
Von Montag bis Samstag informiert der Hinterländer Anzeiger aktuell über Neuigkeiten aus der Region. Aber wie kommen die Nachrichten in die Zeitung? Wie formuliere ich einen Artikel und welche Informationen sollen enthalten sein? Wie gestalte ich eine Zeitungsseite? Das und noch einiges mehr haben Laura Wege und Jonah Schwarz in den vergangenen zwei Wochen bei ihren Praktika in den HA-Redaktionen in Gladenbach und Biedenkopf erfahren. Laura besucht die elfte Jahrgangsstufe der Biedenkopfer Lahntalschule, Jonah ist in der neunten Klasse.
Sie haben Artikel geschrieben, Meldungen bearbeitet ("redigiert") und Redakteure beim Arbeitsalltag begleitet. Auch Fotografieren gehörte zu den Aufgaben.
Die Neuntklässler werden in den zwei Wochen Praktikumszeit von ihrem zuständigen Lehrer besucht, um eventuell aufgetretene Probleme zu klären und sich einen Überblick über den Praktikumsplatz und einen Eindruck über die Mitarbeiter zu verschaffen.
Mit dem Wunsch mehr über Betriebswirtschaftslehre (BWL) zu erfahren, hat sich Alisa Schäfer, Schülerin des elften Jahrgangs der Lahntalschule, auf die Suche nach einem Praktikumsplatz für ihr zweiwöchiges Berufsfindungspraktikum gemacht. "Ich wollte genaueres über die Bereiche Logistik und Mittelstandsmanagement erfahren, also habe ich mir eine Firma gesucht, die genau das anbietet", erzählt sie. Bei ihrer Suche ist sie auf die Firma Elkamet in Biedenkopf aufmerksam geworden und hat sich erfolgreich beworben.
Während der zwei Wochen hatte sie die Möglichkeiten, in verschiedene Bereiche hineinzuschauen. Im Bereich Umweltmanagement beschäftigte sie sich mit Gefahrenstoffen. Außerdem konnte sie Einblicke aus dem IT-Bereich erlangen und beispielsweise den Serverraum besichtigen.
Im Vertrieb hatte sie die Möglichkeit, selbst tätig zu werden, füllte Dokumente wie Bestellungen aus und war während einer Konferenz anwesend. Auch in der Fertigung kam sie zum Einsatz. "Ich konnte selbst Hand anlegen und die Maschinen bedienen, es war wirklich interessant auch mal zu sehen, wie das alles hergestellt wird", erzählt sie. Des Weiteren hat sie sich mit der Buchhaltung beschäftigt.
Diesen Rundumblick, den sie während ihres zweiwöchigen Praktikums geboten bekommen hat, fand sie hilfreich, vor allem, um eine bessere Vorstellung zu bekommen und die Abläufe einer solchen Firma kennenzulernen. Gerne wäre sie noch etwas tiefer in bestimmte Bereiche eingetaucht. Das gibt die Kürze des Praktikums aber nicht her. Auch die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern, die für sie zuständig waren, hat gut funktioniert. "Alle haben bedacht, dass das hier neu für mich ist, und haben mir ein gutes Verständnis vermittelt."
Sie konnte während des Praktikums viele Informationen über eine Zukunft bei Elkamet sammeln und spricht von einer positiven Erfahrung.
Auch Veronika Vahidi suchte nach einem Praktikumsplatz. Der Elftklässlerin war vor allem wichtig, mit den Bereichen Marketing und Management in Kontakt zu kommen. Ihre Wahl fiel auf die Reibert Energie GmbH in Biedenkopf. Sie hatte ebenfalls die Möglichkeit, sich viele verschiedene Bereiche anzuschauen.
So habe sie viel Alltägliches gemacht wie Geld aus Waschanlagen zu holen, konnte aber auch im Verkauf mit anpacken und hat beispielsweise Lieferscheine ausgefüllt, wie sie berichtet.
"Ich habe vor allem viel darüber gelernt, wie man am besten verkaufen kann und auch wie man sich selbst gut verkauft. Auch habe ich einiges über die Zusammenarbeit im Team gelernt", sagt Veronika. Vom Team, das sie betreut hat, spricht sie sehr positiv. "Mir wurde alles genau erklärt und immer hat mich jemand an die Hand genommen".
Büroarbeit muss nicht langweilig sein
Auch im Kollegenkreis kam sie gut an. "Sie wurde überall sehr gelobt. Sie ist wirklich sehr aufnahmefähig", betont Mitarbeiterin Renate Reibert. Natürlich konnte sie während der zwei Wochen, die sie dort verbracht hat, nicht alles über die Firma herausfinden. Es ging ihr viel mehr darum, ein "Gefühl dafür zu bekommen, ob dieses Berufsfeld eine Option wäre", erzählt sie.
Das sieht Geschäftsführer Walter Reibert ähnlich: "Natürlich konnte sie in diesen zwei Wochen nicht alles über unsere Firma lernen." Für Veronika am wichtigsten: "Ich habe gemerkt, dass Büroarbeit wirklich interessant und nicht langweilig ist". Sie kann sich gut vorstellen, nach der Schule in diese Richtung zu gehen.
Die Schüler der neunten Klassen bekommen in ihrem Betriebspraktikum einen allgemeinen Einblick in die Berufswelt und werden meist von Mitarbeitern betreut. Sie helfen im Unternehmen mit und bekommen Aufgaben, an denen sie selbständig arbeiten dürfen. "Im Moment sind wir dabei die Kasse neu einzurichten, weil wir hier umgebaut haben", berichtet Joshua Hoffmann, der sein Betriebspraktikum im IT-Center in Biedenkopf macht. "Dafür mussten wir auch einige Kabel verlegen. Außerdem habe ich an einem Design für eine Website mitgearbeitet". Auch er ist zufrieden. "Ich könnte mir sogar vorstellen, diesen Job später einmal zu meinem Beruf zu machen."
Die Aufgabenbereiche der Praktikanten sind sehr vielfältig. "Ich darf oft am Unterricht teilnehmen, Schüler auf dem Klavier begleiten oder Gitarre mitspielen. Ich kann sogar jetzt ein bisschen Schlagzeug spielen. Ich muss aber oft auch an der Kasse stehen oder Rechnungen schreiben", berichtet Noemi Reuter, die ihr Praktikum bei der Musikschule "Da capo" in Biedenkopf absolviert. Außerdem musste ich letzte Woche bei der Inventur mithelfen", fügt sie hinzu.
Die meisten Schüler haben Spaß an ihrem Praktikum, obwohl es Vielen erst einmal schwerfällt, sich an das neue Arbeitsklima anzupassen. "Am besten hat mir das Website-Projekt gefallen, weil ich da am selbständigsten arbeiten und meine Ideen einbringen konnte, sagt Joshua Hoffmann. "Das lag auch daran, dass ich mit dem Programm, mit dem wir arbeiten, gut zurechtgekommen bin".
"Am meisten Spaß macht es mir, die Instrumente zu reparieren, weil ich so viel über diese lernen kann", ergänz Noemi Reuter. "In den Unterricht hineinzuschnuppern und mich stellenweise auch aktiv einzubringen finde ich schon ziemlich cool."