Start der Impfzentren in Hessen: Das müssen Sie wissen

aus Coronavirus-Pandemie

Thema folgen
Hier wird ab kommendem Dienstag gegen Corona geimpft. Eine der Impfkabinen im Wiesbadener Impfzentrum. Foto: Sascha Kopp
© Sascha Kopp

Ab Dienstag wird in den Impfzentren unter anderem in Wiesbaden, Darmstadt und Gießen gegen Corona geimpft. Eine Übersicht zur Organisation und zum Ablauf.

Anzeige

WIESBADEN. Am 19. Januar sollen die ersten sechs Impfzentren im Land öffnen - zunächst für Menschen in der höchsten Priorisierungsgruppe. Das sind überwiegend Männer und Frauen im Alter von über 80.

Welche Impfzentren machen auf? Im ersten Schritt öffnen die regionalen Impfzentren in Kassel, Gießen, Fulda, Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt. In Hessen gibt es bereits Schutzimpfungen für Bewohner und Beschäftigte in Alten- und Pflegeheimen sowie Personal in Corona-Intensivstationen. Es stehen in den sechs regionalen Impfzentren laut Innenministerium insgesamt rund 60 000 Termine für den Zeitraum vom 19. Januar bis 8. Februar für die Erstimpfung zur Verfügung. Dies ergebe sich aus den vom Bund zugesagten Impfstofflieferungen für die kommenden drei Wochen, erklärte ein Sprecher.

Warum öffnen nicht alle 28 Impfzentren? «Eine gleichzeitige Öffnung aller Impfzentren ist aufgrund der bisher beschränkten Impfstofflieferungen durch den Bund nicht möglich», erklärte ein Sprecher des Innenministeriums. Es sei aber perspektivisch eine Frage von nur wenigen Wochen, bis alle Impfzentren in Hessen öffnen können. Menschen, die eine Fahrt zum Impfzentrum nicht privat organisieren können, könnten sich die Fahrtkosten etwa für ein Taxi über die Krankenkasse oder das Land Hessen erstatten lassen.

Anzeige

Noch nicht alle Impfzentren öffnen

Die Kommunen wünschen sich mehr offene Impfzentren - mit welchen Argumenten? Kommunalpolitiker bemängeln, dass den impfwilligen Senioren durch die Vergabe der Termine in nur sechs Zentren teils lange Wege zugemutet würden - und das, obwohl die regionalen Zentren teils schon vor Weihnachten bereitstanden und bereits in Betrieb seien. So umfassen die beiden Impfzentren des Main-Kinzig-Kreises in Hanau und Gelnhausen auch Testzentren, die von Menschen genutzt werden, die Angehörige in Altenheimen besuchen möchten. Außerdem versorgen regionale Zentren mobile Impfteams mit Impfdosen.

Wie bringen die Kommunen ihren Protest noch zum Ausdruck? Neben dem Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Thorsten Stolz, unterstützt auch der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky eine Online-Petition des Limburger Stadtverordneten Robert Kleinmichel (alle SPD) an die Landesregierung, in der die Öffnung der regionalen Impfzentren gefordert wird. "Lange Fahrtwege werden sich aller Voraussicht nach negativ auf die Impfbereitschaft der Menschen in Hessen auswirken. Darunter werden am Ende alle Menschen im Bundesland zu leiden haben", heißt es darin. Bis zum Freitagnachmittag hatten rund 5700 Unterstützer die Petition unterzeichnet.

Wer ist als erstes mit den Impfungen im Impfzentrum dran? Mehr als 400 000 Menschen in Hessen, die 80 Jahre und älter sind, kommen zunächst für einen Impftermin in Frage. Bisher zeigt sich laut Innenministerium eine hohe Impfbereitschaft bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Alten- und Pflegeheime, die von mobilen Impfteams besucht wurden. "Es wird erwartet, dass die Altersgruppe der über 80-Jährigen eine ähnliche Resonanz zeigt." Wie lange es dauert, alle Impfwilligen in der Gruppe der ersten Priorität zu impfen, sei abhängig von der Verfügbarkeit des Impfstoffs sowie der Impfbereitschaft. "Aktuell ist es aus unserer Sicht noch nicht möglich, eine zuverlässige Prognose zu erstellen", sagte ein Ministeriumssprecher.

Anzeige

Wie ist die Terminvergabe geregelt? Die Anmeldung ist über zwei Wege möglich: Telefonisch über die Hotline 116 117 oder online über die Internetseite impfterminservice.de.

Ist die Vergabe von Terminen reibungslos gestartet? Nein. Massive Störungen des Buchungssystems wegen des großen Ansturms zum Auftakt der Terminvergabe am vergangenen Dienstag sorgten bei Patienten und Angehörigen für Frust. Laut Innenministerium wurden die technischen Probleme im Laufe der Woche behoben. Sobald 60 000 Menschen in Hessen im Alter von über 80 Jahren ihre Termine vereinbart haben, können bis auf Weiteres keine Termine mehr gebucht werden.

Wie ist die wichtige zweite Impfung geregelt? Die Zweitimpfung erfolgt im selben Impfzentrum wie die Erstimpfung, in der Regel etwa drei Wochen später. Termine für die Zweitimpfung werden bei der Anmeldung gleich mitvereinbart.

Wer kommt nach den Über-80-Jährigen dran?

Wer kommt in der nächsten Priorisierungsgruppe dran? Nach den Über-80-Jährigen haben überwiegend Menschen im Alter von mehr als 70 Jahren die höchste Priorität für eine Impfung. Zu dieser Gruppe zählen außerdem unter anderem enge Kontaktpersonen von pflegebedürftigen Senioren und Menschen mit bestimmten Behinderungen oder Vorerkrankungen. Der Start der Impfungen in dieser Priorisierungsgruppe hängt laut Ministerium von der Menge des zur Verfügung stehenden Impfstoffs ab. "Insofern kann hierzu noch keine valide Aussage getroffen werden."

Das Ziel der Impfaktion, die sogenannte Herdenimmunität, werde voraussichtlich erreicht, sobald mindestens 60 Prozent der hessischen Bevölkerung geimpft sind. Das sind rund 3,8 Millionen Hessinnen und Hessen.

Von der Verteilung und der Wahlfreiheit des Impfstoffes

Wie wird der Impfstoff an die Zentren verteilt? Von den wöchentlich zugesagten rund 49.000 Dosen wird die Hälfte sicher gelagert. 20.000 Dosen gehen pro Woche an die regionalen Impfzentren und die etwas weniger als 5000 Dosen werden weiterhin in den Alten- und Pflegeheimen sowie den besonders belasteten Klinken eingesetzt, wie das Ministerium erläuterte.

Darf man sich aussuchen, welchen Impfstoff man haben möchte? Eine Wahlmöglichkeit für die kostenlose Impfung gegen das Coronavirus könnte sich laut Innenministerium erst ergeben, wenn eine ausreichende Menge an verschiedenen Impfstoffen für große Teile der Bevölkerung zur Verfügung steht. "Allerdings gilt es zu beachten, dass unterschiedliche Impfstoffe auch unterschiedliche Eigenschaften aufweisen werden und sich dementsprechend auch für bestimmte Personengruppen besser eignen könnten." Bislang sind die Impfstoffe des Herstellers Biontech und - in kleinerem Umfang - des Herstellers Moderna in Hessen verfügbar.

Von dpa