Rheinhessen hat eine neue Weinkönigin

Die neue Weinkönigin Juliane Schäfer. Wegen der Pandemie musste sie sich selbst krönen, Abstand ist ja immer noch gefragt. Ein Novum bei der Wahl. In ihrer Heimatgemeinde Flonheim hatten viele die Wahl im Livestream verfolgt. Foto: Thomas Schmidt

Juliane Schäfer aus Flonheim ist am Samstagabend zur neuen rheinhessischen Weinkönigin gewählt worden.

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INGELHEIM. Um 22.30 Uhr fiel die Spannung langsam ab bei Juliane Schäfer und wich fast grenzenloser Freude. Gerade hatte Thomas Schätzel, Vorsitzender von Rheinhessenwein Eva Müller nach zwei Jahren Amtszeit gemeinsam mit ihren Prinzessinnen Andrea Böhm, Romina Paukner-Gerlach und Franziska Gröhl verabschiedet und bekanntgegeben, wer die neue Königin ist. Traditionell der Punkt der Wahlgala, an dem die Kandidatinnen und ihre Fans so richtig in Feierlaune kommen, weil die Krönung des neuen Teams nur Sekunden bevorsteht.

Digitale Weinproben und ein Instagramkanal

Und während Rheinhessen immer noch in der Pandemie steckt, auch wenn sich langsam wieder Weinfeste feiern lassen, steht längst fest: Das Amt hat sich in den letzten zwei Jahren deutlich verändert. Der rheinhessische Weinadel hat vieles nicht mehr in Präsenz machen können und ist deshalb digital unterwegs. Videos drehen, Livestreams machen, interaktive Weinproben, alles längst im Repertoire. Und das hat sich auch das neue Majestätenteam vorgenommen. Und weil in Ingelheim außer der Jury und einer kleinen Gruppe Fans pro Kandidatin nicht viele vor Ort dabei sein konnten, wurde die Wahl erstmals auch live in die rheinhessischen Wohnzimmer übertragen. Für die Kandidatinnen und Moderator Tobias Bieker kein Problem, sie lieferten eine abwechslungsreiche Gala ab.

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Eines war dabei schnell klar, in den sozialen Medien sind die Kandidatinnen natürlich schon unterwegs, betonten, wie wichtig ihnen der Austausch auf diesen Plattformen ist und haben starke Vorbilder. Das Projekt „Ich bin Sophie Scholl“ etwa, das SWR und BR gerade auf dem sozialen Kanal Instagram umsetzen, und dabei die Geschichte der Scholl-Geschwister in die Gegenwart holt. Oder auch Wissenschaftlerin Mai Thi Nguyen-Kim, die mit ihren Erklärvideos während der Pandemie so viele vor allem auch junge Menschen erreicht und über das Virus aufgeklärt hat. Social Media dürfte also auch für den neuen Jahrgang kein Problem sein.

Fragen vor der Fachjury

Alle fünf Kandidatinnen haben sich schon vor Beginn der großen Wahlgala den Fragen einer Fachjury stellen müssen und dabei unter Beweis stellen, dass sie sich in den Themenfeldern Weinberg, Keller, Weinerlebnis und Rheinhessen dies und das fit sind. Auch in diesem Jahr mussten sie es meistern, die Region und ihre Winzer und Weine auf Englisch vorzustellen. Eine Aufgabe, die schon bald tatsächlich auf sie zu kommen könnte, wenn der Verbund der Great Wine Capitals in Rheinhessen zusammenkommt, in Teilen natürlich virtuell.

In Ingelheim hat die Wahlgala indes zum ersten Mal Station gemacht, was Oberbürgermeister Ralf Claus entsprechend freute. Eigentlich hätte die Wahl ja schon letztes Jahr in Ingelheim stattfinden sollen, aber bekanntermaßen kam alles anders und Rheinhessen wählte 2020 keine neuen Majestäten. „Wein gehörte schon immer zum Markenkern Ingelheims und hat in den letzten Jahren noch einmal an Bedeutung gewonnen“, sagte Claus. Die Ingelheimer Winzer hätten wie viele in Rheinhessen neue Veranstaltungen entwickelt, ihre Betriebe enorm weiterentwickelt. Zudem habe man mit der Revitalisierung des Winzerkellers einen neuen besonderen Ort des Ingelheimer Weins geschaffen. „Neben solchen Orten braucht man aber vor allem die Menschen, die leidenschaftlich für den Wein stehen. Das sind natürlich die Winzer, das ist aber auch der Weinadel, ohne sie geht es nicht“, meinte Claus. Natürlich mussten die Kandidatinnen auch einiges zur Rotweinstadt wissen und absolvierten beispielsweise die Aufgabe, aus einer ganzen Menge Informationen zu Ingelheim und seiner Geschichte das raus zu filtern, was nicht richtig genannt war.

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Thomas Schätzel betonte indes auch, wie vielfältig und hochkarätig das Kandidatinnenfeld auch in diesem Jahr ist. Das wäre beispielsweise Mirjam Bäßler aus Harxheim, die gerade an ihrer Promotion in Germanistik arbeitet oder Marleen Ebling aus Schornsheim, die nach einem Studium in Geisenheim im elterlichen Weingut nun ihre erste eigene Weinlinie präsentiert. Aber auch Cinderella Britzius, die im Saulheimer Weingut Kissel und im Weingut Weedenborn in Monzernheim arbeitet, Sommelière wird oder Julia Deißroth, die unter anderem an der digitalen Umsetzung des Guntersblumer Kellerwegfestes mitgewirkt hat und nun ebenfalls in Geisenheim studieren will. Insgesamt also ein fachlich sehr versiertes neues Quintett, da waren sich am Wahlabend alle einig. In Juliane Schäfers elterlichem Weingut, dem Klosterhof in Flonheim hat man das alles live im Internet mitverfolgt, mit Eintopf und Fleischwurst. Am Donnerstag wollen sie Juliane alle gemeinsam einen großen Empfang auf dem Marktplatz bereiten. Und danach heißt es dann wieder Daumen drücken. Denn am Samstag wird Andrea Böhm die Region bei der Wahl der deutschen Weinkönigin vertreten.