Spiegel bittet für Urlaub nach Ahr-Flut um Entschuldigung
Die stark in die Kritik geratene Familienministerin Anne Spiegel hat in einer denkwürdigen Rede ihren Urlaub nach der Flutkatastrophe verteidigt. Sie nannte dafür private Gründe.
MAINZ. Anne Spiegel sprach mit zittriger Stimme. Rang immer wieder um Worte. Die Bundesfamilienministerin hat am späten Sonntagabend in einem kurzfristig angesetzten Pressestatement vor laufenden TV-Kameras um Entschuldigung gebeten. Die 41-Jährige verteidigte dabei ihren vierwöchigen Urlaub unmittelbar nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, bei der im vergangenen Sommer 134 Menschen ums Leben gekommen waren. Spiegel betonte in dem emotionalen, siebenminütigen Statement, sie habe sich zu jener Zeit, als sie auch als Umweltministerin in Rheinland-Pfalz in der Verantwortung stand, für ihre Familie entscheiden müssen. Unions-Politiker hatten am Wochenende mehrfach Spiegels Rücktritt gefordert. Dazu sagte sie kein Wort.
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Die Grünen-Politikern wählte am Sonntagabend, wie sie sagte, „einen ungewöhnlichen Schritt, zu dem ich mich entschieden habe. Ich werde jetzt einige private Details nennen“. Ihr Mann hatte eigentlich darum gebeten, dies zu vermeiden. „Aber ich wähle diesen Schritt, um die Sachlage zu erläutern.“ Spiegel, sichtlich nervös, fuhr fort: „Mein Mann hatte im März 2019 einen Schlaganfall. Dieser hat dazu geführt, dass er unbedingt Stress vermeiden musste.“ Die Corona-Pandemie sei für die Familie mit vier kleinen Kindern „eine stressige Zeit gewesen, die Spuren hinterlassen hat.“ Dennoch habe sie sich entschieden, als Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl anzutreten. Spiegel: „Einen Schritt, der im Nachhinein betrachtet, zu viel war.“
Zusätzlich habe sie neben dem Familienministerium im Land das Umweltministerium übernommen. „Eine Aufgabe, die ich sehr ernst genommen habe, die aber zu viel war. Es hat uns als Familie über die Grenze gebracht“. Nach den Koalitionsverhandlungen im Land sei die Familie „zum ersten Mal an einem Punkt gewesen, wo wir Urlaub brauchten. Diesen Schritt habe ich mir nicht leicht gemacht. Ich habe abgewogen - als Ministerin und als Mutter. Mit Kindern, die nicht gut durch die Pandemie gekommen sind“. Deshalb habe sie entschieden, am 25. Juli, zehn Tage nach Flutkatastrophe, in den Urlaub nach Frankreich zu reisen. „Es war ein Fehler, dass wir in den Urlaub gefahren sind. Ich bitte für diesen Fehler um Entschuldigung.“
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Sie habe unmittelbar nach der Katastrophe einen Krisenstab eingerichtet und ein 20-Millionen-Euro-Notfallpaket auf den Weg gebracht. „Zehn Tage später sind wir in den Urlaub gefahren. Ich war während des Urlaubs immer erreichbar. Habe Telefonate geführt. Und wenn es irgendeinen Grund gegeben hätte, den Urlaub abzubrechen, hätte ich dies getan“, betonte Spiegel, die am Ende dann noch kurz überlegte, wie sie die Rede beenden solle. Dabei fragend zur Seite blickte. Verunsichert wirkte. Zum Schluss bat sie noch einmal um Entschuldigung.