In den Workshops rund um das Thema Rechtsextremismus entwerfen die Schüler ein Kommunikationsmodell, das alle Beteiligten als gleichwertig betrachtet. Foto: Sascha Valentin
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BIEDENKOPF - Um die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland mit zunehmend rechtsextremistischen und -populistischen Tendenzen zu thematisieren, haben einige Lehrer der Lahntalschule Biedenkopf mit der Schülervertretung und dem Schulelternbeirat das Projekt "Schule mit Courage" initiiert.
In dessen Rahmen nahmen die Schüler der Klassen 9 und 10 an Workshops teil, in denen Facetten des Rechtsextremismus bearbeitet wurden. Dabei ging es unter anderem um rechte Popmusik, die Bedeutung von Verschwörungstheorien für die Neuen Rechten oder auch die Frage, was Rechtspopulismus ist. Unterstützt wurden die Lehrer von mehreren Experten und Institutionen, wie etwa der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank, deren Vertreter gezielt auf rechte Ideologien in Schule und Gesellschaft eingingen.
Ein Thema war auch die Rolle der Polizei, die gerade in Hessen zuletzt immer wieder durch fremdenfeindliche Aussagen in die Schlagzeilen geraten war. Einige Schüler zeigten sich aufgrund mehrerer Beispiele bestürzt darüber, dass Polizeibeamte teilweise bei rechtsmotivierten Straftaten zugegen waren, aber nicht eingeschritten sind. Mitarbeiter des Netzwerks für Demokratie und Courage Hessen wiederum untersuchten mit den Schülern Wahlplakate der AfD auf deren Wirkung auf die Menschen. Diese konnten sie während der Diskussion teilweise sogar am eigenen Leib feststellen. Als es etwa um die Forderung der Partei nach einem Verbot von Burkas in Deutschland ging, konnten das einige der Schüler durchaus nachvollziehen und befürworteten dies - diene es doch der Sicherheit, wenn Terroristen die Möglichkeit genommen werde, sich zu verschleiern. Damit seien sie der Ideologie der AfD quasi auf den Leim gegangen, sagte die Workshopleiterin. Denn deren Strategie sei es, Angst und Vorurteile zu schüren.
Die Vertreter der pädagogischen Fachstelle für Rechtsextremismus in Marburg (Rote Linie) widmeten sich hingegen dem Phänomen der Hassreden und rechter Einstellungen in den sozialen Medien und dem Alltag. Zusammen mit den Schülern entwarfen sie das Idealbild eines Kommunikationsprozesses, der alle Seiten als gleichwertig betrachtet. Die Schüler selbst statteten dieses Modell mit Werten wie gegenseitigem Respekt, Vertrauen oder auch Freundschaft aus.
Zwei Ausstellungen an der Lahntalschule
Parallel zu den Workshops laufen an der Lahntalschule derzeit zwei Ausstellungen. Die eine, die Ausstellung "RECHTSaußen - MITTENdrin?" des Marburger Demokratiezentrums, zeigt Plakate zu Erscheinungsformen des Rechtsextremismus und deutet Handlungsmöglichkeiten an. Die zweite stammt von der Sheffield Hallam University in England und trägt den Titel "Black Germany".