Am Freitag beginnt vor dem Limburger Landgericht der Prozess um den Waldgirmeser Pferdekopf. Auch beim Förderverein Römisches Forum wird der Ausgang des Verfahrens mit Spannung erwartet. Und: Es tut sich was in Sachen Besucherzentrum.
Im März 2010 begann die Restauration des Pferdekopfes in der Archäologischen Werkstatt im Schloss Biebrich in Wiesbaden. Restauratorin Angelika Ulbrich betupft das wertvolle Stück, das 2009 bei Ausgrabungen in der römischen Stadt bei Waldgirmes auf der Sohle eines elf Meter tiefen Brunnens gefunden wurde. Der Pferdekopf gehörte zu einer lebensgroßen Reiterstatue aus vergoldeter Bronze, die Kaisers Augustus zeigte, der von 23 vor bis 14 nach Christus regierte.
(Foto: Arne Dedert/dpa)
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Lahnau/Limburg - Am Freitag beginnt vor dem Limburger Landgericht der Prozess um den Waldgirmeser Pferdekopf. Auch beim Förderverein Römisches Forum wird der Ausgang des Verfahrens mit Spannung erwartet. Und: Es tut sich was in Sachen Besucherzentrum.
Es war passenderweise ein römischer Kaiser, von dem der Ausspruch „Geld stinkt nicht“ stammen soll: Vespasian nämlich. 2000 Jahre später kümmert sich der Förderverein Römisches Forum in Waldgirmes um den Erhalt des römischen Erbes in der Region. Und: Auch dabei geht es letztlich ums Geld, 600 000 Euro nämlich. Das sind die Baukosten für das geplante Besucherzentrum in Waldgirmes. Eine Spendenaktion soll helfen, diese Summe zusammenzubekommen. Im Mitteilungsblatt fanden die Einwohner der Gemeinde Lahnau am Donnerstag vier Seiten, auf denen der Verein das Projekt vorstellt und um Spenden wirbt. Interessierte können einen Betrag überweisen oder eine unverbindliche Spendenerklärung abgeben.
150 000 Euro muss der Verein für den Bau selbst aufbringen. Der Rest soll durch Förderung der Europäischen und Union und der Gemeinde Lahnau zusammenkommen. „Und wenn am Ende noch eine Lücke von vielleicht 40 000 Euro klafft, haben wir die Zusicherung unserer Bank, dass diese Summe finanziert wird“, ist der Vereinsvorsitzende Wilfried Paeschke optimistisch.
Vereinsmitglieder besuchen Firmen in Lahnau, um sie als Sponsoren für das Zentrum zu gewinnen
Weil in den Gemeinden traditionell zum Jahresende über die Finanzen beraten wird, hat der Verein zudem ein Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden verfasst und darin sein Projekt noch einmal beworben. Schließlich erwarten die „Römer“ 200 000 Euro von der Gemeinde. Außerdem war man bei Firmen in Lahnau, um sie als Sponsoren zu gewinnen. „Das lief mal mit und mal ohne Erfolg“, sagt Paeschke.
Um Erfolg geht es ab heute, 10.30 Uhr, auch vor dem Limburger Landgericht. Dort beginnt das Verfahren um den im August 2009 in Waldgirmes gefundenen Pferdekopf oder, um genau zu sein, um seinen Wert. Denn danach bemisst sich die Entschädigung, die dem Landwirt zusteht, auf dessen Grund das vergoldete Stück aus einem Brunnen der früheren römischen Stadt gehoben wurde. Im Raum stehen ein Angebot des Landes von etwa 50 000 Euro und eine Forderung des Landbesitzers über etwa 1,8 Millionen.
Wilfried Paeschke wird nicht nach Limburg fahren. Er glaubt nicht, dass dort am Freitag eine Einigung gefunden wird, vor allem, weil die genannten Summen so weit auseinander liegen. „Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass das Gericht ein weiteres Gutachten anfordern wird“, sagt Paeschke. Und dann wäre der Kopf weiterhin nicht zu sehen.
2010 hatte die damalige hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann (CDU) versprochen, dass der Pferdekopf nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten an einem zentralen Ort in Hessen der Öffentlichkeit präsentiert werden solle. Mittlerweile ist die Restaurierung abgeschlossen. Seitdem liegt das antike Stück beim Landesdenkmalamt für Denkmalpflege in Wiesbaden und harrt dem Ausgang des Gerichtsverfahrens. Mitglieder des Fördervereins durften sich den Kopf dort im September ansehen.⋌(pre)