Im Vogelsberg haben die Füchse "Ranzzeit"

Auf Freiersfüssen: Ein Fuchsrüde folgt über Stunden einer Fähe über die Höhen des Vogelsbergs. © Margaret Perkuhn
© Margaret Perkuhn

Über Kilometer folgt der Fuchs der Fähe bei der Ranz, der Paarungszeit der Füchse.

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VOGELSBERGKREIS. Kilometer um Kilometer stürmt die Fähe voran. Ab und zu bleibt sie stehen, schaut sich um, dann geht es weiter über die Ackerflächen auf den Höhen des Vogelsbergs. Einige Meter weiter zurück folgt ihr "Mann", ein prächtiger Fuchsrüde im dichten Winterpelz. Nicht einen Moment lässt er seine Auserwählte aus den Augen beziehungsweise hat ihre Fährte zu jeder Zeit in seiner Nase: Es ist "Ranzzeit" wie man die Paarungszeit bei Füchsen in der Fachsprache nennt, stattfindet sie jedes Jahr im Spätwinter.

Arno Eifert, Förster im Ruhestand und Umweltbeauftragter der Stadt Grebenau, erklärt die Ranzzeit der Füchse als eine Wissenschaft für sich. "Nur an zwei oder drei Tagen ist die Fähe empfängnisbereit. Genau diesen Punkt muss der Rüde erwischen und sie dazu von seinem Vorhaben überzeugen." Oft ist in dieser Zeit das heisere Bellen der Rotfüchse auf Feldern, in den Wäldern und an Dorfrändern zu hören, vor allem in der Nacht. "Einer von ihnen war in den kalten Nächten vor einigen Tagen in den Gärten hinter unserem Haus im Dorf unterwegs und hat die Nachbarn wach gebellt", fügt Arno Eifert schmunzelnd hinzu.

In der Paarungszeit würden Fuchs und Fähe eine Zeit lang mit ihrem Partner zusammen bleiben, um dann wieder eigene Wege zu gehen. Später herrscht wieder Ruhe nach den aufregenden Flitterwochen. Allerdings: Zur Aufzucht vom Nachwuchs in den versteckt liegenden Erdhöhlen ist der Rüde wieder zur Stelle. Dann werden sich beide Elterntiere um die Jungen kümmern, die in einigen Wochen als vier bis sechs graubraune Winzlinge mit geschlossenen Augen (sie öffnen sich nach 14 Tagen) zur Welt kommen.

Das Streifgebiet eines Fuchses erklärt Arno Eifert, der auch stellvertretender Vorsitzender des "Jagdvereins Alsfeld ist, sei jeweils abhängig vom Nahrungsangebot und Lebensraumqualität. "Als eines der Wildtiere, die zu den Kulturfolgern gehören, beträgt ein solches im städtischen Bereich wenige Hektar, in der kargen Wildnis allerdings können es bis zu 1000 Hektar sein."

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In Großstädten wandere der Fuchs nachts die Straßen entlang und ernährt sich hauptsächlich von Nahrungsabfällen und Tierfutter - in der Natur sind es eher Mäuse, Kaninchen, Frösche, Enten, manchmal sogar junge oder sehr geschwächte Rehe. Hin und wieder traue sich der als besonders schlau und gewitzt geltende Reineke in nicht ausreichend gesicherte Tierställe. "Womit er beweist, dass das Kinderlied "Fuchs, du hast die Gans gestohlen" nicht völlig aus der Luft gegriffen ist," lacht der engagierte Natur- und Vogelschützer.

Intelligent mit einem extrem schnellen Reaktionsvermögen, kann Reineke bis zu fünf Meter weit springen, kann ausgezeichnet sehen, hören, riechen und lernt schnell. Ein echter Überlebenskünstler, auch, wenn er im Winter manchmal unfreiwillig Diät halten müsse. Notfalls nimmt er vergessenes Obst oder Aas. Wenn alles weiß ist, kann er sich immer noch auf seine feine Nase verlassen, die ihn direkt zur Maus unter der Schneedecke führt. Mit einem Satz stürzt er sich dann kopfüber in die weiße Pracht, um die Beute zu ergreifen. Auch deswegen, erläutert Arno Eifert, schätzen Land- und Forstwirte den Fuchs als intensiven und erfolgreichen Mäusejäger: "In jedem Falle ist er besser als Giftweizen gegen die Nager zu streuen."

Tollwut kein Thema im Kreis

Im Vogelsbergkreis zeige sich, dass der Fuchs derzeit gezielter und behutsamer bejagt werde als früher. Hier habe sich die Jagdstrecke innerhalb des letzten Jahrzehntes zahlenmäßig von rund 3000 auf etwa 2000 Füchse verringert. Obwohl der Rotfuchs neben Mäusen als einer der Hauptüberträger der Tollwut gelte, sei diese in Deutschland aktuell kein Thema. Trotzdem: Wenn jemandem ein Fuchs begegne, der allzu zutraulich wirke, der solle vorsichtig sein. Im Fall eines Bisses, was allerdings als höchst unwahrscheinlich gelte, solle der Betroffene sicherheitshalber zum Arzt gehen. Ebenfalls sei der Fuchsbandwurm, "über den viel geredet wurde", nicht sehr verbreitet, auch diesbezüglich gelte die Infektionsgefahr als gering. Der Experte rät: "Wer Gemüse, Fallobst und Beeren vor dem Verzehr gut wäscht und sein Haustier regelmäßig entwurmen lässt, kann ein solches Risiko weiter verringern."