Jugendliche renovieren Klassenzimmer in der Gesamtschule Schwingbach
Die "Generationen Werkstatt" findet dieses Jahr an der Gesamtschule Schwingbach in Hüttenberg-Rechtenbach statt. Die Aktion soll Schüler fürs Handwerk begeistern.
Von Sebastian Reh
Maximilian Skranschwesky, Mohamed Enis Khalfaoui und Andes Rasheed (v.l.) beraten sich beim Abmessen. Foto: Sebastian Reh
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HÜTTENBERG-RECHTENBACH. Wie bewegt man Schüler dazu, an einem Freitagnachmittag freiwillig länger in der Schule zu bleiben? Indem man sie einen Klassenraum renovieren lässt. Die "Generationen Werkstatt" fand bis zur Corona-Zwangspause dieses Jahr an der Gesamtschule Schwingbach in Hüttenberg-Rechtenbach statt. Die Aktion soll Schüler fürs Handwerk begeistern.
Norbert Söhngen, Maler- und Lackierermeister bei der Baudekoration Ibrisimovic aus Schöffengrund, renoviert mit den Neunt- und Zehntklässlern einen alten Klassenraum der Gesamtschule Schwingbach. Mit dem Auszubildenden Ajdin Ibrisimovic ist auch der betriebliche Nachwuchs dabei.
"Damit wir den Schülern ein möglichst vielseitiges Bild vom Beruf Maler- und Lackierer vermitteln können, haben wir uns dazu entschieden auch außergewöhnlichere und edlere Techniken anzuwenden", erklärt Söhngen. So komme bei dem Projekt nicht nur das relativ übliche Tapezieren zum Einsatz. "Der Klassenraum wird unter anderem eine Stein-, Schiefer, Beton- und Rostoptik erhalten, sodass die Schüler zum Beispiel auch mal Spachteln müssen", veranschaulicht der Malermeister. Für einen Großteil der benötigten Materialien sorgte Jürgen Schmidt, Verkaufsberater beim Betrieb Gima.
PROJEKT
Die "Generationen Werkstatt" ist eine Aktion, die im Lahn-Dill-Kreis von der "Hessenstiftung - Familie hat Zukunft" durchgeführt wird. Schulen arbeiten dabei mit Betrieben zusammen, um ihre Schüler mit dem Handwerk vertraut zu machenUlrich Kuther, Geschäftsführer der Stiftung, erklärt: "So können wir Schüler fürs Handwerk begeistern und die Betriebe können dem Fachkräftemangel entgegenwirken."
Niclas Boldt, Tarik Ibrisimovic, Mohamed Enis Khalfaoui, Andes Rasheed, Jason Rothe und Maximilian Skranschewsky werden an dem Projekt arbeiten. "Als wir das Angebot bekamen den Klassenraum zu renovieren, haben wir uns natürlich zur Verfügung gestellt", so Skranschewsky, der weiter erklärt: "Der Raum war nämlich sehr heruntergekommen." Auch Khalfaoui hat gute Gründe für die freiwillige Teilnahme: "Es macht Spaß, da wir selbst daran arbeiten dürfen." Eine gewisse handwerkliche Begabung und keine Scheu vor Leitern, hätten sie auch zur Teilnahme bewegt, erklären Skranschewsky und Khalfaoui. "Wir bekommen die Arbeitsschritte erklärt und versuchen sie im Anschluss umzusetzen, wenn Fehler auftreten, wird uns geholfen", beschreibt Skranschewsky die Arbeit mit Söhngen.
Die Schüler lernen wichtige Fähigkeiten kennen: "All das, was ich hier lerne, wird mir später auch in meinem alltäglichen Leben helfen", erkennt Khalfaoui. Ähnlich, wie sein Schulkamerad Rasheed könne er es sich vorstellen später in diesem Beruf zu arbeiten. Skranschewsky wolle später unbedingt im Handwerk arbeiten. Das Projekt sehe er bereits als kleines Praktikum. "Aber auch die Schule hat etwas davon, denn der renovierte Klassenraum wird auch für kommende Schüler da sein", findet Boldt.
Auch Söhngen ist von dem Projekt überzeugt: "Ich finde die Idee sehr gut, denn es gibt im Handwerk einfach zu wenig Personal", bedauert er. "Solche Aktionen könnten vielleicht zu einem Zuwachs in der Branche führen", hofft Söhngen. Für den Fachkräftemangel findet er deutliche Worte: "Wir suchen Auszubildende, aber wir finden kaum jemanden - kaum einer will es freiwillig machen."
Die Arbeit mit seinen Schützlingen funktionierte bisher. "Sie sind wissbegierig, aber einmal hat es anscheinend etwas an Motivation gemangelt. Denn bei einem Projekttag erschienen die meisten nicht", berichtet Söhngen. Nach diesem Ausfall, habe sich allerdings jeder Gedanken gemacht und Söhngen glaube nun an ein erfolgreiches Projekt. "Bei einem der Schüler kann ich mir sogar vorstellen, dass er später bei der Baudekoration Ibrisimovic eine Ausbildung beginnt", lässt er durchsickern.