Ein Windrad zeigt die Zeit an

Hessens größte Sonnenuhr? Auf dem "Knoten" wird eine Windkraftanlage als Uhrzeiger genutzt. Thomas Weiler (l.) und Josef Gödde stellten das Vorhaben vor, das in der IKEK-Arbeitsgruppe Technik, Wirtschaft und Bildung entstanden ist. Foto: Katrin Weber
GREIFENSTEIN-ODERSBERG - Eine Windkraftanlage (WKA) als Uhrzeiger? Kein Problem, sagen Tomas Weiler und Josef Gödde. In der Arbeitsgruppe Technik, Wirtschaft und Bildung für das Integrierte kommunale Entwicklungskonzept (IKEK) in der Greifensteiner Dorferneuerung wuchs die Idee für Hessens größte Sonnenuhr. Schon bald soll auf dem "Knoten" der Schatten einer WKA anzeigen können, wie spät es ist.
"Das Projekt war purer Zufall", schmunzelt Weiler. Weil die Fristen für Zuschüsse aus dem Dorferneuerungsprogramm abliefen, überlegte die Arbeitsgruppe, was zu tun ist. Es gab bereits viele Projekte auf der Liste, doch für sie habe es keine Notwendigkeit gegeben, berichten die beiden Männer. Also wurde das Internet "befragt". Gödde schaute sich bei Google ein bisschen um - und wurde fündig.
Was ist ein
Analemma?
Analemma?
Auf Google Earth sah er sich das Greifensteiner Gemeindegebiet von oben an. Als er eine Windkraftanlage aus der Vogelperspektive und im Sonnenlicht sah, platzte der "Knoten", ein Projekt war gefunden. "Hessens größte Sonnenuhr ist dort ohne großen Aufwand möglich. Der Pin ist mit dem Windrad schon da", sagt Gödde. Bis zur Nabe des Windrades sind es 134 Meter, der kleineste Radius der Sonnenuhr beträgt 75 Meter in der Mittagszeit, wenn Sonnenwende ist, und der Zeiger hat am Fuß einen Durchmesser von zehn Metern. Die Gruppe holte sich einen Physiker und Hobbyastronom ins Boot. Er arbeitete ehrenamtlich mit und rechnete aus, wann der Schatten der WKA wo zu sehen ist. Acht oder neun Steinhaufen sollen platziert werden. "Es sollen die Uhrzeiten von 11 Uhr bis 18 oder 19 Uhr ablesbar sein", erläutert Weiler das Vorhaben.

Geländeplan Sonnenuhr Grafik: Steinhaus
Ein kleiner Fußweg soll Interessierte an den Steinhaufen entlang führen. Vorgesehen ist auch eine Plattform, von der aus man alle Steinhaufen und somit Uhrzeiten sehen kann.
Damit aber nicht genug: Von der kleinen Erhöhung im Gelände aus kann in drei Richtungen bei klarer Sicht viele Kilometer weit ins Land geschaut werden, und zwar in Richtung Wiesbaden, zum Feldberg und ins Siegerland.
Zuschüsse kommen von der EU und vom Land Hessen
Eine nierenförmige Tafel soll später das Projekt und die Fernsichten näher erläutern. Diese ist aber noch nicht festgelegt: "Die Tafel muss noch ausgearbeitet werden." Touristisch interessant ist auch, dass der Fernrad- und ein Wanderweg in unmittelbarer Nähe verlaufen. Die Sonnenuhr könnte somit für Radfahrer, Wanderer und Spaziergänger im wahren Wortsinn ein Highlight sein. Gödde denkt zudem an Schulen und Kindergärten, für die das Projekt ein lohnendes Ausflugsziel beispielsweise in einer Wanderwoche sein könnte. Beim Besuch an vermutlich Hessens größter Sonnenuhr gibt es dann außerdem auch allerlei Wissenswertes zu lesen: An einer Tafel soll darüber informiert werden, was ein "Analemma" ist. Der griechische Begriff wird für die Figur verwendet, die der Sonnenstand bei mittlerer Ortszeit erzeugt.
Fotografiert man die Sonne täglich immer zur selben Uhrzeit und vom selben Standort aus und legt die Bilder übereinander, ist eine langgestreckte Acht zu erkennen, das Analemma, weiß Gödde zu berichten. Wann beginnen die Arbeiten für die Sonnenuhr? "Es wäre schön, wenn es bald losgehen könnte, sobald es das Wetter erlaubt", sagt Weiler. Wenn alles gutgeht, dann ist das Projekt "Sonnenuhr auf dem Knoten" im Sommer fertiggestellt. Die Kosten in Höhe von 30 000 Euro werden von der Europäischen Union und vom Land Hessen bezuschusst: Die Leaderregion Lahn-Dill Wetzlar übernimmt 18 000 Euro.