Sexueller Missbrauch: Prozess gegen Sven B. beginnt heute

Eine Bronze von Justitia. Foto: Proxima Studio - stock.adobe
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Der Fall sorgte bundesweit für Schlagzeilen: Der Jugendtrainer aus dem Main-Taunus-Kreis soll zehn Minderjährige vergewaltigt haben. Die Opfer müssen wohl als Zeugen aussagen.

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FRANKFURT. Er soll mindestens zehn Jungen zwischen zehn und 17 Jahren sexuell missbraucht haben: Die Ermittlungen gegen den früheren Fußball-Jugendtrainer Sven B. sorgten in den vergangenen Monaten bundesweit für Schlagzeilen. An diesem Freitag (9.30 Uhr) beginnt nun am Frankfurter Landgericht der Prozess gegen den 35-Jährigen. Laut Anklage soll der Mann aus dem Main-Taunus-Kreis die Taten zwischen 2014 und Oktober 2021 begangen haben. Sven B. sitzt seit Dezember 2021 in Untersuchungshaft, schweigt bislang zu den Vorwürfen.

Die Jugendschutzkammer des Landgerichts hat den Prozess zunächst bis Ende November terminiert. Da die Opfer wahrscheinlich im Zeugenausstand aussagen müssen, soll ein Großteil der Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Sven B. war unter anderem als Jugendtrainer in verschiedenen Clubs im Main-Taunus-Kreis und Kreis Groß-Gerau tätig, fungierte zudem als Regionalauswahltrainer. Zuletzt war er beim SV Wehen Wiesbaden beschäftigt. Der Fußball-Drittligist trennte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe mit sofortiger Wirkung von dem Coach. Den Ermittlungen zufolge sollen sich keine Talente des SVWW unter den Opfern befinden.

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Sven B. soll in den meisten Fällen nach einer perfiden Masche vorgegangen sein: Er soll die Opfer „unter Verwendung einer falschen Identität und der Vorspiegelung einer tatsächlich nicht bestehenden Bedrohungslage kontaktiert haben“, so die Staatsanwaltschaft. Anschließend soll er wiederum unter seinem richtigen Namen seine Hilfe angeboten haben. Auf diese Weise lockte er die Geschädigten in seine Wohnung im Main-Taunus-Kreis. Dort soll er die Minderjährigen mit Alkohol und Schokodrops, die er mit Schlafmittel versetzt hatte, betäubt haben. In der Folge soll er sexuelle Handlungen an den teils wehrlosen Opfern vorgenommen haben. Zudem soll er die Taten mit seinem Mobiltelefon und versteckten Kameras gefilmt haben.

Allein einen zu Beginn 16-Jährigen soll er zwischen 2016 und 2019 50 Mal vergewaltigt haben. Zwischen Januar 2014 und Februar 2015 soll der Angeklagte einen damals 15 bzw. 16 Jahre alten Jungen, dessen Fußballtrainer er zu jener Zeit war, in mindestens acht Fällen vergewaltigt haben. Sven B. soll den Jungen unter Anwendung von Gewalt festgehalten und auf das Bett gedrückt haben, um die Übergriffe vorzunehmen. Die Taten sollen sowohl in seiner Wohnung als auch während gemeinsamer Urlaube in Spanien und Österreich erfolgt sein. Zwischen dem 9. und 26. Oktober 2021 soll er fünf männliche Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren sowie einen damals zehnjährigen Jungen missbraucht haben. Dem Angeklagten drohen bis zu 15 Jahre Haft.

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