Großbrand in Diez: Die Folgen sind noch nicht abzusehen

Die Einsatzkräfte der Feuerwehr kämpfen bis zur Erschöpfung gegen die Flammen. Foto: Klaus-Dieter Häring
© Klaus-Dieter Häring

Ein Großfeuer hat in Diez die Lagerhalle einer Recyclingfirma vernichtet und sich auf einen benachbarten Produktionsbetrieb ausgebreitet. Über 650 Einsatzkräfte kämpften am...

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DIEZ. Eine solche Brandkatastrophe hat es in Diez seit Jahrzehnten nicht gegeben. Ein Großfeuer hat in der Nacht zum Donnerstag eine Lagerhalle der Recyclingfirma Uriel vernichtet und sich auch auf einen benachbarten Produktionsbetrieb ausgebreitet, der Folien und Verbundstoffe herstellt.

Es standen laut Feuerwehr mehrere Industriehallen und im Außenbereich gelagerte Recycling- und Rohstoffe im Vollbrand. 10 000 Quadratmeter Fläche waren betroffen und brannten am Morgen immer noch. Bei den Löscharbeiten wurden zwei Feuerwehrleute leicht verletzt.

Die Flammen lodern immer wieder auf

"Dieses Feuer wird uns noch zehn bis 14 Tage beschäftigen", sagt der stellvertretende Kreisfeuerwehrinspekteur des Rhein-Lahn-Kreises, Markus Grün. Denn noch einen Tag nachdem das Großfeuer in der Industriestraße ausgebrochen war, waren ungezählte Einsatzkräfte der Feuerwehren aus dem Rhein-Lahn-Kreis, dem Westerwaldkreis, dem Landkreis Limburg-Weilburg und von den Berufsfeuerwehren aus Koblenz und Wiesbaden dabei, die zahlreichen Feuer auf dem Firmengelände zu bändigen.

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Immer wieder loderten Flammen auf und beißender, stickender Qualm legte sich über das Gelände. Das ganz große Feuer, das eine Rauchwolke entwickelte, die mehr als 25 Kilometer zu sehen war, war am Donnerstag unter Kontrolle. "Die mehr als 650 Einsatzkräfte haben tolle Arbeit geleistet", sagt Markus Grün.

Doch immer noch brachen große Brandherde auf dem weitläufigen Gelände aus und mussten den ganzen Tag über gelöscht werden. Betroffen war ein Gebiet von 3000 Quadratmetern - dabei besonders drei große Hallen auf der linken Seite des Geländes - und dahinter große Haufen von Metall, Kunststoff und Papier auf dem Außengelände. Alles in Ballen gepresst, was die Arbeit der Feuerwehrkräfte behinderte, wie Grün bestätigt. Am Donnerstag waren die Feuerwehrkräfte und Mitglieder von fünf THW-Ortsverbänden dabei, die gepressten Ballen zu lockern und dann zu löschen.

Ein Kilometer lange Schlauchleitung

Noch am Donnerstag behinderte der Brand große Gebiete von Limburg. Denn die Koblenzer Feuerwehr baute eine große Schlauchleitung von der Lahn über die Industriestraße bis zum Uriel-Gelände auf einer Länge von einem Kilometer auf. "Wir haben sämtliche Zisternen genutzt und mussten sogar auf das Trinkwassersystem zurückgreifen", beschreibt einer der Feuerwehrmänner. Dazu wurde ein Pendeldienst mit Löschfahrzeugen auf eine Entfernung von drei Kilometern aufgebaut.

Zugute kam der Diezer Feuerwehr, dass sie auf das direkt an das Firmengelände angrenzende Limburger Löschwassersystem hat zurückgreifen können. Dadurch seien die beiden Wirtschaftsgebäude der Firma Uriel, eine große Halle und ein Bürotrakt der Entwicklungsgesellschaft für Verbundmaterial EDA, die sich ebenfalls auf diesem Gelände befindet, gerettet worden.

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Lebensmitteldiscounter und Baumarkt nicht betroffen

Ein Lebensmitteldiscounter und ein Baumarkt waren von dem Feuer nicht betroffen. Die Feuerwehr sprach von immensen Temperaturen, die sogar haben Stahl schmelzen lassen. Die gesamte Nacht über wurden außerdem immer wieder Schadstoffmessungen im Umfeld vorgenommen, um sicherzugehen, dass von den Rauchgasen und der immensen Rauchwolke keine Gefahr für die Bevölkerung ausgeht.

Über die verschiedenen Warn-Apps wie "Katwarn" waren die Bürger aufgefordert worden, Fenster und Türen zu schließen sowie Klima- und Lüftungsanlagen abzustellen. Die unmittelbar hinter dem Brandort verlaufende Bahnstrecke musste gesperrt werden.

Geschockt zeigten sich noch in der Nacht Landrat Frank Puchtler (SPD) und die Diezer Bürgermeisterin Annette Wick (SPD). "Wir hoffen, dass das Privatunternehmen nach diesem Brand noch Perspektiven hat", so Frank Puchtler. "Wir gingen von einem kleinen Brand aus", so Annette Wick, als sie die Nachricht von dem Feuer erhielt. "Als wir das Feuer dann sahen, waren wir geschockt." Beide lobten den Einsatz der Feuerwehren sowie auch des DRK, der Malteser und des THW.

Die Ursache des Feuers müssen Spezialisten untersuchen. Auch die Höhe des Schadens, "der über mehrere Millionen liegen wird", sei noch nicht genau zu ermitteln.