Autor Andreas Lukoschik nahm das Publikum des Literarischen Zentrums Gießen mit auf unterhaltsame Schiffsreisen über die Weltmeere.
Von Barbara Czernek
Jovialer Erzähler und Weltreisender: Andreas Lukoschik auf der Lahn. Foto: Czernek
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
GIESSEN - Was für eine grandiose Idee: eine Lesung über "Erlebnisse auf einem Kreuzfahrtschiff" mit einer kleinen Tour über die Lahn zu verbinden. So geschehen am Donnerstagabend auf der Lahn. Auf Einladung des Literarischen Zentrums Gießen (LZG) trug Andreas Lukoschik aus seinen beiden Bestsellern "Ist das Schiff schon untergegangen" und "Schläft das Personal auch an Bord?" vor - während das Boot "Lahnlust" gemütlich über den Fluss schipperte, dem es seinen Namen entliehen hat.
Vorbei ging es während der Lesung an Gärten, Wochenendhäuschen und Gastwirtschaften. Das allein brachte schon einen Hauch von Schifffahrtsromantik mit sich. Und doch war es nur die halbe Vorstellung, denn der zweite Teil mit weiteren heiteren Episoden fand auf dem Festland statt: im Zelt der Gaststätte Marinestuben. Da die 30 Plätze der kleinen Schiffstour schnell ausverkauft waren, hatten so noch weitere Zuhörer die Möglichkeiten, den heiteren Erzählungen zu lauschen. Und da auf einer Schiffsreise auch viel gegessen wird, wie der Autor zuvor genüsslich ausführte, wurde die Pause zwischen beiden Lesungen mit einem mediterranen Buffet gefüllt.
Lukoschik, Autor, Moderator und bekennender Schiffsreisefan, beteuerte mehrfach, dass sich die von ihm beschriebenen Skurrilitäten tatsächlich ereignet hätten. Viele davon habe er selbst erlebt, manche seien ihm glaubhaft durch das Personal berichtet worden.
Bizarre Fragen
Mit ausgeprägtem Sinn für Doppeldeutigkeiten sind seine nach dem Alphabet sortierten Geschichten betitelt. So beschreibt er im Kapitel "Mitesser" nicht etwa eine Hautunreinheit, sondern Personen, mit denen man sich während einer Reise einen Tisch teilt. Mit feinsinniger Ironie, ein wenig im Stil des Satiremeisters Ephraim Kishon, notierte Lukoschik auch die manchmal haarsträubenden Fragen der Passagiere und die unglaubliche Sanftmut der Crew bei deren Beantwortung. "Schläft das Personal auch an Bord?" sei laut des aus Bad Salzuflen stammenden Autors durchaus häufiger zu hören. So lieferte die Frage auch den Titel seines ersten Buches.
Lukoschik unterhielt sein Publikum mit liebevoll formulierten Geschichten, die gleichermaßen lehrreich sind, wie er spitzbübisch betonte: "Sie sind hier nicht zum Vergnügen. Hier wird etwas gelernt!" Lukoschik, bekannt einst als Moderator des ARD-Gesellschaftsmagazins "Leo", empfahl im Übrigen, sich die Lektüre auf die Toilette mitzunehmen und bei einer Sitzung einfach irgendwo aufzuschlagen, denn die meisten Geschichten hätten ungefähr die passende Dauer.
Die Bücher sind absolut empfehlenswert für alle diejenigen, die schon einmal eine Kreuzfahrt mitgemacht haben oder planen. Das bestätigten später mehrere Besucher, die mit ähnlichen Erlebnissen aufwarten konnten. Doch beinahe wären seine beiden Bände niemals erschienen. Angeregt durch seine Frau, die ihn immer auf seinen Touren begleitet, schrieb er den ersten Band und bot ihn den verschiedensten Verlagen an, die jedoch alle ablehnten. Die originellste der ablehnenden Antworten: "Eine Kreuzfahrt ist schon so teuer, da kauft man sich doch nicht noch ein Buch darüber." Dann begannen Schiffsreisen jedoch zu boomen - und auf einmal war das Buch genau das, was man brauchte. Kaum war es allerdings erschienen, sank die Costa Concordia. Und wieder wurde Lukoschik prophezeit, dass niemand sein Buch lesen wolle. So habe er sich zum Verfechter dieser Urlaubsform entwickelt - und ist es geblieben. So sorgte er mit dieser literarischen Reise über die Weltmeere für einen lohenden Abend und machte einfach Lust auf Meer.