Wenn die neuen Laborergebnisse keine Überschreitung der Grenzwerte durch Bakterien mehr ergeben, kann am Freitag die Empfehlung, das Wasser abzukochen, aufgehoben werden. Archivfoto: Lukas Schulze/dpa
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BRAUNFELS - "Enterokokken" und "Pseudomonas aeruginosa" - es klingt, als würden sich gefährliche Keime im Braunfelser Trinkwasser tummeln. Am vergangenen Freitag hatten die Stadtwerke mitgeteilt, dass im Wasser der Kernstadt und einiger Stadtteile die Grenzwerte für diese beiden Bakterien überschritten wurden. Deshalb solle das Trinkwasser abgekocht werden.
Christian Eckhardt von den Stadtwerken hat seither mehrfach die Frage gehört, welche Gefahr aktuell vom Wasser in Braunfels ausgeht. Er kann beruhigen: "Eine so geringe Grenzwertüberschreitung wie bei uns heißt ja nicht gleich, dass das Wasser nicht mehr zu verwenden ist. Deswegen entnehmen wir aktuell mehrere Proben, um uns ein genaues Bild von der Lage machen zu können", erklärt er.
Mit "wir" meint er das Gesundheitsamt des Lahn-Dill-Kreises und die Stadtwerke als lokaler Wasserversorger. Zum weiteren Vorgehen erklärt Eckhardt: "Es kommt drauf an, was die nächsten Proben ergeben. Wenn sie alle eine erhöhte Bakterienkonzentration zeigen, leiten wir weitere Maßnahmen zur Wasseraufbereitung ein".
In den meisten Fällen sei eine solche "Werteverschiebung" aber nur vorübergehend. "Das erkennt man dann daran, dass weitere Kontrollproben keine neuen Hinweise auf Verunreinigungen enthalten."
Die Ursachen für solche Grenzüberschreitungen seien vielfältig und meist nur schwer fassbar. Häufig entsprängen sie allerdings privaten Haushalten. "Oft sind es Rohrbrüche oder ungenutzte Hausanschlussleitungen, in denen der Wasserfluss länger still steht und so eine erhöhte Bakterienkonzentration begünstigt", so Eckhardt.
Die Bakterien "Enterokokken" und "Pseudomonas aeruginosa" träten in verschiedenen Formen im alltäglichen Leben auf und seien für den gesunden Menschen meist ungefährlich. "Enterokokken" kommen unter anderem im menschlichen Darm vor und erfüllen wichtige Funktionen im Verdauungsmechanismus. "Pseudomonas aeruginosa" sammeln sich dort im Haushalt an, wo über sich über eine längere Zeit hin Wasser ansammelt. Eine größere Gefahr stellen sie lediglich für Menschen mit geschwächtem Immunsystem dar - beispielsweise Patienten in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Bekannt sind sie daher auch als "Krankenhauskeime". Es gibt Formen beider Bakterienarten, die eine Resistenz gegenüber Antibiotika entwickeln können - dabei handelt es sich allerdings um Einzelfälle. In Braunfels ist hierzu nichts bekannt. Trotzdem mahnt Eckhardt: "Zur Sicherheit sollte das Wasser weiterhin noch abgekocht werden" - ansonsten müssten die Verbraucher aber nichts beachten.
Derzeit werden die neuesten Proben in einem Labor untersucht. "Ein eindeutiges Ergebnis können wir allerdings erst nach 48 Stunden ablesen. Daher lassen sich vorher noch keine eindeutigen Aussagen über die Wasserqualität treffen", erklärt Eckhardt. Solange bleibt die Abkochempfehlung bestehen. Ganz vorsichtigen Bürgern rät Eckhardt zudem: "Bei Heizungsanlagen und Warmwasserspeichern setzen Sie sich besser vorsorglich mit ihren Heizungsbauern oder Installationsunternehmen in Verbindung".
Sollten die nächsten Laborproben auf Grenzwertüberschreitungen hindeuten, müsse geprüft werden, welches weitergehende Aufbereitungsverfahren den größten Erfolg verspreche. Die Erfahrung der vergangenen Jahre, auch aus anderen Kommunen der Region, zeigt allerdings, dass es meist soweit gar nicht erst kommt. Doch: "Das können wir jetzt noch nicht mit Gewissheit sagen, deswegen wird es auch vor Freitag vorsorglich keine Entwarnung geben".