Immobilienpreise ausgebremst - doch der Traum bleibt teuer

Die steigenden Bauzinsen verteuern die Finanzierung von Immobilien.  Foto: dpa
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Der Preisanstieg für Wohnungen und Häuser ist im Juli vorerst gestoppt worden. Führen steigende Zinsen und Kosten zu einer nachhaltigen Trendwende in Hessen und Rheinland-Pfalz?

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WIESBADEN/MAINZ. Hohe Immobilienpreise, steigende Baukosten und Verzögerungen bei der Fertigstellung sowie explodierende Energiekosten und jetzt noch steigende Bauzinsen – die Nerven von Immobilieninteressierten werden arg strapaziert. Trotzdem wollen viele Hessen und Rheinland-Pfälzer ihren Traum vom Eigenheim nicht aufgeben, müssen allerdings ihre Wünsche einschränken. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Commerzbank und der Commerz Real hervor.

Gute Nachrichten für Käufer kommen vom Immobilienmarkt. Aufgrund der steigenden Bauzinsen und höheren Energiepreisen entwickelt sich die Nachfrage zurückhaltender. „Wir sehen, dass die Immobilienpreise vorerst einen Höhepunkt erreicht haben“, berichtet Stefan Münter, Vorstand beim Hauspreisindex Europace. Gerade für Eigentumswohnungen seien die Preise laut dem Hauspreisindex EPX im Juli im bundesweiten Schnitt leicht um 0,86 Prozent gefallen. Die Preise liegen aber noch um 7,93 Prozent über dem Vorjahresniveau. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern sind die Juli-Kaufpreise innerhalb eines Monats mit einem leichten Minus von 0,26 Prozent relativ stabil geblieben. Im Vorjahresvergleich lag das Wachstum mit 11,65 Prozent noch über der Zehn-Prozent-Marke.

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Kaufnachfrage ist rückläufig

„Verkäufer sind derzeit eher wieder bereit, über Kaufpreise zu sprechen und zu verhandeln“, sagt Europace-Vorstand Münter. Damit würden sich trotz des Zinsanstiegs neue Möglichkeiten für Käufer bieten. Über Europace werden nach eigenen Angaben jährlich Immobilienfinanzierungen mit einem Volumen von rund 85 Milliarden Euro abgewickelt. Der monatliche Hauspreisindex EPX wurde im Jahr 2005 mit dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung entwickelt.

Andere Analysen bestätigen die Ergebnisse. So sieht McMakler Research im zweiten Quartal erstmals seit Beginn des Immobilienbooms einen bundesweiten Preisrückgang von 0,8 Prozent, der aber nur für einige Regionen zutrifft. Das steigende Angebot treffe generell auf eine rückläufige Nachfrage. Nach dem Immobilienbericht von Scoperty legten die Preise in Hessen und Rheinland-Pfalz im zweiten Quartal noch mal um etwa zwei Prozent zu. Allerdings hat sich Preisanstieg demnach verlangsamt. Außerdem gibt es in ländlichen Regionen bereits häufiger günstigere Immobilien. „Obwohl wir noch keine großen Preiseinbrüche in der Fläche beobachten können, sehen wir doch, dass sich der Markt vom Verkäufer- hin zum Käufermarkt wandelt“, erläutert Scoperty-Chef Stefan Kellner. Auch nach einer Analyse von ImmoScout24 im Auftrag der Wirtschaftswoche scheint der Immobilienboom sein Ende zu erreichen. In mehr als der Hälfte der deutschen Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern seien die Preise für Eigentumswohnungen gesunken.

Käufer stellen sich auf Kompromisse ein

Billig sind Immobilien damit noch lange nicht. „Die Preise für Neubau-Wohnungen in Rheinland-Pfalz sind in den vergangenen zehn Jahren um 68 Prozent gestiegen, in Hessen haben sich die Preise sogar mehr als verdoppelt“, berichtet Barbara Pollner, Leiterin Kreditmanager der Commerzbank Wiesbaden. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis betrage in Rheinland-Pfalz rund 4080 Euro und in Hessen etwa 5530 Euro. In Darmstadt, Mainz und Wiesbaden lägen die Neubauwohnungspreise bei mehr als 7000 Euro je Quadratmeter.

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Für knapp die Hälfte der befragten Immobilieninteressierten ist das Angebot in der Region zu gering. Jeder Zweite befürchtet angesichts der steigenden Kosten, sich auf absehbare Zeit keine Immobilie leisten zu können. Die Bereitschaft zu Kompromissen ist aber groß. Rund jeder Dritte will den Suchradius erweitern oder „einfacher“ bauen oder kaufen. Informationsbedarf besteht noch beim Thema Fördermöglichkeiten. Niemand sollte sich entmutigen lassen, meint Pollner. „Das Zinsniveau ist in letzter Zeit zwar stark gestiegen, aber im Verhältnis immer noch historisch niedrig.“ Zudem habe sich Preisanstieg deutlich verlangsamt.