Krimifestival Gießen: Autorin Isabella Archan stellt im Netanya-Saal ihren aktuellen Roman vor und berichtet von interessanten Küssen vor der TV-Kamera.
Von Barbara Czernek
Sie mag es schwarzhumorig: Krimiautorin Isabella Archan im Netanya-Saal. Foto: Czernek
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GIESSEN - Die Schauspielausbildung ist der Vorleserin anzumerken: Isabella Archan machte den Netanya-Saal zur Bühne für die Vorstellung ihres aktuellen Kriminalromans "Drei Morde für die Mördermitzi", mit dem sie jetzt im Rahmen des Krimifestivals Gießen zu Gast war. Die Österreicherin, die schon im "Tatort" und in der "Lindenstraße" auftrat, brauchte weder Vorhang noch Requisiten, um ihre Geschichte vor dem geistigen Auge des Publikums entstehen zu lassen. Dafür verwendete sie neben der Stimme auch plastische Gesten, mit denen sie jeden Satz schmückte und damit eine höchst amüsante Vorstellung bot.
Zu erfahren war an diesem Abend auch, wann und warum sie zur Schauspielerei kam und dass sie mittlerweile nahezu ausschließlich als Autorin arbeitet. Ihrem erlernten Beruf ist sie dennoch auch in Gießen treu geblieben. Die Lesung wurde zur One-Woman-Show, den sie mit vielen sprühenden Einfällen garnierte. So riet sie im Falle eines Überfalls oder einer unangenehmen Begegnung, etwas Unerwartetes zu tun - etwa aus Goethes "Faust" zu zitieren. Mit diesen Zeilen ließen sich todsicher böse Buben vertreiben. So ganz nebenbei erfuhr das Publikum auch eine ganze Menge über die quirlige Autorin selbst, die 1965 in Graz geboren wurde und nach der Schauspielausbildung zur gefragten Darstellerin avancierte. Auch auf der Theaterbühne, wo sie als Gretchen neben Harald Krassnitzer als Faust auftrat. "Ich darf also mit Fug und Recht behaupten, dass ich schon einmal den Krassnitzer geküsst habe", berichtete sie. "Wie es war, das verrate ich jetzt aber nicht".
Auch geschrieben habe sie schon immer gerne. "Allerdings endeten meine Geschichten immer mit einem Toten." Daher sei es naheliegend gewesen, dass sie sich dem Krimigenre widmete. "Als Freischaffende gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man hat unendlich viel zu tun - oder gar nichts". In diesen Momenten habe sie mit dem Schreiben angefangen. Mittlerweile lebt das Multitalent in Köln und konzentriert sich vornehmlich auf die Autorenarbeit. "Irgendwann muss man sich entscheiden".
In ihren Kriminalromanen bringt sie den Schmäh ihrer Heimat längst auch dem deutschen Publikum näher. Für Liebhaber und Fans von etwas schrägen und etwas skurrilen Krimis in der Alpenregion sind die Bücher von Isabella Archan genau das Richtige: Man braucht Sinn für diesen schwarzen Humor der Österreicherin, die sich und ihre Landsleute nie ganz ernst nimmt. Charmant präsentierte Selbstironie ist ihre Stärke. Wer sonst könnte auf die Idee kommen, einen Ermordeten in einem Stück Sachertorte mit Schlagsahne ableben zu lassen? Einer ihrer österreichischen Fans wünschte sich daher sogar, dass er einmal als Leiche in einem ihrer Bücher auftauchen könne. Diese Bitte kam sie gerne nach: Nun trägt eine der Romanleichen seinen Namen und wird in dem Buch 90 Mal erwähnt.
Das aktuelle Werk ist bereits die dritte Geschichte um die Mördermitzi und ihre Freundin, Inspektorin Agnes Kirschnagel, kann dank der erklärenden Worte der Autorin jedoch auch sehr gut für sich alleine stehen.
In Gießen verriet Isabella Archan nicht zu viel. So blieb dem Publikum Spannung, wer dem Serienmörder alles zum Opfer fiel. Viel zu schnell war diese Performance vorbei. Doch die Grazerin hatte auch Trost parat: Im kommenden Jahr will sie wieder nach Gießen kommen.