Die Orgel der evangelischen Kirche in Aßlar muss dringend überholt werden. Laut Kostenvoranschlag wird das etwa 25 000 Euro kosten. 1969 wurde das 19 Register zählende Instrument, das über rund 1202 hölzerne und metallene Pfeifen verfügt, von der Orgelbaufirma Hardt in Weilmünster-Möttau gebaut und wird seither alle zwei Jahre gewartet.
Von Heike Pöllmitz
Helmut Rücker aus Aßlar spendet für die Orgel, für die Claudia Schönherr, Klaus-Werner Zipp, Friederike Schuppener und Ulrike Uhl von der Kirchengemeinde bereits beim Stadtfest gesammelt haben. Am 15. September findet ein Benefizkonzert statt, dessen Erlös ebenfalls dem reparaturbedürftigen Instrument zugutekommen soll. Foto: Heike Pöllmitz
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ASSLAR - Die Orgel der evangelischen Kirche in Aßlar muss dringend überholt werden. Laut Kostenvoranschlag wird das etwa 25 000 Euro kosten. 1969 wurde das 19 Register zählende Instrument, das über rund 1202 hölzerne und metallene Pfeifen verfügt, von der Orgelbaufirma Hardt in Weilmünster-Möttau gebaut und wird seither alle zwei Jahre gewartet. Seit 50 Jahren spielt die Orgel also zu freudigen und traurigen Anlässen, Gottesdiensten und Festen und hat schon Generationen von Aßlarern begleitet.
"Musik bewegt die Menschen, Klänge können in Bereiche von Körper und Seele vordringen, zu denen Worte allein nicht vordringen können und über das Hören von Musik und das Mitsingen von Liedern können Menschen neuen Mut finden, Trost spüren oder Dankbarkeit, Klage und Lebensfreude ausdrücken", sagt Pfarrerin Friederike Schuppener, die auch eine Ausbildung als Musiktherapeutin gemacht hat.
Singen im Gottesdienst belebe und fördere die Gemeinschaft und mache Gottes Nähe musikalisch erfahrbar. "Oftmals sind gerade auch Kinder von der ungewöhnlichen Klangvielfalt der 'Königin der Instrumente' begeistert, selbst kleine Täuflinge stutzen, wenn die Orgel anfängt zu spielen und alle Organisten der Gemeinde haben schon Konfirmanden ihr Instrument beschnuppern lassen - ausprobieren, wie es klingt, wenn man einen ganzen Raum 'beschallen' kann oder fasziniert feststellen, dass man sogar mit den Füßen Musik machen kann, ist eine faszinierende Erfahrung", so Schuppener weiter.
Derzeit sind Ulrike Uhl und Erika Hedrich als Organistinnen tätig und können ein Lied davon singen, wenn es im Orgelinnern hakt. Der hoch komplizierte Aufbau der Manuale und Pedale mit Abstrakten, Federn, Pfeifen und Filzhütchen, die vom Spieltisch aus bewegt werden, damit die Windanlage die entsprechenden Töne erzeugen kann, ist mit den Jahren trotz Pflege und Reparaturen durch Staub, Raumklima und sogar Mäusedreck so verdreckt, das dringend etwas getan werden muss.
"Kurz vor Weihnachten habe ich einem Mitarbeiter der Firma Hardt geholfen, ein total verklemmtes Teil der Orgel mit einem Notprogramm wieder in Gang zu bekommen, und Heiligabend und Weihnachten waren gerettet", erinnert sich Ulrike Uhl. Manches Register wie Krummhorn oder Tremoulant geben bereits keinen Ton mehr von sich und auch in den Pedalen versagen Fagott und Hintersatz den Dienst. "Sie müssen der Orgel vertrauen", riet ein Fachmann vor Jahren auf die Frage "Wie lange hält die Orgel durch?"
Lange dürfte sie es nun nicht mehr machen. Die Möglichkeit, die Pfeifen neu zu stimmen, ist bereits an ihre Grenzen gekommen. "Man muss sich das wie bei einer Sardinendose vorstellen: Die Pfeifen haben eine ähnliche Einrichtung wie der Öffnungsschlitz einer solchen Dose, den man immer weiter aufdrehen kann. Irgendwann ist das Dosenblech aufgewickelt und es geht nicht mehr weiter", erklärt Uhl. Leider ist es wie so oft das Geld, das eine Reparatur so problematisch macht. 25 000 Euro sind eine Menge Geld für eine Kirchengemeinde. In Aßlar wird daher zurzeit eifrig gesammelt. Friederike Schuppener hat als "Sammeldose" eine alte Orgelpfeife zur Verfügung gestellt, die sie bei einem Basar erwarb. Kirchenmusikausschuss-Vorsitzender Klaus-Werner Zipp hat das ramponierte Orgelteil "salonfähig" gemacht, damit es in der Kirche um Spendengelder werben kann.
Beim Stadtfest sind Schuppener, Uhl und Zipp eine Stunde durch die Menge auf dem Festplatz gezogen und sind stolz auf einen kleinen Grundstock. Jetzt hoffen die Kirchenvorderen auf die Unterstützung der Gemeindeglieder und allen Aßlarern, um die Sanierung so schnell wie möglich voranzutreiben. Sechs bis zehn Wochen wird das Instrument nicht an seinem Standort, sondern in der Möttauer Werkstatt sein müssen, wofür eine ruhige Zeit gewählt werden soll. Die Chorgemeinschaft Klein-Altenstädten wird zum Beispiel am 15. September ein Benefizkonzert zugunsten der Orgelfinanzierung geben.