Lenste - "der letzte Akt"

Das Jugendferienlager in Lenste an der Ostsee: 1958 vom Altkreis Wetzlar eröffnet, später vom Lahn-Dill-Kreis übernommen, 2013 geschlossen und 2015 verkauft an eine Bank in Thüringen.   Foto: Archiv

DILLENBURG/WETZLAR Der Lahn-Dill-Kreis verkauft sein Jugendzeltlager in Lenste an der Ostsee für 1,4 Millionen Euro an eine VR-Bank in Thüringen. Das hat der Kreistag am...

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. DILLENBURG/WETZLAR Der Lahn-Dill-Kreis verkauft sein Jugendzeltlager in Lenste an der Ostsee für 1,4 Millionen Euro an eine VR-Bank in Thüringen. Das hat der Kreistag am Montag beschlossen.

Die Koalition aus SPD, FWG und Grüne sowie ein NPD-Abgeordneter stimmten für den Verkauf. CDU, FDP und Linke stimmten dagegen.

Die VR-Bank Bad Salzungen/Schmalkalden will das Gelände durch eine Tochtergesellschaft kaufen und betreiben. Sie will daraus eine Sport- und Freizeit, Fortbildungs- sowie Kur- und Erholungseinrichtung machen.

CDU-Fraktionschef Hans-Jürgen Irmer kritisierte in der Kreistagssitzung in Wetzlar das Aus für das kreiseigene Jugendzeltlager. Er sagte: "Der letzte Akt fällt heute." Landrat Wolfgang Schuster (SPD) habe 2007 versprochen, Lenste bleibe, und: So lange er Landrat sei, bleibe Lenste erhalten. Dann habe er 50 Jahre Geschichte mit einem Schlag ausradiert. Das Ferienlager am Lenster Strand wurde 1958 vom Altkreis Wetzlar eröffnet, später dann vom Lahn-Dill-Kreis betrieben. Im Oktober 2013 hatte der Kreis das Lager geschlossen.

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Irmer weiter: Als Begründung habe Schuster angeführt, der Kreis könne so 480 000 Euro jährliche Betriebskosten sparen. Später, als die Entscheidung für die Schließung von Lenste schon gefallen war, sei nur noch von einem maximale Einsparpotenzial von 250 000 Euro die Rede gewesen. "Es wurde mit falschen Zahlen operiert - ob bewusst oder unbewusst."

Auch der erwartete Erlös beim Verkauf von Lenste sei nach und nach gesunken: von anfangs 3 Millionen auf zuletzt 1,5 Millionen Euro. Nun werde für 1,4 Millionen Euro verkauft.

FDP-Kreistagsabgeordneter Wolfgang Berns kritisierte, dass bei der Schließung von Lenste der Bürgerwille ignoriert und der Kreistag nicht eingebunden worden sei. "Hier wurde ohne Not und auch unprofessionell gehandelt."

"Unprofessionell gehandelt"

SPD-Abgeordnete Regina Beimborn verteidigte das Aus. Denn die pädagogische Jugendarbeit werde im Lahn-Dill-Kreis fortgeführt - "halt nur nicht in Lenste". So hat der Kreis statt der Freizeiten in einem eigenen Jugendzeltlager an der Ostsee in diesem Jahr für Kinder und Jugendliche Ferienfreizeiten zum Beispiel in Österreich, am Timmendorfer Strand, auf Sylt sowie eine Reiterfreizeit nahe Magdeburg angeboten.