Zusammen kochen zählt für Marc Schmittdiel und Janina Jung zum Alltag. Heute gibt’s Spaghetti mit Tomatensauce.  Foto: Pfeiffer-Goldmann

Die Fußmatte mit der Aufschrift "The Residence", die vor der gemütlichen kleinen Mansardenwohnung in Köln liegt, könnte Marc Schmittdiel auch in Greifenstein gebrauchen....

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Greifenstein/Köln. Die Fuß;matte mit der Aufschrift "The Residence", die vor der gemütlichen kleinen Mansardenwohnung in Köln liegt, könnte Marc Schmittdiel auch in Greifenstein gebrauchen. Sofern er die Bürgermeisterwahl gewinnt. Dann ging’s vom Rhein an den Ulmbach.

Eine Umstellung, nicht so sehr für den jungen Mann mit der flotten Frisur, er ist in Kirtorf (3300 Einwohner) groß;geworden. Wohl aber für Freundin Janina Jung (28), ein Kölner Mädchen. Doch die Sozialarbeiterin stellt klar: Selbstverständlich ziehen sie um, aber erst einmal nicht in einen Greifensteiner Ortsteil, sondern in eine Nachbargemeinde. Um nicht durch die Wahl des Wohnortes schon gleich für "Irritationen" zu sorgen.

Seit Wochen fahren Schmittdiel und Jung immer wieder rund 150 Kilometer zu Wahlkampfterminen und wieder zurück. "Ist halt ein Stückchen", sagt er, "aber das passt schon." Sie seien am Vorabend heimgekommen, hätten die Wohnung noch aufgeräumt, erzählt sie, während er sich nach dem Joggen schnell frisch macht.

Zeit für den Espresso im kleinen Wohnzimmer neben der Küche. Eine Sitzlandschaft, der groß;e Flachbildschirm dominiert, er wird gern für Videospiele genutzt, verraten Spielkonsole und Controller links davon, rechts meditiert ein Buddha.

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Den Kontakt zu Greifenstein verdankt er einem Studienkollegen aus Holzhausen, sagt Schmittdiel kurz drauf und erzählt von sich: Abitur, Grundwehrdienst, Studium der Wirtschaftswissenschaften in Marburg, Wechsel in den Offizierslehrgang der Luftwaffe, Studium an der Bundeswehruni München, 2015 Abschluss als "Master of Science".

Dann die fliegerische Ausbildung. Schmittdiel hat nach dem Studium 2015/2016 Theorie gepaukt. Überlebenstraining in der Nordsee, Aufenthalt in der Druckkammer. Es folgt die ersehnte Praxisphase, aber dann: Ein Augenproblem macht eine OP nötig, beendet den Traum vom militärischen Fliegen. Ein Transportflugzeug wäre es wohl gewesen, eine A 400 M, oder ein Job in der Flugbereitschaft, vielleicht die "Air Force One" Angela Merkels.

Erst war da der Schock, erzählt Schmittdiel, dann war er nur traurig. Aber er habe sich motiviert, um, auch mit Hilfe von Freunden und Familie, aus dem Loch rauszukommen und die Zügel selbst in die Hand zu nehmen.

Seit 2016 ist er beim Luftfahrtamt der Bundeswehr in Köln. Hier klärt er Bürger, Vereine, Politiker, Behörden über die rechtlichen Grundlagen des militärischen Flugbetriebs auf. Und: Parallel läuft ein Zweitstudium der Rechtswissenschaften an der Fernuni Hagen – das er auch als Bürgermeister abschließ;en will. Und wenn das wegen der Amtsgeschäfte ein zwei Jahre länger dauere, dann sei das eben so. "Ich werde keine Rathauszeit fürs Studieren verwenden." Denn zu tun gibt es genug, weiß; der Kandidat, der für den Wahlkampf Urlaub genommen hat. Und er hat sich schlau gemacht über die Gemeinde, hat sich umgesehen, fühlt sich einerseits an Kirtorf erinnert. Andererseits weiß; er auch: Bürgermeister in Greifenstein zu sein, ist eine Herausforderung; aber eine, der er sich "hochmotiviert" stellen und sie angehen wolle.

Der 30-Jährige sieht sich vorrangig als Impulsgeber und unabhängiger Moderator.

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Im Team will er "etwas Tolles" für Greifenstein erreichen. Teambildung sei wichtig, aber am Ende müsse einer sagen, wo’s langgeht. Dabei sieht der Offizier sich vorrangig als Impulsgeber, unabhängiger Moderator. Er will zunächst keinem Verein beitreten, um neutral agieren zu können. Ein neues Miteinander hat er im Blick, etwas gemeinsam tun, um die Ortsteile zu vereinen, zu verbinden, das sei die Grundlage für alles andere.

Er ist optimistisch. Bislang sei man dem "jungen Kerl" offen begegnet, erzählen beide von Gesprächen, man freue sich auf frischen Wind.

Politisch aktiv ist Schmittdiel schon länger. Er hat sich 2013 im Bundestags- und Landtagswahlkampf für die CDU engagiert, ihn begleitet, Politik hautnah erfahren, Leute kennengelernt. Er hat mit Kirtorfs Bürgermeister zusammengearbeitet und mitbekommen, wie der Beruf funktioniert. "Ich fand das spannend und dachte, das möchte ich auch einmal machen." Aber erst nach einer soliden Ausbildung – und auch den Traum vom Fliegen wollte er sich erfüllen: 13 Jahre Bundeswehr und danach die Karriere als Bürgermeister als Option.

"Man muss die Chance ergreifen, wenn sie da ist und nicht irgendwann einmal – und Greifenstein, das ist eine Chance", stellt der 30-Jährige fest, grinst und meint dann: "Von mir hat man dann auch länger etwas."

Er freue sich aufs Mountainbiken, in Köln sei es eher flach, in Greifenstein kämen die Berge dazu, da könne er nach einem stressigen Arbeitstag eine Runde drehen... "Da bin ich raus", wirft Janina Jung ein.

Sie kennen sich etwa zehn Jahre, hatten sich immer wieder aus den Augen verloren, aber an dem Tag, als er seine Wohnung bezog, haben sie sich wiedergetroffen, sind etwas trinken gegangen – und vor einem Jahr zusammengezogen in ihr Nest im dritten Stock, vorne mit Blick auf Kerpener Straß;e und Uni-Herzzentrum, hinten auf Häuser und Gärten. Beide sind berufstätig, da ist der Haushalt natürlich Teamwork. Eines sei für sie essenziell: Gemeinsam kochen. "Klingt nach Bilderbuch", sagt Jung, "ist aber so."

Gegen Ende schiebt Schmittdiel noch etwas nach: Die Flugtauglichkeit habe er ja "nur" für den militärischen Bereich eingebüß;t. Als Hobby darf er. Also sei der Traum an sich nicht gestorben und er wolle ihn sich erfüllen, dann eben mit einem Kleinflugzeug – und am liebsten bei einem Rundflug über Greifenstein.

Zur Person

Geburtstag: 17. Januar 1988 (Sternzeichen Steinbock)

Familienstand: ledig, aber liiert

Beruf: Offizier (Oberleutnant) der Luftwaffe in Köln

Partei: unabhängig (CDU-Mitglied, Unterstützung der CDU Greifenstein)

Haustier: keines

Hobbys: Sport, Mountainbikefahren, Joggen, aber auch Kurzreisen

Lieblingsmusik: Charts und Schlager

Lieblingsgericht: Pizza

Lieblingsbuch: Sachbücher über Recht und Wirtschaft und über die Fliegerei

Lieblingsort in Greifenstein: Der Radweg um Greifenstein mit all seinen tollen Aussichtspunkten und interessanten Ausflugszielen.

Informationen/Kontakt: www.marc-schmittdiel.deDie Wahl

Die Greifensteiner haben am 27. Mai die Wahl, wer Nachfolger von Martin Kröckel (parteilos) wird. Eine Stichwahl wäre am 10. Juni.

Wahlberechtigt sind (Stand 31. Dezember 2017) 5423 Männer und Frauen. Die Gemeinde verzeichnete am Stichtag 6751 Einwohner.

Es gibt drei unabhängig antretende Kandidaten. Marion Sander (sie hat die Unterstützung von SPD und Unabhängiger Liste für Greifenstein). Steffen Schenk ist CDU-Mitglied, tritt aber als Unabhängiger an, was beides auch für Marc Schmittdiel gilt, den die CDU Greifenstein aber unterstützt.

Alle drei Kandidaten stellen sich beim Podiumsgespräch dieser Zeitung am Mittwoch, 16. Mai, um 19 Uhr in der Ulmtalhalle den Fragen der Bürger.