Dienstag,
12.11.2019 - 17:00
2 min
"Dej laar ich all bein Bock"
Von Siegbert Bender

Mit dem Briefgeheimnis nimmt es der Landbriefträger nicht so genau. Foto: Siegbert Bender
BRAUNFELS-NEUKIRCHEN - Mit der Aufführung ihres Eigenstückes "Dej laar ich all bein Bock" (die bringe ich alle vor Gericht) ist es der Mundart-Gruppe der "Griedelbacher Spuren" gelungen "Gerichtstage" im seit Wochen ausverkauften Dorfgemeinschaftshaus in Neukirchen abzuhalten.
Wenn auch die einzelnen Verfahren leicht aus dem Ruder gelaufen sind und durch die vielen Irrungen und Wirrungen zur Komödie wurden, so war dies vom Mundart-Autor Horst Watz geplant. Die Idee dazu kam ihm bei seiner Schöffentätigkeit im Amtsgericht in Wetzlar. Allerdings legt Watz Wert auf die Feststellung, dass ein direkter Vergleich beider Gerichtsorte hinkt.
Die Aufführung der Laienspielgruppe wurde vor ausgesuchtem "Fach-Publikum", nämlich der heimischen Mundart mächtigen Zuhörer, abgehalten. Gut 170 Zuschauer lauschten dem kuriosen Treiben auf der kleinen Bühne, welche zunächst eine Bauernküche darstellte. Der Landbriefträger "Eckschneider", gekonnt dargestellt von Horst Schmidt, hatte brisante Nachrichten in seinem Ranzen. Im zweiten Abschnitt verkörperte er in seiner Paraderolle wieder "Oma Grittchen". Elli, die Hausangestellte (Elisabeth Diebel) ist noch immer auf Männersuche. Da kamen ihr die Gerichts-Verhandlungstage gerade recht. In der Rolle der Rosa, als Frau vom Ortsgerichtsvorsteher Hannes Gnadenlos, brillierte Margit Würz.
Autor Horst Watz spielt
den Ortsgerichtsvorsteher
den Ortsgerichtsvorsteher
Den Ortsgerichtsvorsteher selbst, spielte Horst Watz. Da wären noch zu nennen, Eduard der Knecht, dargestellt von Edmund Stahl und Hans- Jürgen Klein als Nachbar Hugo. Beide trafen sich allmorgendlich in der Küche der Eheleute Gnadenlos. Zu ihnen gesellte sich regelmäßig Theo der Schiedsmann - in seiner Erstlingsrolle engagiert dargestellt von Alexander Würz. Die illustre Runde kam vornehmlich wegen des Schnapsvorrats von Hannes zusammen und um eifrig über Gott und die Welt zu philosophieren. Meist waren es jedoch Eheprobleme oder einfach nur Klatsch und Tratsch, welche sie von sich gaben. Ihre Gespräche wurden von Ute Schreiber in der Rolle der Tochter des Hauses, Walli Gnadenlos, regelmäßig belauscht. Selbstverständlich teilte sie eifrig die Neuigkeiten, wenn auch oft verdreht, mit ihrem langjährigen Verlobten Jürgen Hardt, als Jupp vom Geißenhof. Gänzlich neu im Hause Gnadenlos war Fräulein Spitz vom Wetzlarer Amtsgericht, eigens angereist um Gerichtsprotokolle für Hannes zu führen. Sie wurde trefflich gespielt von Sabine Schmidt. Als Souffleuse agierte "unsichtbar" Ursula Steiner. Weil das Amtsgericht Wetzlar "abgesoffen" ist, wird der Griedelbacher Ortsgerichtsvollzieher vom Amtsgerichtsdirektor Pingelich telefonisch beauftragt, einige Verfahren selbst zu regeln. Aus der Bauernstube wird ein Gerichtssaal und die Griedelbacher Gerichtstage werden einberufen und damit nimmt das Possenspiel seinen Lauf. Zwischendurch platzt ein Hühnerdieb (Klaus Beckert), der ständig lautstark behauptet "aich woars net", ungeladen in die laufenden Verhandlungen.