Fall Ayleen: Verdächtiger gesteht Tötung

Die Sonderkomission "Lacus" war mit dem Fall Ayleen betraut gewesen. Archivfoto:  Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
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Der Beschuldigte aus Waldsolms hat gestanden, die 14-jährige Ayleen getötet zu haben. Die Ermittler sprechen von einem "Meilenstein", sehen aber auch noch viel Arbeit.

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WALDSOLMS/WETZLAR/GIESSEN. Wiegen die Ermittlungsergebnisse möglicherweise derart schwer, dass ein weiteres Abstreiten wohl keinen Sinn mehr gemacht hat? Konfrontiert mit all dem, was Sonderkommission „Lacus“ und Staatsanwaltschaft Gießen in wochenlanger Arbeit herausgefunden haben, hat der Tatverdächtige nun zugegeben, die 14-jährige Ayleen aus dem baden-württembergischen Gottenheim getötet zu haben. Seit Ende Juli hatte er bislang von sich gewiesen, mit dem Verbrechen etwas zu tun zu haben.

Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger, der die Ermittlungsarbeit von Polizei und Justiz leitet, spricht gegenüber mitthessen.de von einem „Meilenstein“ in dem Fall. Die Beweislast sei erheblich. Ob der Beschuldigte sich deshalb geständig gezeigt hat, könne er natürlich nicht sagen. „Was ihn dazu bewogen hat, darüber kann nur er selbst Auskunft geben.“

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Was Thomas Hauburger aber sagen kann: Den Ermittlern sei es gelungen, eine schlüssige und in sich geschlossene Indizienkette vorzulegen. Ans Ende im Fall Ayleen angelangt sind die Gießener Behörden damit aber noch lange nicht, wie Hauburger sagt. „Es liegt noch sehr viel Arbeit vor uns.“ Das betreffe unter anderem die komplette Auswertung des gesamten vorliegenden Materials. „Deshalb wird auch die Sonderkommission noch nicht aufgelöst.“

"Es liegt noch sehr viel Arbeit vor uns. Deshalb wird auch die Sonderkommission noch nicht aufgelöst."

Thomas Hauburger, Oberstaatsanwalt

Der Durchbruch war am vergangenen Freitag gelungen. Während einer mehrstündigen Vernehmung des 29-Jährigen aus Waldsolms habe der Beschuldigte im Beisein seiner Verteidiger zugegeben, den Tod der Schülerin in der Nacht auf den 22. Juli „durch körperliche Gewalteinwirkung herbeigeführt“ und den Leichnam anschließend im Teufelsee in der Nähe der Wetterau-Gemeinde Echzell versenkt zu haben.

Der Mann war schon einmal verurteilt worden: Als Jugendlicher war er für zehn Jahre wegen eines versuchten Sexualdelikts in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Bis Anfang dieses Jahres hatte er sich in einem Programm für rückfallgefährdete Sexualstraftäter befunden und stand unter Führungsaufsicht. Die war im vergangenen Januar ausgelaufen.

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Ayleen aus Gottenheim war seit dem 21. Juli als vermisst gemeldet

Ayleen aus Gottenheim bei Freiburg war seit dem 21. Juli als vermisst gemeldet. Ihren Leichnam fand man acht Tage später im Teufelsee. Der 29-Jährige aus Waldsolms und das Mädchen hatten sich offenbar aus Chats in sozialen Netzwerken und dem Online-Spiel „Fortnite“ gekannt. Der mutmaßliche Täter, in dessen Auto Ayleen nach Hessen gebracht worden sein soll, war am 29. Juli in Friedrichsdorf-Köppern nach der Durchsuchung seiner Wohnung festgenommen worden. Dort waren persönliche Gegenstände von Ayleen gefunden worden.

Als Mitte August Polizei und Justiz zum Schluss kamen, dass die Schülerin „in Hessen gewaltsam zu Tode gekommen ist“, waren die Ermittlungen wegen des Verdachts des Mordes an die Staatsanwaltschaft Gießen abgegeben worden. Zuvor waren ausschließlich Polizei und Staatsanwaltschaft Freiburg damit betraut.

Seit dieser Zeit sind mehrere Zeugen vernommen und viele Spuren ausgewertet worden, schildert Hauburger. Auch das Gelände rund um den Fundort der Leiche war abgesucht worden. Zudem gab es aufwendige rechtsmedizinische und digitalforensische Untersuchungen. Mit den Ergebnissen konfrontiert, räumte der 29-Jährige schließlich am vergangenen Freitag ein, die Schülerin umgebracht zu haben. Er führte die Ermittler den Angaben zufolge auch zum eigentlichen Tatort. Der liegt nicht am Teufelsee, sondern an einem Feldweg im benachbarten Landkreis Gießen. Außerdem habe der Waldsolmser die Stelle gezeigt, wo er weitere Kleidungsstücke der Schülerin abgelegt hat. Die befindet sich laut Hauburger „im erweiterten Umfeld des Tatorts“.

Unterdessen ist in der Heimatgemeinde der getöteten 14-Jährigen das Geständnis mit Erleichterung aufgenommen worden. „Bei mir persönlich hat sich trotz der Dramatik des Falls eine gewisse Erleichterung eingestellt“, sagt Gottenheims Bürgermeister Christian Riesterer der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Zahlreiche Reaktionen aus der Gemeinde im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und darüber hinaus bestätigten nach seinen Worten diesen Eindruck. Der Bürgermeister hofft, dass das Verfahren vergleichsweise rasch abgeschlossen werden könne, da kein langwieriger Indizienprozess gegen den Tatverdächtigen zu erwarten sei.