Der Verein "mitmission" hat am Samstag auf dem Gießener Seltersweg mit einer Demonstration dazu beigetragen, dass der Anschlag und die Opfer des 19. Februar in Hanau nicht in Vergessenheit geraten.
Von paz
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GIESSEN - "Wir möchten Opfern von rassistischen Anschlägen ein Gesicht geben", sagt Isabell Espanion, Vorsitzende von "mitmission e.V.". Als am Freitagabend die Demonstration zum Gedenken an die rassistischen Anschläge in Hanau vor sechs Monaten aufgrund steigender Corona-Zahlen abgesagt werden musste, habe man sich kurzfristig zu einer friedlichen Mahnwache am Samstag auf dem Seltersweg entschieden.
Den Anstoß hierzu hätten die Organisatoren der eigentlichen Demonstration, die "Initiative 19. Februar", gegeben, erklärt die zweite Vorsitzende Hannah Brahm. Aus diesem Grund fanden weitere Demonstrationen auch in anderen deutschen Städten wie Frankfurt, Fulda, Darmstadt, Erfurt, Magdeburg und Passau statt.
Obwohl der Aufruf zur Demonstration erst einige Stunden zuvor erfolgt war, hatten sich rund 30 Frauen und Männer aller Altersstufen in Gießen eingefunden, um den Verein "mitmission" zu unterstützen. "Wir haben alle sozialen Medien dazu genutzt, Menschen für unsere Aktion zu mobilisieren", berichtet Isabell Espanion. Sie alle trugen schwarze T-Shirts, auf die ein Klebeband mit der Aufschrift "#saytheirnames", befestigt war.
Darüber hinaus hatte jeder Teilnehmer ein Plakat mit dem Bild eines der neun Opfer umgebunden: "Gökhan Gültekin. Ermordet aus rassistischen Motiven in Hanau am 19. Februar 2020", lautete beispielsweise die Aufschrift auf dem Plakat der Vorsitzenden. "Die Materialien konnten wir auf der Seite der Initiative 19. Februar runterladen."
Meist zu zweit, mit Masken und nötigem Abstand, positionierten sich die Demonstranten, die schnell die Aufmerksamkeit der Passanten erregten. "Einige wussten mit dem Datum 19.2. nichts anzufangen. Das finde ich traurig", bedauert Katja. "Wir möchten eine lückenlose Aufklärung des Anschlags und dass deutschlandweit politische Konsequenzen gezogen werden", erläuterte Carsten einem älteren Herrn.
"Ich finde es vor allem für die Angehörigen der Opfer wichtig, dass dieser Anschlag nicht in Vergessenheit gerät", unterstreicht Anne, die von "Omas gegen Rechts" informiert wurde. "Es ist schlimm, dass Menschen aus rassistischen Gründen Gewalt erfahren müssen. Hier sollte dringend für mehr Aufklärung in der Gesellschaft gesorgt werden. Wir sind schließlich alle mitverantwortlich", betont Sophie, die durch Freunde von der Aktion gehört hat.
Und Michael fügt hinzu: "Seit Jahren ist ein Anstieg rechtsextremer Verbrechen zu verzeichnen. Selbst nach den NSU-Morden haben wir es nicht wirklich geschafft, etwas zu unternehmen. Wir haben Probleme mit der Polizei, die Rechtsextremismus meines Erachtens zum Teil weiterverbreitet, statt effektiv dagegen vorzugehen." Die Mahnwache, die vom Elefantenklo bis zum Kugelbrunnen reichte, endete nach einer Stunde. Ab 15 Uhr sollten alle den Live-Stream aus Hanau unter dem Motto "Hanau ist überall" verfolgen.
"mitmission Gießen" wurde vor zweieinhalb Jahren gegründet und engagiert sich für die Förderung politischer Bildung, kultureller Vielfalt, Toleranz und einem friedlichen Zusammenleben.