Talbrücke Sechshelden: Menschenwohl hat seinen Preis
Die Sechsheldener Bürgerinitiative "Menschen unter der Talbrücke" (MuT) hat am Dienstagabend im Saal des Dorfgemeinschaftshauses ausführlich über das 1....
Haiger-Sechshelden. Die Sechsheldener Bürgerinitiative "Menschen unter der Talbrücke" (MuT) hat am Dienstagabend im Saal des Dorfgemeinschaftshauses ausführlich über das 1. Planänderungsverfahren des Ersatzneubaus der Talbrücke Sechshelden informiert.
Der Abend begann mit der ernüchternden Antwort von "MuT"-Vertreter Klaus Best auf die Frage, wie viele Besucher Einwände gegen die erste Planänderung eingereicht hätten. "Das sind knappe fünf Prozent", rechnete er mit Blick auf die erhobenen Hände hoch.
Best sprach von 1,50 Meter DIN A4-Ordner und damit einem "Wust von Unterlagen", die im Haigerer Rathaus eingesehen werden konnten. Er fasste diese Flut an Informationen mit einem umfangreichen Fachwissen noch einmal zusammen und ging auf die Blöcke Verkehrszahlen 2030, Emissionsgrenzen und Baulärm sowie Verschattung ein. "Wer jetzt nichts macht, kann auch später nicht meckern", erinnerte Best daran, dass Einwendungen noch bis zum 9. November beim Regierungspräsidium oder bei der Stadt Haiger möglich sind.
"MuT" fordert nicht nur eine wirtschaftliche Abwägung zwischen dem Ersatzneubau, dessen Kosten derzeit auf 113 Millionen Euro geschätzt werden, und der von der Bürgerinitiative geforderten Tunnellösung (150 Millionen Euro).
"MuT" sieht die Kosten für den Tunnel als zu hoch angesetzt: "Uns hat man das Doppelte zum Ansatz gebracht"
Die Kosten für den Tunnel sieht Best als zu hoch angesetzt. Der laufende Meter Tunnel koste 60 000 Euro, "aber uns hat man das Doppelte zum Ansatz gebracht". Folglich geht "MuT" davon aus, dass die 150 Millionen Euro zu hoch angesetzt sind. Deshalb sei die Differenz geringer und der Preis für das Menschenwohl in Sechshelden nach derzeitigen Berechnungen nicht 37 Millionen Euro hoch.
In den Unterlagen tauchen Lärmquellen wie Brecheranlagen auf, mit denen die abgerissenen Brückenteile zerkleinert werden, und die auf eine mittlere Belastung von 121,6 Dezibel kommen. In diesem Zusammenhang wunderte sich nicht nur Haigers Bürgermeister Mario Schramm, dass unter den Besuchern keine Manderbacher und Dillenburger waren.
Schramm forderte die Nachbarn auf, Sechshelden nicht alleine zu lassen. Schließ;lich werde der Baulärm auch den Talkessel Manderbach und das Wohngebiet Galgenberg/Löhren erreichen. Drastischer formulierte es Klaus Best: "Auch die Dillenburger und Manderbacher werden den Knall nicht hören." Er zerstreute Ängste aus der Oranienstadt, bei einem Tunnelbau werde die Anschlussstelle Dillenburg verschwinden.
Schramm berichtete auch von Bedenken einiger Sechsheldener, die bei der Umwidmung des Ortskerns von einem Misch- in ein besonderes Wohngebiet Nachteile für ihre Betriebe befürchten: "Es darf keinen wirtschaftlichen Schaden geben." Der Bürgermeister unterstrich den politischen Willen der Stadt: "Tunnel vor Ersatzneubau." Er schätzt den wirtschaftlichen Verlust, wenn Lastwagen während des Ersatzneubaus im Baustellenbereich auf 60 km/h abbremsen müssen, höher als die knapp 40 Millionen Euro ein, die der Tunnel teurer wäre. Denn dann könne man "die Brücke so lang laufen lassen, bis der Tunnel fertig ist."
In den Raum gestellt wurde die Frage: "Haben wir denn eine Chance?" Bests Antwort: "Wenn die Einsprüche nicht ausgeräumt werden, dann müssen die was anderes machen."
EINWENDUNGEN AUF DER HOMEPAGE EINGESTELLT
Die Bürgerinitiative "MuT" hat bei der Infoveranstaltungen verschiedene Einwendungen zum 1. Planänderungsverfahren auf Papier gebracht und von den Besuchern unterschreiben lassen. Der Text steht auf der Homepage und kann hier heruntergeladen und für eine eigene Einwendung genutzt werden. Die Einwendung muss bis zum 9. November beim Regierungspräsidium in Gieß;en oder bei der Stadt Haiger eingereicht sein.