Eine Kabinettausstellung des Oberhessischen Museums mit zwei restaurierten Gemälden wird heute um 17 Uhr im Alten Schloss eröffnet.
Von Björn Gauges
Das restauratorische Facelifting lässt die porträtierte Maria Katharina Kempff in neuem Glanz erstrahlen. Repro: Sabine Kuypers
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GIESSEN - Der Unterschied zu ihrem ersten öffentlichen Museumsauftritt ist augenfällig: Das Porträt von Marie Sophie Louise Kempff (1810 - 1873) strahlt wieder in frischen Farben. Und vor allem die präzise Stofflichkeit der unterschiedlichen Textilien, mit denen der Maler Carl Friedrich Trautschold sein Motiv ausgestattet hat, zeugt auf neue Weise von der handwerklichen Qualität des Künstlers. Das Gemälde steht zusammen mit einem weiteren Porträt eines weiblichen Mitglieds der Gießener Kempff-Familie im Zentrum einer neuen Kabinettausstellung, zu der das Oberhessische Museum am heutigen Mittwoch (17 Uhr) ins Alte Schloss einlädt.
Schenkung im Jahr 2019
Ausgangspunkt der kleinen Schau im Erdgeschoss ist eine Schenkung, die Elke Köttschau dem Oberhessischen Museum im September 2019 überreichte: fünf Gemälde aus dem Familienbesitz, die Vorfahren von ihr zeigen. Dabei handelt es sich um Mitglieder der Familie Kempff, die in Gießen das Postrecht besaß und damit auch über viele Jahre viel Einfluss und hohes Ansehen in der Stadt. In einer ersten Ausstellung wurden die fünf Bilder damals im Alten Schloss vorgestellt. Anschließend gingen die beiden Frauenporträts auf Reise ins Frankfurter Städel-Museum, wo sie von einem Experten analysiert und geröntgt wurden, um den Zustand der Werke genauer zu bestimmen.
Wie Gießens Museumsleiterin Dr. Katharina Weick-Joch berichtet, sollte dabei zum einen überprüft werden, welche Materialien verwendet wurden, ob die Bilder übermalt wurden oder ob sich Schäden zeigten. Zum anderen erhoffte sich das Museum, etwas über den Künstler herauszufinden, der Maria Katharina Kempff (1734 - 1805) in Öl auf der Leinwand verewigte. Denn im Gegensatz zu seinem renommierten Kollegen Carl Friedrich Trautschold (1815 - 1877) hinterließ der ältere - und etwas weniger filigrane - Maler keine Signatur. Diese Erkenntnis blieb dem Museum allerdings verwehrt: "Wir haben keine neuen Hinweise über die Herkunft des Künstlers erhalten", berichtet Katharina Weick-Joch.
Doch dafür brachte die Röntgenanalyse andere interessante Informationen. Spätere Eingriffe in die Ursprungswerke hat es nicht gegeben, dafür aber Risse, die im Laufe der Jahre entstanden sind. Zudem wurden die Porträts mit Bleiweiß unterlegt, ein für die damaligen Zeiten übliches Verfahren, um die Leuchtkraft zu erhöhen. Aber Bleiweiß ist auch ein giftiges, heute längst nicht mehr verwendetes Material. Die Diplom-Restauratorin Sabine Kuypers aus Biebertal widmete sich den Gemälden, behob die Schäden, entfernte das Bleiweiß und vor allem brachte sie die beiden Damenporträts durch ihre minutiöse Feinarbeit wieder zum Leuchten. Denn deren Farben hatten durch den über die Jahrzehnte vergilbenden Firnis mehr und mehr an Strahlkraft verloren. Bei einem Vortrag am 15. Dezember (18 Uhr) wird Kuypers einen Vortrag über ihre Arbeit an den beiden Bildern halten.
Doch zunächst zeigt die von Museumsvolontärin Amalka Hermann kuratierte Kabinettausstellung ab heute, wie sich der Einfluss der Technik auf die Restaurierungsarbeit auswirkt. Texttafeln und Fotos erzählen von der Arbeit der Restaurierung, auch ein schwarz-weißes Röntgenbild ist in der Ausstellung zu sehen. Darin lassen sich die Risse ebenso wie die Nägel erkennen, mit der die Leinwand am Rahmen befestigt wurde.
Die Kabinettausstellung "Kunst durchleuchten. Die Entdeckung der Röntgenstrahlen und die Trautschold-Bilder" wird am heutigen Mittwoch um 17 Uhr im Alten Schloss am Brandplatz eröffnet und läuft bis zum 9. Januar 2022. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr.