Jetzt kann ihn jeder sehen: Am Sonntag ist die Dauerausstellung „Rom in Germanien“ auf der Saalburg bei Bad Homburg eröffnet worden. Der 2000 Jahre alte vergoldete Pferdekopf ist der große Publikumsmagnet.
Von Pascal Reeber
Redakteur Wetzlar
Was für ein imposanter Schädel! Der Vorsitzende des Fördervereins Römisches Forum, Wilfried Paeschke, betrachtet den vergoldeten Pferdekopf, der im August 2009 in Waldgirmes gefunden worden ist. Paeschke und viele Ehrenamtliche aus dem Verein waren seinerzeit an der Bergung und Sicherung beteiligt. Und schauten sich den restaurierten Kopf am Sonntag auf der Saalburg an.
(Foto: Reeber)
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Bad Homburg/Lahnau-Waldgirmes - Jetzt kann ihn jeder sehen: Am Sonntag ist die Dauerausstellung „Rom in Germanien“ auf der Saalburg bei Bad Homburg eröffnet worden. Der 2000 Jahre alte vergoldete Pferdekopf ist der große Publikumsmagnet.
Bereits kurz nach der Eröffnung durch Hessens Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein (CDU) drängten die Menschen in den gut fünf mal fünf Meter großen Raum, in dessen Zentrum der 2000 Jahre alte Kopf steht. „Er ist erstmals in der Position zu sehen, in der er seinerzeit Teil des Reiterstandbildes war“, erklärte Carsten Amrhein, Leiter der Saalburg, den ersten Besuchern.
Bis heute sind etwa 200 Fragmente aus Bronze in Waldgirmes entdeckt worden – das größte ist der Pferdekopf
Ganz dicht an der Vitrine aus Panzerglas stand da auch Wilfried Paeschke, Vorsitzender des Fördervereins Römisches Forum aus Waldgirmes. Und fügte weitere Details dazu. Etwa, dass das Medaillon auf der Blässe des Pferdes den Kriegsgott Mars zeige. „Mars war der Lieblingsgott von Kaiser Augustus. Daher wird vermutet, dass das Reiterstandbild Augustus darstellte.“ Vermutet, weil bisher nur Teile des Standbildes gefunden wurden. Etwa 200 Bronzefragmente einer oder mehrere Statuen sind bislang in Waldgirmes ausgegraben worden. Der Pferdekopf ist mit 14 Kilo und 59 Zentimetern Länge das größte.
Im Zentrum der neuen Dauerausstellung steht der Pferdekopf. Foto: Reeber
"Rom in Germanien" wird die Schau betitelt. Foto: Reeber
Das Lagerleben führten zur Eröffnung am Sonntag die Mitglieder der Legio Prima Germanica vor. Foto: Reeber
Das Römerkastell Saalburg ist eine rekonsturierte Anlage, allerdings auf den Original-Grundmauern. Foto: Reeber
Römisches Handwerk wurde beim Familientag am Sonntag vorgeführt. Foto: Reeber
Die Leio Prima zieht durch die Saalburg. Foto: Reeber
So eine Begrüßung erlebt auch ein Ministr nur selten: Die Legionäre geleiten Boris Rhein zur Ausstellungseröffnung. Foto: Reeber
Rhein und Wilfried Paeschke vom Förderverein Römisches Forum im Gespräch. Foto: Reeber
Auch Tonscherben und Werkzeug werden gezeigt. Foto: Reeber
Mehr als 200 Bronzefragmente wurden in Waldgirmes gefunden - einige sind in einer Vitrine schräg gegenüber des Pferdekopfes zu sehen. Foto: Reeber
Zitate über Germanien und das römische Reich geben viel Aufschluss über die Verhältnisse der Zeit. Foto: Reeber
Riesiges Interesse: Auch wenn die Ausstellung zu Waldgirmes mehrere Räume umfasst, sammelten sich die meisten Besucher am Pferdekopf. Foto: Reeber
Beim Familientag am Sonntag war auch zu sehen, wie Bronze in Militärlagern zu Werkzeugen oder Waffen gegossen wurde. Foto: Reeber
Auch Gebrauchsgegenstände wie diese Kanne zeigt die Ausstellung. Foto: Reeber
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„Wenn es Sie nicht gäbe, gäbe es auch den Pferdekopf nicht“, hatte Minister Rhein in seiner Ansprache zur Ausstellungseröffnung zuvor die Mitglieder des Fördervereins aus Waldgirmes gelobt. Er dankte Paeschke für den ehrenamtlichen Einsatz. „Und ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.“
Wie die im besten Falle aussehen könnte, skizzierte der Vorsitzende direkt nach Rhein in einer kurzen Ansprache. Noch immer wünscht man sich in Waldgirmes, Originalkopf oder Replik zumindest zeitweise ausstellen zu dürfen. Und Paeschke sagte mit Blick auf eine Ausstellung in Berlin, zu der der Pferdekopf im November vom Land Hessen ausgeliehen wird: „Vielleicht macht er ja auf dem Weg nach Berlin über alte römische Heerstraßen einen Umweg nach Waldgirmes.“
Paeschke und Rhein, so viel steht fest, werden im Gespräch bleiben. Und das wird auch der Pferdekopf. Die ersten Besucher der neuen Dauerausstellung waren begeistert, zückten Handys und Kameras, machten Erinnerungsfotos und „Selfies“ mit dem goldenen Schädel.
Rund um das über 2000 Jahre alte Ausstellungsstück marschierte beim Familientag auf der Saalburg die Legio Prima Germanica aus Waldgirmes, römisches Handwerk wurde gezeigt und Restauratoren führten ihre Arbeit vor. Mit dabei war auch Angelika Ulbrich. Sie hatte seinerzeit die Aufgabe erhalten, den Kopf zu restaurieren. Ein Höhepunkt ihrer Laufbahn war das, wie sie Journalisten sagt. Bei den 75 000 Euro teuren Arbeiten war es Rhein zufolge darum gegangen, den Ist-Zustand zu erhalten, nicht etwa, den Zustand von vor 2000 Jahren wieder herzustellen.
Vom „ganz besonderen Tag“ sprach Museumschef Amrhein am Sonntag und war sich mit Rhein und Paeschke einig. „Mir ist heute wieder bewusst geworden, welchen Sensationsfund wir gemacht haben“, sagte der Vorsitzende und befand über die Zeit, in der der Kopf unter Verschluss war: „Auch ein Pferd kann in neun Jahren noch schöner werden“.
Das Römerkastell Saalburg und mit ihm die Dauerausstellung über Waldgirmes ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, von November bis Februar dienstags bis sonntags von 9 bis 16 Uhr.