Manchmal ist es ganz spannend, wenn Rollen getauscht werden. Unter den deutschen Medienkollegen bin ich in diesen Tagen durchaus ein gefragter Mann. Was weit weniger mit mir zu tun hat als mit den glänzenden Leistungen der drei deutschen Nationalspieler aus Wetzlar. Es gibt dann in schöner Regelmäßigkeit Momente, in denen ich keine Fragen stelle, sondern welche beantworte. Die sind dann sehr offen gehalten. "Was kannst Du über Andreas Wolff sagen?" "Was ist Steffen Fäth eigentlich für ein Typ?" Oder: "Wie ist denn Jannik Kohlbacher so?" Das Interesse der anderen Journalisten an Hintergrundinformationen ist eben groß.
Als ich am Samstagmittag im Schneetreiben von Breslau das deutsche Mannschaftshotel verlasse, spürt mich ein Kamerateam auf. Polnisches Fernsehen. Meine Akkreditierung baumelt um den Hals. Ich vermute es geht um Handball, um die tollen Auftritte der deutschen Mannschaft und um die Perspektiven dieses jungen Teams. Natürlich willige ich einem Interview ein. Die Kamera läuft, der Reporter beginnt zu fragen, stockt aber rasch wieder. "Was wissen Sie über", hat er auf Englisch noch herausbekommen. Dann fehlen ihm die Worte. Sein Assistent schaut im Handy-Wörterbuch nach. 20 Sekunden vergehen. Kurze Verständigung der beiden auf Polnisch. Nächster Versuch. "Was wissen Sie über die neue chinesische Seidenstraße?" "Nothing." "Thank you." Kamera aus. Die Fernsehleute ziehen weiter. Ich auch.