LIMBURG Mit gutem Beispiel vorangehen, das ist es, was Papst Franziskus nicht nur von den Gläubigen, sondern von allen Ebenen der katholischen Kirche fordert. Auch das Bistum Limburg geht mit und bietet Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf.
Von Malte Glotz
Redakteur Wetzlar
Das Bistum Limburg folgt dem Aufruf des Papstes und bietet Flüchtlingen in eigenen Gebäuden eine Unterkunft.
(Archivfoto: Glotz)
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LIMBURG Mit gutem Beispiel vorangehen, das ist es, was Papst Franziskus nicht nur von den Gläubigen, sondern von allen Ebenen der katholischen Kirche fordert. Auch das Bistum Limburg geht mit und bietet Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf.
Für Menschen auf der Flucht, Menschen ohne Obdach haben sich die Kirchen schon immer eingesetzt. Schließlich greift die Thematik zurück bis auf die Grundpfeiler des christlichen Glaubens. Doch auch für die Kirchen ist die derzeitige Flüchtlingssituation in Europa und Vorderasien eine Herausforderung. Zum Handeln hat Papst Franziskus die katholische Kirche aufgerufen: "Jede Pfarrei, jede Ordensgemeinschaft, jedes Kloster, jedes Heiligtum Europas soll eine Familie aufnehmen, angefangen bei meinem Bistum Rom", sagte der Papst.
Und das Bistum Limburg folgt diesem Aufruf. Es stellt Menschen Wohnraum zur Verfügung. Und das nicht erst seit dem Aufruf des Papstes vor rund einem Monat - sondern schon seit März 2014. Damals habe das Bistum "alle Pfarreien angeschrieben und darum gebeten, Wohnraum, der Flüchtlingen zur Verfügung gestellt werden könnte, zu melden", sagt Clemens Mann von der Pressestelle des Bistums auf TAGEBLATT-Anfrage. Und er ergänzt: "Diese Abfrage ist unabhängig vom Appell des Heiligen Vaters erfolgt". Gleichwohl habe sich das Bistum zum Kreuzfest gerne dem päpstlichen Aufruf angeschlossen.
Die exakte Zahl der im Bistum untergekommenen Flüchtlinge ist kaum zu beziffern - zu groß ist die Fluktuation. Doch die Zahl der Wohneinheiten kennt das Bistum genau: Derzeit seien es 13. "Darunter befindet sich ein ehemaliges Wohnheim, das von 51 Flüchtlingen bewohnt wird und ein Gästehaus mit 14 Personen", erläutert Mann. Zugleich weist er darauf hin, dass die Erhebung nicht vollständig sei: Nicht jede Pfarrei hat demnach auf die Anfrage aus Limburg Rückmeldung gegeben, manch eine beherbergt aber dennoch Asylsuchende.
Auch Gläubige sollen dem päpstlichen Vorbild folgen und Wohnraum für Asylsuchende anbieten
Der Aufruf des Papstes hat zudem für neue Dynamik bei der Suche nach Wohnraum gesorgt. Derzeit würden weitere Immobilien im Landkreis Limburg-Weilburg und im Bereich Diez und Katzenelnbogen geprüft, erklärt Mann. In mindestens einem Fall habe das bereits zu einem Erfolg geführt. "Zudem ist anzumerken, dass es zahlreiche Überlegungen gibt, weiteren Wohnraum in einem Tagungshaus und in weiteren Gebäuden des Bistums zur Verfügung zu stellen", sagt Clemens Mann. Ein Ergebnis stehe dort aber noch aus.
Unabhängig davon betreuen katholische Träger wie die Caritas, das Kolpingwerk und das Gemeinnützige Siedlungswerk im Bistum nach eigenen Angaben rund 190 Flüchtlinge. Hinzu kommen 250 minderjährige Kinder und Jugendliche, die ohne Begleitung auf der Flucht waren.
Doch das Bistum wirbt auch bei den Gläubigen für Unterstützung: Der Apostolische Administrator, Weihbischof Manfred Grothe, bittet darum, im Privaten dem Aufruf des Papstes zu folgen und Flüchtlingen Obdach zu geben. "Menschen auf der Flucht haben großes Leid erfahren. Sie haben ihr Leben und das ihrer Familie riskiert, um bei uns in Europa Sicherheit und Zuflucht zu suchen. In dieser Situation, die unser Land und Europa derzeit besonders herausfordert, müssen wir Hilfe leisten", sagt er. Ohne festes Dach über dem Kopf drohe ansonsten "ein Winter in Zelten", wie er es ausdrückt. "Aus christlicher und humanitärer Sicht wäre das nicht verantwortlich."
Da es auch dieses private Engagement in manchem Bereich schon lange vor dem Aufruf des Papstes gab und weiterhin gibt, drückt Grothe auch Dank aus: "Es gibt im Bistum Limburg bereits Initiativen von Pfarrgemeinden, religiösen Gemeinschaften und Privatpersonen, die Wohnraum für Flüchtlinge geschaffen haben. Für alles, was an konkreter Unterstützung geschieht - und das ist nicht wenig -, bin ich dankbar". Clemens Mann verweist zudem auf die derzeit sehr aktiven 34 muttersprachlichen Gemeinden im Bistum, die sich einbrächten. Angesichts der sich zuspitzenden Situation sei aber weitere Mithilfe notwendig, sagt Grothe.
Die katholische Kirche selbst sieht als probates Mittel der Hilfe auch einen uralten, in den vergangenen Monaten aber durchaus umstrittenen Weg: das Kirchenasyl. Clemens Mann weist darauf hin, dass das Bistum dabei die Einschätzung der Deutschen Bischofskonferenz teile: Die Tradition des Kirchenasyls habe sich bewährt, jedoch sei dieser Weg des Asyls nur "ultima ratio" und erfolge gemäß einer Vereinbarung zwischen der evangelischen und katholischen Kirche und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Februar 2015.
Verlässliche Zahlen für das Bistum Limburg kann der Pressesprecher nicht nennen. "Das liegt unter anderem auch daran, dass Pfarrgemeinden dem Bistum nicht immer alle Fälle melden", sagt er und verweist auf das sogenannte stille Kirchenasyl. Laut Bischofskonferenz waren Ende August bundesweit 293 Fälle mit 454 betroffenen Personen bekannt, die Kirchenasyl erbaten. Und Clemens Mann berichtet von sieben Anfragen aus dem gesamten Bistum, die in den vergangenen Wochen bei der Flüchtlingsbeauftragten Annegret Huchler um Beratung baten, da sie über ein Kirchenasyl nachdenken würden. Manch Flüchtling hat das Verfahren auch schon hinter sich, weiß Mann: "Zwei Fälle von Kirchenasyl konnten in den vergangenen Wochen positiv beendet werden".
Selbst helfen
Wer privat Wohnraum anbieten möchte, aber nicht weiß, wie, dem hilft das Bistum. Als Beauftragte für "Willkommenskultur für Flüchtlinge" steht Annegret Huchler für Anfragen zur Verfügung. Sie ist unter Telefon (06431) 295526 oder per E-Mail an a.huchler@bistumlimburg.de zu erreichen. Zudem hat das Bistum eine Internet-Seite zu dem Thema eingerichtet.