Die Möglichkeit der Reaktivierung der Salzbödebahn zwischen Niederwalgern und Hartenrod soll genauer untersucht werden: Eine Vorstudie geht von einem hohen volkswirtschaftlichen Nutzen der Strecke aus.
Von Mark Adel
Redakteur Biedenkopf
Die alte Trasse der Aar-Salzböde-Bahn im Bereich des Gladenbacher Bahnhofs. Eine Vorstudie sieht ein großes Potenzial für die Reaktivierung. Archivfoto: Mark Adel
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GLADENBACH - Die Möglichkeit der Reaktivierung der Salzbödebahn zwischen Niederwalgern und Hartenrod soll genauer untersucht werden: Eine Vorstudie geht von einem hohen volkswirtschaftlichen Nutzen der Strecke aus. Die Ergebnisse wurden am Mittwoch im Haus des Gastes in Gladenbach vorgestellt.
Michael Roggenkamp vom Bad Berleburger Planungsbüro "Ederlog" rechnet mit einem Potenzial von 2200 Fahrgästen pro Werktag. Das sei "konservativ gerechnet". Er verwies auf andere reaktivierte Bahnstrecken in Hessen, bei denen die Fahrgasterwartungen jeweils deutlich übertroffen wurden.
In einer Machbarkeitsstudie sollen nun die zahlreichen offenen Fragen detailliert geklärt werden. So ist die Trasse bis auf den Abschnitt bei Niederwalgern bereits weitgehend entwidmet, gilt also nicht mehr als Bahntrasse. Vor allem in Lohra sind zudem weite Teile des Bahndamms überbaut, etwa durch einen Radweg mit darunter liegenden Ver- und Entsorgungsleitungen. Zum Teil könnte eine Verlegung der alten Streckenführung notwendig sein.
Die Brücken hingegen seien in "überraschend gutem Zustand", sagte Roggenkamp, auch die Trasse sei noch weitgehend erhalten. Es sei "ein attraktiver Bahnbetrieb mit überschaubarem Aufwand" möglich. Das Planungsbüro empfiehlt den Kommunen, dass zunächst vorsorglich entlang der einstigen Bahntrasse ein acht Meter breiter Korridor offengehalten werden sollte. Aus Sicht des Ersten Kreisbeigeordneten Marian Zachow (CDU) ist die Trasse "zukunftsträchtiger als gedacht". Realisiert werden könne das aber nur mit Landes- oder Bundesmitteln. In Hessen stehen zunächst andere Strecken zur Reaktivierung an, etwa die Lumdatalbahn.
Wenn die Machbarkeitsstudie ebenfalls zu einem positiven Ergebnis kommt, rechnet Zachow mit den ersten Zügen frühestens in 15 bis 20 Jahren, eher später. Definitiv nicht möglich ist die Reaktivierung des weiteren Streckenverlaufs bis Herborn.
Von dort ist aber ein attraktiver Radweg bis Hartenrod unter Einbeziehung des dortigen Tunnels geplant. Bad Endbachs Bürgermeister Julian Schweitzer (SPD) sieht deshalb einen Radweg bis Marburg als eher kurzfristiges Ziel, die Bahnstrecke als langfristiges Projekt. Marian Zachow rechnet damit, dass die Erstellung der Studie weitere zwei bis drei Jahre dauert und frühestens 2022 vorliegt.
Peter Kremer erwartet kontroverse Diskussionen
Gladenbachs Bürgermeister Peter Kremer (parteilos) geht davon aus, dass die mögliche Reaktivierung durchaus kontrovers von den Stadtverordneten kritisiert wird. Schließlich habe die Stadt die Bahngrundstücke mit dem Ziel gekauft, sie weiter zu veräußern - und dafür "viel Geld in die Hand genommen". "Das werden harte Gespräche werden." Weimars Verwaltungschef Peter Eidam (parteilos) betonte, dass von Beginn an die Bürger in die Planungen mit einbezogen werden sollten.
Die Vorstudie war vom Landkreis, dem Regionalen Nahverkehrsverbund, dem Fachzentrum "Mobilität im ländlichen Raum" und den Gemeinden Bad Endbach, Gladenbach, Lohra und Weimar in Auftrag gegeben worden.