Nach wie vor Kritik an fehlenden Vorgaben für Ladesäulen in Gießen
Zur Entwicklung und Bebauung der Bergkaserne hat Gießen keine Vorgaben für E-Ladesäulen gemacht. Mittlerweile verfolge die Stadt jedoch eine andere Vorgehensweise.
Von Stephan Scholz
Seit 2017 vereinbart die Stadt in städtebaulichen Verträgen bei Baugebieten Ladestationen.
(Symbolfoto: dpa)
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GIESSEN - GIESSEN. Wie steht es um die Ladeinfrastruktur für Elektroautos in der Stadt? Immer mal wieder kommt diese Frage auf, zuletzt erneut in einem Leserbrief zur Entwicklung und Bebauung der Bergkaserne. Dort hat die Stadt keine Vorgaben für E-Ladesäulen gemacht. „Die mit den beiden Bergkasernen-Investoren abgeschlossenen städtebaulichen Verträge stammen von Ende 2014 und wurden damals monatelang vorbereitet. Zur damaligen Zeit stand die Thematik der E-Mobilität noch nicht im Fokus der öffentlichen Diskussion beziehungsweise der lokalen bauleitplanerischen Ziele“, antwortet Bürgermeister Peter Neidel. Mittlerweile verfolge die Stadt jedoch eine andere Vorgehensweise.
Neu ist das Thema Ladesäulen in der Bergkaserne bekanntlich nicht: „Wir befinden uns seit 2017 mit mehreren Bewohnern des neuen Quartiers im Dialog über die Thematik“, berichtet Neidel. Er verweist darauf, dass die Stadt ihre Vorgehensweise bei den städtebaulichen Verträgen für neue Quartiere mittlerweile geändert habe. Für die Wohnquartiere „Am alten Flughafen II“ und „Philosophenhöhe“ habe man seit 2017 entsprechende Regelungen vereinbart. „Wir werden dies auch bei allen künftigen derartigen Vorhaben tun“, informiert der Bürgermeister. Zudem sei 2017/18 im Rahmen des „Green City Plans“ ein Standortkonzept für öffentliche Ladesäulen erstellt worden, um Fördervoraussetzungen zu schaffen. „Dieses Konzept wird seit 2018 schrittweise umgesetzt. Leider ist hierbei kein Lade-Standort auf der ehemaligen Bergkaserne definiert worden“, erklärt Neidel. Er weist zudem auf das Engagement der Stadtwerke (SWG) in der Sache hin. Sie beschäftigen sich seit Jahren mit der Thematik und hätten sich strukturell, personell und mit entsprechenden Dienstleistungsangeboten gut aufgestellt. In Sachen Bergkaserne resümiert Neidel, dass in dem Areal in mehreren Tiefgaragen private Ladestationen errichtet wurden, sodass eine Mitbenutzung sicherlich auch ohne städtische Unterstützung organisiert werden könne.
Die SWG betreiben aktuell sieben öffentliche Ladesäulen in Lahnstraße, Ringallee, Senckenbergstraße, Friedrichstraße und am Rathaus in Pohlheim. „Wir planen keinen weiteren Ausbau auf eigene Kosten, denn wir glauben, dass das E-Tanken eher zuhause stattfindet denn an öffentlichen Tankstellen. Wir bieten jedoch Interessenten Ladeinfrastruktur (öffentlich, halböffentlich und privat) zum Kauf, inklusive Beratung, Montage und Inbetriebnahme, an“, informiert Unternehmenssprecherin Ina Weller. Privatpersonen könnten selbstverständlich Ladeinfrastruktur – in den meisten Fällen Wallboxen – zuhause nachrüsten. „Ob, und wenn ja, welche Umbau- und Installationsmaßnahmen dazu notwendig sind, muss von Fall zu Fall individuell geprüft werden, optimalerweise durch einen zugelassenen Elektrofachbetrieb.“
Anfang 2019 hätten die SWG mit der E-Revolution eine Produktwelt mit ganzheitlicher Betrachtung des Themas E-Mobilität ins Leben gerufen. „Allein in 2019 haben die SWG 51 E-Smarts auf Mittelhessens Straßen gebracht. Das entspricht mehr als 25 Prozent aller in 2019 im Zulassungsbezirk Gießen zugelassenen rein elektrisch betriebenen PKW“, führt die Sprecherin aus. Zusätzlich berate man alle Kundengruppen zum Thema Ladeinfrastruktur und biete entsprechende Lösungen an. Neben dem Betriebssystem E-Tanken für öffentliche Ladeinfrastruktur trieben die SWG federführend einen Ladeverbund in Kooperation mit einigen Versorgern an, der sich in der Umsetzung befinde. „Gleichzeitig beobachten wir ständig die Entwicklungen am Markt, um Kunden bedarfsgerechte Produkte anbieten zu können. Dies ist insbesondere bei neuen Themen wie diesem bei den SWG ein kontinuierlicher Prozess.“