Dagur Sigurdsson sprach in den vergangenen Tagen häufiger von einem Märchen, das die deutschen Handballer geschrieben haben. Seit Sonntagabend wissen wir, dass es sogar eines mit Happy End ist. Die DHB-Auswahl hat in den 16 Tagen von Polen Sensationelles geleistet und alle überrascht: die Gegner, die Medien und die Zuschauer - wahrscheinlich sogar sich selbst. Dieser Triumph ist nicht mit dem kontinentalen Titelgewinn 2004 zu vergleichen. Auch nicht mit WM-Gold 1978 und 2007. In Krakau stand eine international völlig unerfahrene Truppe auf dem Siegerpodest, die zudem von einem gewaltigen Verletzungspech gebeutelt war. Die jedoch all die Rückschläge mit Teamgeist, ihrer forschen Mentalität und einer unfassbaren Defensivstärke kompensiert hat. Und die den besten Trainer dieses Turniers hatte.
Es ist jedoch verfrüht zu behaupten, mit diesem Titel wäre die Wachablösung im Welthandball eingeleitet worden. Diese deutsche Mannschaft hat zweifelsohne eine glänzende Perspektive, muss mit ihrer neuen Rolle aber auch erst einmal klarkommen. Mindestens genauso schön wie Platz eins ist die Tatsache, dass diese Mannschaft in der Heimat eine große Euphorie ausgelöst hat, die dem Handball in Deutschland insgesamt gut tut. Wichtig ist nur, dass der Verband es nun schafft - anders als 2007 - für eine Nachhaltigkeit zu sorgen.