Im Neubaugebiet „Ehrsamer Weg“ in Gießen-Allendorf wurden Ortsvorsteher Thomas Euler 122 Unterschriften überreicht. Mit provisorischen Fahrbahn-Hindernissen könnte der Raserei Einhalt geboten werden.
Von Klaus-Dieter Jung
122 Unterschriften nimmt Ortsvorsteher Thomas Euler (r.) entgegen.
(Foto: Jung)
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ALLENDORF - GIESSEN-ALLENDORF. Als um das Neubaugebiet „Ehrsamer Weg“ geworben wurde, seien in erster Linie junge Familien mit Kindern angesprochen worden, sagt Johannes Haas. Jetzt steht er mit seiner Familie, Frau und Kindern in der Straße „Altes Gericht“ und ist dabei, als 122 Unterschriften an Ortsvorsteher Thomas Euler übergeben werden. Die Anwohner des Gebietes fordern einen verkehrsberuhigten Bereich. Dort, wo heute noch ein Tempo-30-Schild die Autofahrer bremsen soll, sie das aber oft ignorieren. Es werde einfach zu schnell gefahren, bemängeln die Betroffenen des Neubaugebietes am Rand des Stadtteils. Auch Bewohnerinnen und Bewohner sind unter den Verkehrsteilnehmern, dazu kommen Kurier- sowie Baufahrzeuge und Besucher, die die Geschwindigkeitsbeschränkungen ignorieren. Das Tempo-30-Schild kurz hinter dem Kreisel sei nicht gut zu erkennen, hat Jessica Haas festgestellt. Mit provisorischen Hindernissen auf der Fahrbahn könnte der Raserei Einhalt geboten werden, meinen die Familien.
Die Strecke zwischen dem Kreisel am Alten Gericht und der Straße Gerichtsspitz soll in diesem Zustand bleiben und das stößt auf Unverständnis bei den Betroffenen. Während die Menschen dort stehen und etwas Dampf ablassen, fährt ein Radfahrer mit einem Anhänger an und leistet schnell noch eine Unterschrift. Auch er will die verkehrsberuhigte Zone. Die Liste hat der Ortsvorsteher an Bürgermeister Peter Neidel weitergegeben, der auch noch wenige Wochen Verkehrsdezernent ist. Der Ortsbeirat beschloss August des vergangenen Jahres einen Antrag der von Bündnis 90/Die Grünen den zurzeit als Tempo-30-Zone geplanten Bereich der Straße „Altes Gericht“ zwischen Kreisel und Abzweig „Gerichtsspitz“ in eine verkehrsberuhigte Zone. Es passierte doch nichts, und so erinnerten die Bürgervertreter in der Juni-Sitzung dieses Jahres an die Umsetzung des Beschlusses. Der Bereich dort ist noch eine Baustraße, die Planungen für einen verkehrsberuhigten Bereich könnten problemlos realisiert werden, meint der Ortsbeirat. Dort, wo sich derzeit zum Ärger der Anwohner noch eine illegale Bauschuttablagerung befindet, soll dann ein Parkplatz gebaut werden. Über Ungeziefer und Dreck an dieser Stelle klagen die Anwohner, die Kinder könnten dort nicht spielen. Alle Bauplätze sind bebaut und so könnte - ebenso wie in der Straße „Gerichtsspitz“ die Straße endgültig ausgebaut werden. Und auf Wunsch des Ortsbeirates zu einer verkehrsberuhigten Zone. Schon 2018 hatte ein Hauseigentümer angeregt, den kompletten Bereich des Neubaugebietes als verkehrsberuhigte Zone erklärt einzurichten. Eine Stellungnahme des Magistrats zur Umsetzung liegt den Bürgervertretern nicht vor, sie dulden keinen Aufschub bis zur nächsten Verkehrsschau.
Der Ortsbeirat will auch erreichen, dass endlich die illegalen Bauschuttablagerungen am Alten Gericht und an der Straße „Schneiderhenn“ abgefahren werden. Es wird nämlich immer mehr dort abgelagert. „Jedes Mal, wenn ein orangefarbenes Fahrzeug anfährt, glauben wir, es geht los“, schildern die Anwohner ihre Hoffnung zur Beseitigung der bewachsenen Erdhaufen, die nicht schön aussehen. Auch beim Ortstermin zeigte sich ein großer Lkw der Stadt, auch er hatte nicht den Auftrag, zu räumen.
In verkehrsberuhigten Zonen gilt für den Fahrzeugverkehr Schrittgeschwindigkeit, Fußgänger dürfen den gesamten Fahrbahnbereich benutzen, und Kindern ist es erlaubt, überall zu spielen, wie die blauen Verkehrszeichen anzeigen. Die Straßen sollten zu Begegnungsstätten werden, machte der Ortsvorsteher im Gespräch mit den Anwohnern deutlich. Betroffen ist auch die Verbindungsstraße zwischen „Ehrsamer Weg“ und „Schneiderhenn“, wo das Tempo gedrosselt werden müsste. Bei Verkehrsangelegenheiten ist die Stadt – zuständig ist die Straßenverkehrsbehörde für die Einrichtung verkehrsberuhigter Zonen – nicht an die Beschlüsse der Ortsbeiräte gebunden, sie werden lediglich als Empfehlung verstanden.
Wenn die beim Pressetermin anwesenden Sven Baldauf, Nelly Weis sowie Johannes und Jessica Haas auf Autofahrer treffen, die zu schnell das Gebiet durchqueren, sprechen sie die Lenkerinnen und Lenker direkt an. Die Reaktionen sind unterschiedlich: Teils fühlen sie sich ertappt und entschuldigen sich, andere reagieren aggressiv. Dass nicht alle, die im Gebiet wohnen, eine verkehrsberuhigte Zone haben wollen, wurde bei der Ansprache zur Unterschriftenaktion deutlich. Das waren die, die recht flott an der Gruppe vorbeifuhren. Abhilfe erhoffen sich jetzt die Familien, damit ihre Kinder künftig weniger Gefährdungen ausgesetzt sind.