Wer hätte das noch vor wenigen Wochen gedacht? Die Kultur in Mittelhessen findet auch in diesem speziellen Sommer attraktive Orte, um Musik, Kabarett, Theater und Lesungen zu...
. Wetteraukreis (bj). Wer hätte das noch vor wenigen Wochen gedacht? Die Kultur in Mittelhessen findet auch in diesem ganz speziellen Sommer viele attraktive Orte, um Musik, Kabarett, Theater und Lesungen - zumeist unter freiem Himmel - zu präsentieren. 82 Veranstaltungen für Erwachsene und 28 weitere für Kinder und Jugendliche gehören bislang zum Programm. Und es könnten sogar noch einige weitere hinzukommen, kündigte Frank Dauer, Geschäftsführer des Vereins Kultursommer Mittelhessen, am Mittwoch bei der Pressevorstellung im Gießener Restaurant Heyligenstaedt an.
Nach dem Corona-Lockdown im März sah es zwischenzeitlich gar nicht gut aus für die traditionsreiche Veranstaltungsreihe, die vorrangig vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie einigen weiteren Sponsoren finanziert wird. "Wir hatten ein 64-seitiges Programmheft fertig, das kurz vor der Drucklegung war", berichtete Dauer. Doch so weit kam es nicht, weil sich damals im Zuge der Sicherheitsbestimmungen nicht absehen ließ, was und ob überhaupt auf den Bühnen der Region zu sehen sein würde. "Seit Mai hatten wir aber wieder Hoffnung, dass doch noch etwas passieren kann", sagte Sybille Atzbach, die Vorsitzende des Vereins. Und so wurde innerhalb kürzester Zeit doch noch eine Veranstaltungsreihe zusammengestellt, die viele interessante Gäste nach Mittelhessen holt - wenn natürlich auch unter ganz besonderen Bedingungen.
So haben die Organisatoren darauf geachtet, dass die Veranstaltungen für Erwachsene nahezu alle unter freiem Himmel stattfinden. Dazu zählen ein Dutzend Programmpunkte im Wetzlarer Rosengärtchen, das wegen der abgesagten Festspiele frei wurde und nun unter dem Titel "Rosengärtchen live" etwa 220 Besuchern Platz bietet. Hinzu kommen unter anderem Bühnen auf der Burg Gleiberg, in der Burgruine Staufenberg, vor dem Rentamt in Ortenberg oder im Rathauspark Friedberg. Da allerdings nach wie vor die Sicherheitsregel gilt, pro Besucher fünf Quadratmeter Platz zu bieten, ist die Kapazität der meisten Veranstaltungen auf 100 Besucher begrenzt. "Wenn diese Regel in den nächsten Wochen noch gelockert werden sollte, können sicherlich noch weitere Karten vergeben werden", sagte Sybille Atzbach. Vorläufig gehe man aber von nicht mehr als 100 Personen pro Auftritt aus, weil angesichts der geforderten Abstände der einzelnen Besucher in den hinteren Reihen sonst kaum noch etwas von den Künstlern zu sehen wäre.
Andererseits sei sogar noch etwas Geld im Etat freigeworden, weil nicht nur die Sponsoren bei der Stange geblieben sind, sondern auch Großveranstaltungen mit hohem Budget und großen Zuschauerzahlen, wie etwa der Nieder-Mooser Orgelsommer oder die Marburger Schlosskonzerte, gestrichen wurden. So lobt Frank Dauer die "vielen ehrenamtlichen Initiativen, die den Mut und die Courage aufgebracht haben, trotz Corona etwas auf die Beine zu stellen". Am finanziellen Risiko werde sich der Kultursommer-Verein beteiligen. Denn nicht für jede Veranstaltung gebe es einen Ersatztermin. Gleichzeitig betonte Dauer, dass bei nahezu jedem Wetter gespielt werde, Ausweichräume in Hallen oder Sälen sind schließlich keine Option.
Der in Lollar lebende Musiker Peter Herrmann freute sich bei dem Pressetermin, dass sich "die Musikszene der Region mit dem Kultursommer zurückmeldet". Er selbst ist wieder mehrfach auf den Bühnen zu erleben, etwa mit der Formation "Radio 2020" und dem Wetzlarer Gitarristen Michael Diehl in Wettenberg sowie mit weiteren Gästen in Staufenberg sowie in Löhnberg und zusammen mit seinem musikalischen Partner Fallou Sy noch einmal in Staufenberg. Er hat bei der Planung darauf geachtet, dass angesichts des begrenzten Bühnenraums die Bands nicht so groß sind und die technische Ausstattung nicht so aufwändig ist. Gleichzeitig biete sich in den neuen Konstellationen Spielraum für Experimente. "Wir können uns auf viele spannende Erlebnisse freuen", sagte Sybille Atzbach.
Zu den prominenten Künstlern, die beim Kultursommer dabei sind, zählen etwa die Berliner Kabarettistin und Entertainerin Gayle Tufts (in Wetzlar, 17. Juli), der Frankfurter Theatermacher Michael Quast (in Wettenberg, 25. Juli), der englische Gitarrist Mark Gillespie (in Wettenberg, 26. Juli) und der bayerische Musiker Werner Schmidbauer (in Wetzlar, 17. August). Hinzu kommt der Junge Kultursommer, zu dessen Programm viel Musik und Kindertheater gehören. Spielorte sind unter anderem Wettenberg, Grünberg und Münzenberg.