Gedreht in der Region: "Die Wolf-Gäng" feiert Premiere

Der Kinofilm "Wolf-Gäng" feiert am Sonntag Weltpremiere: Ausgelassene Stimmung herrscht bei den jungen Schauspielern Aaron Kissiov, Johanna Schraml und Arsseni Bultmann. Foto: Heil

Am Sonntag fand nun die Weltpremiere des Kinofilms "Die Wolf-Gäng" statt, für den im Herbst 2018 in Alsfeld, Lauterbach, Büdingen, Marburg und Braunfels gedreht worden war.

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ALSFELD/SULZBACH. Seit Silvester zählt Regisseur Tim Trageser den Countdown bis zum Kinostart von "Die Wolf-Gäng". Am 23. Januar läuft die Verfilmung des Fantasyfilms nach einer Vorlage von Wolfgang Hohlbein in den deutschen Kinos an. Am Sonntag fand nun die Weltpremiere zu dem Streifen statt, für den im Herbst 2018 in Alsfeld, Lauterbach, Büdingen, Marburg und Braunfels gedreht worden war. Am roten Teppich im Kinopolis in Sulzbach bei Frankfurt, über den an diesem Tag auch zahlreiche Mitarbeiter aus der Alsfelder Stadtverwaltung flanierten, wird eines deutlich: Die Drehorte in Ober- und Mittelhessen haben bei den Filmemachern und Darstellern einen durchweg guten Eindruck hinterlassen.

Dass in der fiktiven magischen Stadt Crailsfelden neben dem Geist der Altstadt von Alsfeld auch jener der anderen Orte atmet und das Jerusalemer Tor in Büdingen, die Villa Wegener in Lauterbach, das Schloss Braunfels sowie die Aula der Alten Universität in Marburg eindeutig wiedererkennbar sind, kommt nicht von ungefähr. "Wir hatten vorab ja nach einer Stadt gesucht, die dieses magische Etwas hat", sagte Regisseur Trageser vor der Weltpremiere. Das bestätigte denn auch Fantasyautor Wolfgang Hohlbein. Alsfeld komme seiner Vorstellung von Crailsfelden schon sehr nahe, sagte der Schriftsteller, der die Stadt vom Durchfahren kennt. "Eine altehrwürdige Universität wie die in Marburg eignet sich natürlich auch hervorragend", fügte Hohlbein an.

"Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Region Oberhessen bis dato gar nicht kannte", räumte Christian Berkel ein, der im Film den zwielichtigen Bürgermeister Louis Ziffer verkörpert. In Frankfurt traf er auf seinen ganz realen Alsfelder Amtskollegen Stephan Paule (CDU). "Ich habe ihn gerade kurz kennengelernt und ihm gesagt, dass Bürgermeister in Crailsfelden ein wenig gefährlich leben", sagte Berkel. Paule indes machte sich wenig Gedanken - anders als im Film, sei schließlich die Alsfelder Verwaltung auch nicht mit Zombies besetzt. Paule hofft unterdessen auf einen Schwung durch den Film. "Wer weiß, was passiert, wenn der Film erst einmal angelaufen ist", antwortete er auf die Frage, ob sich inzwischen weitere Interessenten gefunden haben. Von der möglicherweise zunehmenden Bekanntheit erhofft sich die Stadt auch einen Schub für den Tourismus. "Dieses ganze Oberhessen ist durchaus einen Urlaub wert", so Berkel, der für eine Kurzserie zudem länger in der Gegend gedreht hat - und nicht nur er.

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Sonja Gerhardt, die Louis Ziffers durchtriebene Sekretärin Frau Circemeyer spielt, sieht das ganz ähnlich. Die historische Atmosphäre in Alsfeld und Umgebung habe ihr sehr gefallen. Und das habe auch die Dreharbeiten begünstigt - etwa an der Wohnung von Vampir Vlad (Aaron Kissiov) und seinem Vater Barnabas (Rick Kavanian) an der Ecke Am Kreuz/Steinborngasse in Alsfeld. Dort spielt übrigens auch eine der Lieblingsszenen von Tim Trageser, dann nämlich wenn die Hexe Circemeyer versucht, Vlads magische Halskette zu stehlen.

Die Meinung über die Schönheiten der Region und der alten Bausubstanz teilen indes nicht nur die erwachsenen Schauspieler - darunter Rick Kavanian und Axel Stein, die häufiger in Hessen unterwegs sind. Kavanian etwa, verbringt viel Zeit in der Region, da er mit einer Frau aus dem Raum Frankfurt verheiratet ist. Die Frage, ob er es sich denn selbst zugetraut hätte, den Leichenwagen zu Beginn des Films durch die Wälder bei Grebenau zu steuern, quittiert er mit gespielter Empörung: "Wieso, ich bin doch da eindeutig zu erkennen?" Und selbst wenn Stein scherzt, ich hätte Lust das Interview jetzt abzubrechen, frotzeln sie gut aufgelegt weiter und finden aber auch Lob. In einer Großstadt seien die Leute nicht so offen. "Da wird man schon mal weggeschickt", verraten sie. In Alsfeld sei das hingegen anders gewesen. "Wir hatten hier ja auch alte Autos im Einsatz. Und dann machte sich der Eindruck breit, dass die Alsfelder ihre Oldtimer hier gerne dazu stellen würden", sagen Stein und Kavanian.

Dass offensichtlich auch für die Jungdarsteller Landschaft und Bauten einen Charme hatten, bestätigen Aaron Kissiov, Johanna Schraml und Arsseni Bultmann unisono. Büdingen habe ihm besonders gut gefallen, sagt Werwolf-Darsteller Bultmann, während Johanna Schraml von den malerischen Gassen Alsfelds schwärmt. Gerade die junge Schauspielerin, für die die Rolle in der Wolf-Gäng eine Premiere war, musste sich nach den Dreharbeiten erst einmal wieder in den Schulalltag einfinden. Bedauern herrschte allerdings bei allen dreien, als sich die große Wolf-Gäng-Familie aufgelöst habe nach dem Dreh.

Die Region hat bei Autor, Regisseur und Schauspielern offensichtlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. "Als Filmmensch speichern sie solche Orte ab. Die wandern im Gehirn dann zwar ein Stück weiter nach hinten. Aber wenn Sie sie brauchen, sind sie schnell wieder präsent", erklärte Trageser, der weitere Projekte in Ober- und Mittelhessen nicht ausschließen will. Auch nicht eine Fortsetzung der Wolf-Gäng, die sich die Stadt Alsfeld und Autor Hohlbein ebenfalls wünschen würden. "Aber das letzte Wort haben die Zuschauer - und der Erfolg", sagte Hohlbein.

Von Andreas Ungermann