Es ist wie ein Märchen. Wir haben uns mit dem Gewinn der Europameisterschaft einen Traum erfüllt. Es heißt ja eigentlich, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, aber seit Sonntag bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ganz Europa staunt über unsere Mannschaft. Und das zu Recht! Schlüssel zum Sieg war natürlich Torhüter Andreas Wolff. Er hat seinen Gegnern den Zahn gezogen. An ihm sind die Spanier zerbrochen. Dass sich das DHB-Team im Spiel nicht schon früher noch deutlicher abgesetzt hatte, lag auch an Arpad Sterbik, der ebenfalls stark gehalten hat. Zudem waren wir - berechtigt oder nicht - häufig in Unterzahl. Das war für mich auch der Grund, warum wir im Angriff etwas Sand im Getriebe hatten. Ich war sehr erstaunt, dass die Spanier Nerven gezeigt haben. Damit hätte ich nicht gerechnet.
Was die Spieler der HSG Wetzlar bei diesem Turnier geleistet haben, ist einfach nur großartig. Jannik Kohlbacher, der erst 20 Jahre alt ist, war der ideale Joker. Steffen Fäth hat die meisten Feldtore dieser Truppe gemacht. Obwohl er gegen Norwegen und Spanien platt wirkte, hat er meiner Meinung nach noch sehr diszipliniert gespielt. Und zu Andreas Wolff gibt es eigentlich keine Worte mehr. Seine Leistung war nur weltklasse.
Für die drei war das Turnier natürlich ein großer Kraftakt. Die Gefahr, dass sie nach der EM in ein Loch fallen ist da. Das ist auch eine Kritik von mir: Der THW Kiel muss für die nächste Zeit auf die verletzten Christian Dissinger und Steffen Weinhold verzichten. Es sind die Vereine, die diese Spieler bezahlen. Dafür ist die Abstellungsgebühr zu niedrig. Da muss in Zukunft unbedingt etwas passieren. Das hat auch Vize-Präsident Bob Hanning bereits signalisiert.
(aufgezeichnet von tis)
- Kai Wandschneider (56), der Trainer der HSG Wetzlar, analysiert in seiner Kolumne die Spiel der deutschen Mannschaft bei der Handball-Europameisterschaft in Polen.