Die Einwohner des Haigerer Stadtteils kämpfen seit Jahren an zwei Fronten: auf der einen Seite der drohende Ersatzneubau der Autobahn-Talbrücke, auf der anderen Seite das...
Haiger-Sechshelden. Die Einwohner des Haigerer Stadtteils kämpfen seit Jahren an zwei Fronten: auf der einen Seite der drohende Ersatzneubau der Autobahn-Talbrücke, auf der anderen Seite das Warten auf den Hochwasserschutz.
Während sich für die Tunnellösung anstelle einer neuen Autobahntalbrücke eine Bürgerinitiative gegründet hat, verzögert sich der Hochwasserschutz. "Die Sechsheldener Bürger haben Angst ohne Ende", hat Haigers Bürgermeister Mario Schramm Verständnis speziell für die Einwohner am Hengstbach, die im September 2006 ein Hochwasser unvollstellbaren Maß;es erleben mussten.
Nach immer neuen Forderung sucht Schramm das direkte Gespräch mit dem Regierungspräsidenten
Schramm hatte auf einen Baubeginn eines "grünen Beckens" im kommenden Jahr gehofft. Nachdem aber das Regierungspräsidium Gieß;en immer neue Forderungen stellt, zieht der Bürgermeister die Reiß;leine. Schramm will bei einem Vier-Augen-Gespräch mit Regierungspräsident Christoph Ullrich Druck machen.
Bei einer Informationsveranstaltung im Mai vergangenen Jahres, bei dem Diplom-Ingenieurin Kathrin Haase den Sechsheldenern die Planung des Büros BGS Wasser vorgestellt hatte, war davon die Rede, die Genehmigung für ein "grünes Becken" könnte im Herbst vorliegen.
Zum Abfangen eines "100-jährigen Hochwassers" soll ein sechs Meter breiter, an der tiefsten Stelle 7,30 Meter hoher und 150 Meter langer Damm im Tal zwischen Sechshelden und Manderbach – etwa 200 Meter oberhalb der letzten Häuser – errichtet werden. Bei starken Niederschlägen würde sich das Becken füllen, um die Wassermassen aufzuhalten und dann kontrolliert wieder an den Bach abzugeben. Vor zwölf Jahren staute sich das Wasser an dem Durchlass unter der Bahnlinie zurück in das Wohngebiet in Richtung Manderbach.
Seit 2014 gebe es Untersuchungen zu Naturschutz und Umwelt, die aufgrund des Anforderungsprofils immer wieder hätten nachgebessert werden müssen. Trotzdem ging man im Haigerer Rathaus davon aus, dass in 2018 das Genehmigungsverfahren eingeleitet und in 2019 mit dem Bau begonnen werden könnte.
Während in Oberscheld, das an jenem 17. September 2006 ebenfalls von diesem "10 000-jähriges Ereignis" betroffen war, der Spatenstich für ein Hochwasserrückhaltebecken im Oktober erfolgte, stehen die Sechs­heldener weiter im Regen. Am 1. November erhielt die Stadt Haiger ein mehrseitiges Schreiben vom Regierungspräsidium mit "Nachforderungen in erheblichem Umfang". Dabei wurde ein Gutachten angezweifelt, berichtete Bürgermeister Schramm. "Diese Nachforderungen bedeuten weitere zwölf Monate und weitere Kosten", rechnet der Rathauschef vor. Der sucht deshalb jetzt das direkte Gespräch mit Gieß;en.