Stäbchen rein, Spender sein: Am Sonntag in Hüttenberg und Herborn bei der DKMS registrieren lassen
Kann ich Spender werden? Was passiert bei der Registrierungsaktion? Und wieso sammelt die DKMS zusätzlich auch Geld ein? Antworten auf diese und weitere Fragen haben wir im Artikel zusammengefasst.
Dauert nur ein paar Minuten und tut auch gar nicht weh: Das Beratungsgespräch und der anschließende Wangenabstrich für eine Registrierung. Foto: Christian Keller
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HÜTTENBERG/HERBORN - Hüttenberg/Herborn (red/kel). Felix Ehrenpfordt aus Wetzlar hat Blutkrebs. Nur eine Stammzellspende kann das Leben des 17-Jährigen retten. Um zu helfen, organisieren seine Familie und Freunde gemeinsam mit der DKMS zwei Registrierungsaktionen in Hüttenberg und Herborn. Am Sonntag, 13. Januar, können sich potenzielle Spender in Rechtenbach (Bürgerhaus, Im Saales 2) und Herborn ("Fit hoch 3", Bürgermeisterwiese 2) zwischen 11 und 16 Uhr registrieren lassen. Was man dafür tun muss und ob das mit oder ohne Piks geht, haben wir bei der DKMS nachgefragt.
Wer kommt als Spender in Frage?
Grundsätzlich kommt jeder gesunde Mensch zwischen 17 und 55 Jahren, der mindestens 50 Kilogramm wiegt, als Spender infrage. Ausschlussgründe sind beispielsweise schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder chronische Erkrankungen wie Rheuma. Detailfragen erklären Mitarbeiter auch bei der Registrierungsaktion vor Ort. Seit einer Aktualisierung der "Deutschen Standards für die nicht verwandte Blutstammzellspende" im Dezember 2014 dürfen sich auch Homosexuelle typisieren lassen, die den grundsätzlichen Spenderanforderungen entsprechen.
Wird Blut abgenommen?
Nein, mittlerweile nutzt die DKMS bei allen Registrierungsaktionen das Verfahren des Wangenschleimhautabstrichs.
Wie läuft die Registrierung am Aktionstag ab?
Nach dem Ausfüllen einer Einverständniserklärung erfolgt die Registrierung mit Wattestäbchen per Wangenschleimhautabstrich. Für den Spender ist das zunächst eine Sache von fünf bis zehn Minuten.
Worauf wird der Wangenabstrich untersucht?
Bei einer Typisierung werden die Gewebemerkmale bestimmt. Die Befunde werden anschließend anonymisiert an das zentrale Knochenmarkspenderregister in Ulm weitergeleitet.
Wann kommt man als Stammzellenspender in Frage?
Die Gewebemerkmale von Patient und Spender müssen nahezu hundertprozentig übereinstimmen, damit eine Transplantation erfolgreich durchgeführt werden kann. Die Übereinstimmung der Gewebemerkmale zweier Menschen ist allerdings äußerst selten. Deshalb ist es wichtig, dass viele potenzielle Stammzellspender registriert sind, denn nur so können "genetische Zwillinge" gefunden werden.
Wie groß ist die Chance, einen passenden Spender zu finden?
Bei häufigen Merkmalskombinationen kann ein Spender unter 20 000 gefunden werden. Bei seltenen Gewebemerkmalen findet sich unter mehreren Millionen eventuell kein passender Spender.
Was geschieht mit den abgegebenen Proben?
Die Proben werden nach der Aktion ins Labor gebracht und analysiert. Entscheidend für eine erfolgreiche Übertragung der Stammzellen ist die Übereinstimmung von mindestens acht Gewebemerkmalen zwischen Patient und Spender.
Was geschieht, wenn die Merkmale passen?
Kommt man als Spender für einen Patienten in Frage, kommt es zu einer Bestätigungstypisierung. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sich der potenzielle Spender entscheiden muss, ob er zur Verfügung stehen will. Wenn er zustimmt, wird ein Gesundheitscheck durchgeführt. Die bloße Registrierung bei der DKMS beinhaltet zunächst nicht die bindende Verpflichtung zu einer Stammzellspende.
Wird am Sonntag nur für Felix nach einem Spender gesucht?
Nein, alle die sich am Samstag registrieren lassen und in das zentrale Knochenmarkspenderregister aufgenommen werden, stehen für Patienten weltweit zu Verfügung. Es kann also auch sein, dass in Wolfenhausen ein Spender für eine ganz andere Person gefunden wird, die nach einem passenden Spender sucht.
Was passiert bei einer Knochenmark- oder Stammzellentnahme?
Es gibt zwei Entnahmeverfahren. Die häufigere Methode (80 Prozent aller Eingriffe) ist die periphere Stammzellentnahme: Dem Spender wird über mehrere Tage ein Medikament verabreicht, das die Produktion der Stammzellen im Knochenmark anregt und diese in die Blutbahn ausschwemmt.
Nach dieser Vorbehandlung werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gesammelt. Seltener durchgeführt (20 Prozent aller Eingriffe) wird die Knochenmarkentnahme, bei der dem Spender das Blut-Knochenmark-Gemisch unter Vollnarkose direkt aus dem Beckenkamm, nicht etwa aus dem Rückenmark wie oft angenommen wird, entnommen. Das Knochenmark bildet sich in der Regel nach zwei Wochen wieder nach.
Muss sich der Spender auf einen längeren Krankenhausaufenthalt einstellen?
Nur bei der Knochenmarkentnahme ist ein Krankenhausaufenthalt nötig, der etwa zwei bis drei Tage dauert. Die periphere Stammzellspende wird ambulant durchgeführt und dauert in der Regel vier Stunden.
Was sind die Anzeichen für eine erfolgreiche Transplantation?
Nach etwa zwei bis vier Wochen gibt der Anstieg der weißen Blutkörperchen erste Anhaltspunkte dafür, ob die neuen Stammzellen ihre Aufgabe aufgenommen haben und - wie gewünscht - gesunde Blutzellen bilden.
Welche Risiken gibt es bei der Stammzellentnahme?
Bei der Knochenmarkentnahme besteht für ein paar Tage ein lokaler Wundschmerz. Das Risiko beschränkt sich bei dieser Methode auf das übliche Narkoserisiko. Bei der peripheren Stammzellspende können während der Vorbereitungsphase grippeähnliche Symptome auftreten. Langzeitnebenwirkungen sind laut DKMS nach heutigem Forschungsstand nicht bekannt.
Welches Krankenhaus entnimmt die Stammzellen?
Die DKMS kooperiert mit ausgesuchten Entnahmezentren. Die gesamte Reiseabwicklung inklusive Unterkunft übernimmt die DKMS. Dem Spender entstehen keine Kosten.
Dürfen sich Patient und Spender kennenlernen?
Die deutschen Richtlinien sehen vor, dass sich Spender und Patient erst zwei Jahre nach der Spende persönlich kennen lernen dürfen. In der Zwischenzeit können Spender bereits anonym Kontakt zum Patienten aufnehmen. Über die DKMS können Briefe oder Geschenke ausgetauscht werden. Nach Ablauf der vorgesehenen Kontaktsperre können Spender und Patient sich auch direkt schreiben oder persönlich treffen - wiederum über die DKMS vermittelt, vorausgesetzt Spender und Patient sind einverstanden.
Wofür wird Geld benötigt?
Für die Registrierung und Bestimmung der Gewebemerkmale fallen inklusive Laborkosten, Material, Logistik und Personal, Kosten in Höhe von 35 Euro an. Daher freut sich die DKMS auch immer über Spenden. Die Spenderneugewinnung wird über Privat- und Firmenspenden finanziert.