Göttinger Friedenspreis für Bürgermeister Thomas Spies
Marburgs Stadtoberhaupt wird ausgezeichnet, weil er sich gegen die Abschottungspolitik der EU und für die Aufnahme von Flüchtlingen einsetzt.
Von red
Thomas SpiesFoto: Patricia Grähling
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MARBURG - Marburgs Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD) erhält den Göttinger Friedenspreis 2021. Er wird zusammen mit der Äbtissin M. Mechthild Thürmer aus Oberfranken und der Initiative "Seebrücke" für herausragendes Engagement für Geflüchtete ausgezeichnet.
"Die drei Preisträger setzten sich für sichere Fluchtwege und die Aufnahme von Menschen ein, die versuchen, aus lebensbedrohlichen Gewaltsituationen über das Mittelmeer und andere Routen nach Europa zu flüchten und dort Aufnahme und Schutz zu finden", sagt Thomas Richter, Sprecher der "Stiftung Dr. Roland Röhl", die den Friedenspreis zum 22. Mal vergibt.
Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Das Preisgeld teilen sich Äbtissin Thürmer und die Initiative "Seebrücke" zu gleichen Teilen. Spies nehme laut Mitteilung der Stadt Marburg als Amtsträger kein Preisgeld entgegen.
Die Jury des Göttinger Friedenspreises würdigt den Marburger Oberbürgermeister "als einen der ersten führenden Kommunalpolitiker, der sich für die Ziele der Bewegung ,Seebrücke' engagierte", heißt es in der Begründung der Jury. Spies - als Marburger OB einer der Mitbegründer des "Bündnisses Sicherer Häfen" - tat das "unter anderem mit zwei offenen Briefen an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Innenminister Horst Seehofer, in denen er im September 2018 die Abschottungspolitik der EU gegenüber Flüchtlingen kritisierte und die Aufnahme von mehr Flüchtlingen nach Marburg anbot", so die Jury weiter.
Auch M. Mechthild Thürmer, Leiterin des Benediktinerinnen-Klosters Maria Frieden im oberfränkischen Kirchschletten, leistete Geflüchteten außerordentliche Hilfe. Sie gewährte Frauen in besonderen Notlagen Kirchenasyl. Durch ihren Einsatz für Menschen in Not droht ihr nun eine "empfindliche Freiheitsstrafe" durch das Amtsgericht Bamberg. Das Gericht klagte sie wegen "Beihilfe zu unerlaubten Aufenthalten" sowie wegen "illegalen" Kirchenasyls an, berichtet die Jury des Friedenspreises.
Gegen die Kriminalisierung von Nothilfe setzt sich die Bewegung "Seebrücke" ein. Die Initiative hat sich die "Entkriminalisierung der Seenotrettung und eine menschenwürdige Aufnahme der Menschen, die fliehen mussten oder noch auf der Flucht sind" zum Ziel gesetzt. Die Lokalgruppe Göttingen erhält den Friedenspreis stellvertretend für die gesamte Bewegung. Sie setzte sich dafür ein, dass sich die Stadt Göttingen der Kampagne "Sichere Häfen" anschloss.