Wie soll mit homosexuellen Paaren in der katholischen Kirche umgegangen werden? Anders, als bislang, findet der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf.
HAMBURG / OBERURSEL. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat sich für Änderungen im Umgang mit homosexuellen Paaren in der katholischen Kirche ausgesprochen. Vor Beginn der vierten Tagung des Synodalen Wegs in Frankfurt am Main sagte er der Zeitschrift "Publik-Forum", es sei für ihn keine Frage, dass es auch in außerehelichen Partnerschaften "Sinndimensionen" gebe, die er segnen könne.
"Da stehe ich auf dem Boden einer soliden Theologie." Man könne nicht Halbsätze aus der Bibel, die sich auf Homosexualität und deren Bewertung beziehen, als ewig gültiges Wort Gottes behandeln, ohne den Hintergrund zu berücksichtigen.
Von Donnerstag bis Samstag beraten Bischöfe und Laienkatholiken auf der vierten Synodalversammlung des katholischen Reformprozesses über rund ein Dutzend Reformvorschläge, darunter auch ein Papier, das die lehramtliche Neubewertung der Homosexualität fordert. Die Kirche habe auch von den Humanwissenschaften zu lernen, sagte Kohlgraf. Wenn das Reformpapier zur Homosexualität scheitere, müsse man sich fragen, "welche Botschaft wir damit aussenden."
"Homosexualität ist keine Panne Gottes"
Der Aachener Bischof Helmut Dieser räumte ein, seine Sicht auf gleichgeschlechtliche Liebe verändert zu haben. "Homosexualität ist keine Panne Gottes, sondern gottgewollt im selben Maß wie die Schöpfung selbst: Er sah, dass es gut war, heißt es in der Schöpfungsgeschichte", sagte er der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Er habe dazugelernt, so der Bischof.
Kohlgraf sagte mit Blick auf die Themen des Synodalen Wegs, er kriege diese Themen nicht vom Tisch. Man könne sie auch nicht "mit autoritären Beschlüssen" lösen. Es sei auch nicht seine bischöfliche Aufgabe, Diskussionen zu verhindern. Aber: "Kein Bischof liebt hitzige, emotionale Diskussionen", sagte er zur Atmosphäre der Beratungen.
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Er betonte, dass der Synodale Weg eine Reaktion auf die MHG-Studie und die Fragen nach den Ursachen des sexuellen Missbrauchs gewesen sei. "Und es ärgert mich schon, wenn ich sehe, dass andere Bischofskonferenzen diese Fragen einfach aussitzen, während wir verdächtigt werden, nicht mehr katholisch zu sein.“ Kein Bischof werde einen kirchenspalterischen Akt vornehmen.
Mit der sogenannten MHG-Studie konnten Wissenschaftler 2018 das Ausmaß des Missbrauchsskandals in Deutschland beziffern, der die Kirche bis heute erschüttert. Hinweise gab es auf 1670 beschuldigte Kleriker und 3677 Kinder und Jugendliche, die Opfer wurden. Die Dunkelziffer wird wesentlich höher geschätzt. 2019 beschlossen das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und die katholische Deutsche Bischofskonferenz, den Reformprozess Synodaler Weg zu starten.
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Von epd