Man sieht sich immer zwei Mal im Leben. Für Handballer heißt das: einmal auf und einmal neben dem Feld. Als am Sonntagabend die Massen aus der Breslauer Innenstadt verschwinden, weil die Feierlichkeiten zur Eröffnung der europäischen Kulturhauptstadt des Jahres zu Ende sind, vibriert das Handy. Nachricht eines alten Handball-Kollegen, der mit seiner Truppe in einer Kneipe unweit des Rathauses sitzt. Wir vereinbaren ein Treffen.
"Whisky in the jar" heißt der Laden. Martin und seine Freunde aus Lollar haben es sich rechts in der Ecke gemütlich gemacht. Und mit dabei ist auch Peter, einst ein gefürchteter Gegenspieler der noch viel gefürchteteren KSG Bieber. Seine "Spezialität": ein besonderes Abwehrverhalten. Der eine Arm ging in entscheidenden Situationen in Richtung Ball, der andere in Richtung Magengrube. Für Schiedsrichter kaum zu sehen. Ein Kontrahent also, den man nicht so schnell vergisst.
Am Sonntag klären wir nach einer etwas unterkühlteren Begrüßung rasch die Fronten. Jetzt, wo die "Karrieren" entweder zu Ende sind oder in der Bezirksklasse C ausklingen, beschließen wir Freunde zu sein. Vor allem hier in Breslau. Es wird eine lustige Stunde in dem Mix aus Kneipe und Restaurant. Und der Journalist erfährt sogar Neuigkeiten aus dem deutschen Team. Die Fan-Delegation aus Mittelhessen erzählt, dass Kreisläufer Erik Schmidt mit einer Frau aus Rodheim-Bieber liiert ist. Und dass es am Samstag nach dem deutschen Spiel gegen Spanien Probleme mit slowenischen Fans gab, die zur Partie ihres Teams gegen Schweden mal einfach so die Plätze der schwarz-rot-goldenen Anhänger eingenommen hatten. Die Ordner wollten nicht eingreifen. Doch das Problem ließ sich klären. "Arne, Du weißt doch, wie ich so etwas löse", sagt Peter und lacht.