Der juristische Streit um den römischen Pferdekopf aus Waldgirmes hält an. Eine andere Entscheidung ist nun gefallen: Der als Sensation gefeierte Fund wird künftig auf der Saalburg gezeigt, nicht in einem möglichen Besucherzentrum in Lahnau.
Von Christian Hoge
Redakteur Dillenburg
Wilfried Paeschke, Vorsitzender des Fördervereins Römisches Forum Waldgirmes.
(Foto: Archiv)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
LAHNAU-WALDGIRMES - Der juristische Streit um den römischen Pferdekopf aus Waldgirmes hält an. Eine andere Entscheidung ist nun gefallen: Der als Sensation gefeierte Fund wird künftig auf der Saalburg gezeigt, nicht in einem möglichen Besucherzentrum in Lahnau.
Das bestätigte das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst dieser Zeitung am Dienstag auf Nachfrage. Das Römerkastell Saalburg bei Bad Homburg sei „weit über die Grenzen Hessens hinaus bekannt und biete ein ideales Ausstellungsumfeld für den römischen Pferdekopf“, sagte Christoph Schlein, der Sprecher des Ministeriums.
Der Förderverein möchte das Original zumindest einige Tage lang in der Lahnauhalle zeigen
Die Einrichtung widme sich als einziges Museum ausschließlich der Römerzeit und sei für die provinzialrömische Archäologie in Hessen zuständig. Außerdem befinde sich dort das Informationszentrum für die Unesco-Welterbestätte Limes, so Schlein.
Überrascht ist man beim Förderverein Römisches Forum über die Entscheidung ganz und gar nicht. „Das war uns eigentlich klar. Wir hatten schon damit abgeschlossen, das Original zu bekommen“, meinte Wilfried Paeschke, der Vorsitzende des Fördervereins. Seit einiger Zeit war die Saalburg bereits als Ausstellungsort gehandelt worden.
In dem geplanten Besucherzentrum möchte der Förderverein statt des Originals zumindest eine Replik des Bronze-Kopfes zeigen. Diese wird aktuell im Schloss Biebrich aufbewahrt. „Außerdem hat uns das Land zugesichert, dass wir das Original zwei oder drei Tage in der Lahnauhalle ausstellen können“, erinnert Paeschke.
Doch beides hält das Land Hessen unter Verschluss – so lange der Rechtsstreit zwischen dem Land und einem Landwirt, auf dessen Grundstück der Pferdekopf entdeckt wurde, andauert. Vor dem Landgericht Limburg geht es um den Wert des Kopfes und gleichzeitig darum, welche Entschädigung dem Mann zusteht.
Ende Oktober sah noch alles danach aus, als ob der Streit um den Pferdekopf, der 2009 in einem Brunnen des heutigen Römischen Forums auf einem Acker bei Waldgirmes entdeckt wurde, bald ein Ende hat. Das Landgericht Limburg hatte eine Gutachterin bestellt, die den Wert damals auf 1,64 Millionen Euro schätzte.
So stünde dem Landwirt nach den im Jahr 2009 gültigen Gesetzen eine Entschädigung in Höhe 820 000 Euro zu. Denn das Land ist zwar Eigentümerin des Fundstücks, muss den Grundstückseigentümer aber nach dem mittlerweile nicht mehr gültigen Recht mit der Hälfte des Wertes entschädigen. Nachdem das Land Hessen auf das Gutachten in einer Stellungnahme reagierte und „ergänzende Fragen“ formulierte, sollte noch ein Ergänzungsgutachten der Sachverständigen eingeholt werden.
In Limburg ging man im Dezember davon aus, dass die Fragen bis Ende Februar beantwortet sind. Ein Gerichtssprecher teilte mit, ein Fortsetzungstermin werde wohl im zweiten oder dritten Quartal 2018 folgen. Ein offizieller Termin steht derzeit noch nicht fest.
Paeschke und seine Mitstreiter kostet die Dauer des juristischen Streits viele Nerven. „Der Prozess müsste endlich mal beendet werden. Solange das nicht passiert, dürfen wir in der Öffentlichkeit nichts zeigen“, erklärt der Vorsitzende des Fördervereins.
Je mehr Zeit seit der Entdeckung des Pferdekopfes im Jahr 2009 verstreiche, desto mehr sinke das Interesse der Öffentlichkeit.
Nicht zuletzt geht es auch um eine finanzielle Komponente: Für das geplante Besucherzentrum würden heute 100 000 Euro mehr anfallen als im Entwurf aus dem Jahr 2012, rechnete Paeschke schon im Dezember vor. Zieht man die Zuschüsse und Spenden in Höhe von 86 000 Euro ab, klaffe damit ein Loch von 164 000 Euro in der Kalkulation.
Die Öffentlichkeit habe ein Anrecht darauf, den Fund zu sehen, sagt Wilfried Paeschke
„Die Sponsoren halten sich momentan noch zurück, solange die rechtlichen Verhältnisse nicht geklärt sind“, sagt Paeschke. Auch die Spendensumme dürfte höher sein, wenn man mit dem Pferdekopf – oder eben der Replik – werben könnte.
Die Öffentlichkeit, betont der Vorsitzende des Fördervereins Römisches Forum, habe allerdings ein Anrecht darauf, den archäologischen Fund zu sehen und schiebt hinterher: „Schließlich ist er hier entdeckt worden.“