Während in Hohenahr fleißig Neubaugrundstücke verkauft werden, herrscht in Bischoffen Flaute - woran liegt das?
Von Felix Leyendecker
Volontär
Der Blick geht in Richtung Baugrund: Bischoffens Bürgermeister Marco Herrmann (FW) begutachtet die Erschließungsarbeiten in Wilsbach. Foto: Felix Leyendecker
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HOHENAHR/BISCHOFFEN - Der große Traum vom Eigenheim könnte für einige Menschen leichter möglich sein, als gedacht. In Ahrdt, Altenkirchen, Roßbach und Wilsbach stehen Bauplätze für Neubauten zu Verfügung. Die Sache hat jedoch einen unerwarteten Haken. Während es in Hohenahr läuft wie geschmiert, hakt es in Bischoffen noch an der ein oder anderen Stelle, sehr zur Freude oder Verwunderung des jeweiligen Bürgermeisters.
Woran liegt es aber? An der Lage vielleicht? Altenkirchen bietet einen weitläufigen Blick über die Landschaft und die Grundstücke in Ahrdt befinden sich in Fußnähe zum nahe gelegenen Aartalsee. Damit können Wilsbach und Roßbach nicht dienen, das weiß auch Bischoffens Bürgermeister Marco Herrmann (FW). "Wenn wir Grundstücke am See hätten, würden die Leute auch draufgehen. Wir haben einen nie dagewesenen Bauboom die vergangenen Jahre, die Nachfrage ist kolossal gestiegen", sagt Herrmann. Die Bauplätze in Roßbach und Wilsbach seien vor allem für den lokalen Bedarf ausgewiesen, das verlange schon der Regionalplan Hessen. Dennoch sei die Nachfrage auch aus dem Rhein-Main-Gebiet groß. "Früher hatten wir Landflucht, heute haben wir eine Stadtflucht. Die Erschließung in Roßbach ist nahezu abgeschlossen, in Wilsbach geht es diese Woche los", erzählt der Bürgermeister.
Die 15 Grundstücke, acht in Wilsbach und sieben in Roßbach, haben Flächen zwischen 500 und 700 Quadratmeter und kosten 92 Euro pro Quadratmeter. "Das ist ein Mittelwert und ein rein kostendeckender Betrag", unterstreicht Herrmann. Von den 15 Grundstücken sind derzeit drei verkauft, nachdem es anfangs über 50 Anfragen gab. Die Gemeindevertretersitzung hat die drei verkauften Grundstücke anstandslos bewilligt, doch auch die Gemeindevertreter wundern sich darüber, dass die Verkäufe sonst nicht in Gang kommen. Woran kann das liegen?
Die Bauplätze in Roßbach sind bereits in der Planung fortgeschrittener. Derzeit wird dort der Straßenzugang errichtet. Foto: Felix Leyendecker
Da ist Herrmann selbst überfragt. "Ich gehe davon aus, dass das der aktuellen Situation geschuldet ist. Wir haben Corona durchgestanden, dann steckte das Containerschiff im Suezkanal fest. Dann kamen die Preissteigerungen dazu, Baumaterialien wurden knapp, der Fachkräftemangel macht sich bemerkbar. Und der Ukrainekrieg hat der Sache den Rest gegeben", ist der Bürgermeister überzeugt. Zwar hätte die Gemeinde viele Baulücken schließen können und auf den Grundstücken läge eine dreijährige Bauverpflichtung. Aber: "Es ist nichts kalkulierbar aktuell." Von ersten Baumaßnahmen noch in diesem Jahr geht Herrmann aufgrund der unsicheren Lage nicht aus.
Der Bürgermeister von Hohenahr, Markus Ebertz (parteilos), ist mit den Verkaufszahlen der Grundstücke in Altenkirchen und Ahrdt hingegen mehr als zufrieden. "Wir haben im Baugebiet "Südlich Vogelsang" in Ahrdt 14 Baugrundstücke für Familien, vier Seniorengrundstücke und sowie vier Tiny-House Grundstücke", teilt Ebertz mit.
Die Grundstücke haben jeweils eine Fläche von 541 bis 730 Quadratmetern für die Familienhäuser, 366 bis 421 Quadratmeter für die Seniorengrundstücke sowie 227 bis 368 Quadratmeter für die Tiny-Houses. "Der Mix aus Grundstücken wurde gewählt, um unter Anwendung der Vergaberichtlinien neben Familien auch älteren Paaren und Singles einen Bauplatz anbieten zu können", teilt der Bürgermeister mit. In der Bewerbungsphase hätten sich mehr als 100 Interessierte für ein Grundstück beworben, rund 60 Prozent der Baugrundstücke sind sicher verkauft. "Die Erschließungsmaßnahme sollte im September abgeschlossen sein. Eine Bebauung der Grundstücke wäre entsprechend noch 2022 möglich", sagt Ebertz.
Eine ähnliche Situation herrscht in Altenkirchen. Für das Baugebiet "Auf dem Kollenberg" haben sich auf elf Baugrundstücke mehr als 70 Interessierte beworben. Auch hier sind die Baugrundstücke im Größenbereich von 582 bis 798 Quadratmeter zu 60 Prozent verkauft. Die Grundstücke in Hohenahr werden voll erschlossen verkauft. Der Grundstückspreis selbst beträgt für beide Bauprojekte 125 Euro pro Quadratmeter und die Bauanträge sind bereits in der Vorbereitung. "Schauen wir mal, ob es noch 2022 mit ersten Bauvorhaben losgeht", zeigt sich Ebertz optimistisch.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 20.07.2022 um 16:33 Uhr publiziert.