Erst keine, dann kleine Prämie an den Unikliniken in Gießen und Marburg?
Nun soll es doch einen Corona-Bonus für UKGM-Mitarbeiter geben, doch die Verteilung ist nicht nur unter Betroffenen umstritten. Bekommen ihn alle, bleibt für den Einzelnen wenig übrig.
Von Ingo Berghöfer
Xxxx Foto: dpa
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GIESSEN - Der Facebook-Post eines Krankenpflegers des Universitätsklinikums Gießen-Marburg (UKGM), in dem dieser seinen Unmut über ausbleibende oder viel zu geringe Bonuszahlungen für das Personal kundtut, schlägt gerade Wellen. Fast 800 Mal wurde er binnen 24 Stunden geteilt, fast 105 Mal kommentiert und dann auch als Artikel von der kleinen linken Zeitung "Der Funke" übernommen. "Die UKGM GmbH war so gütig, den Mitarbeitern des Standorts Gießen eine Summe in Höhe von 140 000 Euro als Corona-Prämien anzubieten. In diesem Krankenhaus arbeiten circa 5000 Mitarbeiter, sodass jedem Mitarbeiter etwa 28 Euro zustehen," schreibt der Pfleger. Und: "Dies ist ein weiterer Schlag ins Gesicht all jener, die während der aktuellen Pandemie in einer Ausnahmesituation arbeiten."
Schon vor der Corona-Krise seien die Mitarbeiter überlastet gewesen und es habe deutlich an Personal gefehlt. Den Mitarbeitern, die nun alle am Ende ihrer Kräfte seien, werde hier ein Angebot gemacht, durch welches sie sich nur verhöhnt fühlen könnten.
Während des Krisenjahres 2020 habe die UKGM GmbH außergewöhnlich hohe Gewinne eingefahren und ihren Aktionären daher sicher eine sehr gute Rendite anbieten können, heißt es weiter.
Ob eine Dividende ausgezahlt werde und wie hoch die ausfalle, entscheide sich erst in der Aktionärsversammlung im April, betont dagegen UKGM-Pressesprecher Frank Steibli. Schaut man sich die Zahlen auf der Homepage der Rhönkliniken an, die bis zum Verkauf an Asklepios im vergangenen Jahr Mehrheitseigner des privatisierten Klinikums waren, sieht man, dass die Ausschüttungssumme an die Aktionäre von 58,8 Millionen Euro im Jahr 2014 auf 19,4 Millionen Euro im Jahr 2018 gesunken ist. 2019 wurde gar keine Dividende mehr ausgezahlt.
Dass die Mitarbeiter jetzt doch noch in den Genuss einer Bonus-Zahlung kommen, nachdem die Kliniken ja die stark umstrittenen Kriterien der Bundesregierung für die Auszahlung eines Bonus knapp verpasst hatten (diese Zeitung berichtete), liegt an einer Sonderzuwendung der Hessischen Landesregierung. Die hatte dem UKGM eine einmalige Aufwandserstattung zugewiesen, weil beide Universitätskliniken als "koordinierende Krankenhäuser" die regionale Patientenversorgung von Covid-19-Patienten gelenkt hatten. Laut Hausmitteilung des UKGM vom 19. Dezember sollte diese Aufwandserstattung "zum ganz überwiegenden Teil" für eine außertarifliche steuerfreie Corona-Prämie für die Mitarbeiter aus der Pflege und den pflegenahen Bereichen verwendet werden. Das UKGM zählt rund 400 Mitarbeiter pro Standort zu dieser Gruppe, was eine Prämie von etwa 500 Euro pro Vollzeitstelle ergeben würde. Über die Modalitäten will man sich mit dem Betriebsrat einigen. Und genau da liegt für den Pfleger, der selbst Betriebsratsmitglied ist, der Hase im Pfeffer. Durch die geplante Einbeziehung des Betriebsrats, schreibt er, werde versucht, diesen zu diskreditieren und in Erklärungsnot zu bringen, da am Ende alle unzufrieden sein werden. Damit werde anscheinend versucht, die Solidarität innerhalb der Belegschaft auszuhöhlen.
Ende Dezember hatte bereits die Gewerkschaft Verdi moniert, dass eine Prämie, die nur an einen Teil der Belegschaft ausgezahlt wird, letztlich zu einer inakzeptablen Spaltung führen würde.
Legt man aber die Summe auf die gesamte Belegschaft um, dann bleiben für jeden Einzelnen noch 28 Euro. Das reiche gerade Mal, um einmal Essen zu gehen, meinte ein Kommentator auf Facebook und höhnte "Ach, geht ja gar nicht wegen Lockdown!" Ansonsten waren die Kommentare unter dem Facebook-Post durchaus geteilt. Während eine Userin schrieb: "Das Geld sollte nur den Menschen zustehen, die sich auf den Corona-Stationen abrackern. Bei der Verteilung an alle ist es ein Hohn und ein Schlag ins Gesicht", schrieb eine andere "Dann fordere ich auch eine Wertschätzung für alle, die im Lebensmittelhandel, in der Pflege (Altenheimen) und in pädagogischen Berufen (Kita und Schulen) arbeiten, aber diese Gruppen werde gar nicht in Betracht gezogen."
Wer immer auch den Bonus am UKGM am Ende erhalten wird, er wird auf alle Fälle höher sein. Zum einen hat das Land Hessen seinen Zuschuss noch einmal um 140 000 Euro auf insgesamt 420 000 Euro aufgestockt, zum anderen hat ein privater Spender noch einmal weitere 100 000 Euro zur Verfügung gestellt. Das würde dann für alle Mitarbeiter für mindestens zwei Restaurantbesuche reichen, so es solche denn nach dem Lockdown dann noch gibt.