Stadt und Schausteller sprechen von einem "friedlichen und erfolgreichen" Gladenbacher Kirschenmarkt 2019. Die Bilanz der Polizei fällt nicht ganz so positiv aus: Nach einer Messerstecherei im Festzelt sitzt ein Tatverdächtiger in Untersuchungshaft.
Von Michael Tietz
Redakteur Gladenbach
Muntere Wanderfreunde: Der Oberhessische Gebirgsverein Gladenbach marschiert im Festzug mit und weist auf das 125-jährige Bestehen des Vereins hin. Dahinter folgen die Line Dancer der Volkstanz- und Trachtengruppe Gladenbach. Foto: Michael Tietz
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GLADENBACH - Etwa 110 000 Menschen - so die Schätzung der Stadt Gladenbach - haben den Kirschenmarkt 2019 besucht. Organisatoren und Schausteller sind zufrieden mit dem Verlauf des Volksfestes. Allerdings trüben zwei größere Auseinandersetzungen im Festzelt die Bilanz. Die Polizei spricht von einer "besonderen Herausforderung" und "zunehmender Aggressivität gegenüber den Sicherheitskräften".
Aus städtischer Sicht sei der Kirschenmarkt ähnlich ruhig wie in den vergangenen Jahren verlaufen, berichtet Bürgermeister Peter Kremer (parteilos) am Montagabend. Es habe nur wenige besondere Vorkommnisse gegeben. Das Einsatzkonzept und die ständige Präsenz der Polizei und des Security-Dienstes im Bereich des Festzeltes, der Fressgasse und des Vergnügungsparkes würden von Jahr zu Jahr mehr Wirkung zeigen. "Potenzielle Störenfriede wissen, dass sie sehr schnell mit einem konsequenten Eingreifen rechnen müssen", so Kremer. Die Zusammenarbeit zwischen allen am Sicherheitskonzept beteiligten Behörden und Institutionen sei reibungslos gelaufen. Der Bürgermeister spricht deshalb von einem "friedlichen und erfolgreichen Kirschenmarkt 2019".
Einziger Wermutstropfen: Aus Sicherheitsgründen (Waldbrandstufe A und zusätzlich lang andauernde Trockenheit) musste das Höhenfeuerwerk abgesagt werden. Lediglich drei Böllerschüsse gab es zum Abschluss des Kirschenmarkts. "Das Feuerwerk wird in jedem Fall nachgeholt", verspricht Kremer.
MESSERATTACKE IM FESTZELT
Wegen des "dringenden Tatverdachts eines versuchten Tötungsdelikts" sitzt ein 21-Jähriger in Untersuchungshaft. Die Polizei nahm den Mann am frühen Samstagmorgen (6. Juli) auf dem Kirschenmarkt fest.
Gegen 3.30 Uhr entwickelte sich laut Polizeibericht auf der Tanzfläche des Festzelts ein zunächst verbaler Streit zwischen zwei Personengruppen. Dieser mündete schließlich in eine tätliche Auseinandersetzung. Dabei soll der 21-Jährige einem Gleichaltrigen mit einem Messer ins Gesicht gestochen haben. Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, Besucher und die Polizei beendeten die Auseinandersetzung. Das Opfer musste ins Krankenhaus gebracht werden. "Der festgenommene Beschuldigte, der sich zwischenzeitlich wegen des dringenden Tatverdachts eines versuchten Tötungsdelikts in Untersuchungshaft befindet, stand deutlich unter Alkoholeinfluss", teilte Polizeipressesprecher Martin Ahlich am Montag mit. Die Ermittlungen dauern an.
Zeugen werden gebeten, sich mit der Kriminalpolizei Marburg, Telefon 0 64 21-40 60, in Verbindung zu setzen.
Auf einen "harmonischen, friedlichen und vor allem qualitativen Kirschenmarkt 2019" blickt auch Generalpächter Konrad Ruppert. Er kümmert sich darum, dass der Betrieb auf dem Rummelplatz und in der Fressgasse rund läuft.
"Ein Rekordergebnis können wir nicht vermelden, das ist in den Sommerferien auch gar nicht möglich", erklärt Ruppert. Wenn die Schüler noch nicht im Urlaub sind, falle der Zuspruch etwa 15 Prozent höher aus. "Insgesamt war aber an allen vier Tagen der Besuch etwas stärker als im Vorjahr, deshalb war es ein guter Kirschenmarkt für uns", so der Bad Widungener.
Besonders freut ihn, dass seine Vorschläge zur Ausgestaltung des Vergnügungsparks und der Fressgasse "super angekommen" seien. Zu den Publikumsmagneten gehörten das Kettenkarussell "Wellenflug" und das neue Laufgeschäft "Villa Wahnsinn". In der Fressgasse seien unter anderem die Spiralkartoffel-Spieße aus "Karl's Toffel Bude" gut angenommen worden. Sie gehörten erstmals zum umfangreichen Speisenangebot.
"Die Mischung war gut. Du musst schon lange suchen, um so ein breit gefächertes Angebot mit solch einer Qualität auf einem anderen Volksfest zu finden", betonte Ruppert. Erste Ideen, welche Fahrgeschäfte im kommenden Jahr auf dem Rummelplatz stehen könnten, hat der Generalpächter bereits. Das "Take Off" war zwei Jahre nicht mehr in Gladenbach, auch die legendäre "Schneebahn" könnte hier wieder ihre Runden drehen.
Welche Fahrgeschäfte, Karussells, Spielbuden und Imbisse schließlich aufgebaut werden, legt allerdings der Magistrat der Stadt fest. "Wenn es bei einem mehrtägigen Fest zu vereinzelten Auseinandersetzungen mit teilweise schweren Folgen kommt, dann fällt es trotz des sonstigen Verlaufs schwer, von einem insgesamt friedlichen Fest zu sprechen. Wie in den letzten beiden Jahren trüben leider mehrere Vorkommnisse die polizeiliche Bilanz zum Kirschenmarkt", sagt Rainer Höhn, Leiter der Polizeistation Biedenkopf.
Aggressionen gegen Sicherheitskräfte
Sieben Strafanzeigen, drei Platzverweise und 53 Personalienfeststellungen verbuchte die Polizei bisher. Vier der Strafanzeigen waren die Folge körperlicher Auseinandersetzungen.
"Tatsächlich war der Kirschenmarkt für die Polizei und die anderen Sicherheitskräfte erneut eine besondere Herausforderung", so Polizeipressesprecher Martin Ahlich.
Insbesondere der zunehmende Alkoholpegel zur fortgeschrittenen Stunde - ab etwa 2 Uhr - haben bei einigen Besuchern Wirkung gezeigt. "Die sich dann in zunehmender Aggressivität gegenüber den Sicherheitskräften äußerte", berichtet Ahlich.
Die gemeldeten Schlägereien und Auseinandersetzungen - darunter eine größere während der Disco-Party (wir berichteten) - hätten sich allesamt spät in der Nacht zugetragen. In vier Fällen gab es Anzeigen und auch einige Festnahmen. Zwei weitere gemeldete Schlägereien hatten sich offenbar bereits vor dem Eintreffen der Polizei erledigt. Dazu meldeten sich weder Opfer noch Zeugen.